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Friseurmeisterin Kathleen Eggert bietet Beratung rund ums Thema Perücken / Salon beteiligt sich am Patientenforum Mit "Uschi" wieder voll im Leben

Von Nora Knappe 21.08.2010, 07:05

Perücken – im Theater gehören sie einfach zur Rollenillustration dazu, für manch Karnevalsjeck sind sie ein Muss. Viele aber entscheiden sich krankheitsbedingt für Kunsthaar. Vor allem für Frauen ist Haarausfall eine schlimme Erfahrung. Ihnen hilft Friseurmeisterin Kathleen Eggert mit ihrem Perückenstudio.

Stendal. Sie heißen "Uschi", "Tuff", "Mopp" oder "Berta". Sie sind nicht anspruchsvoll, relativ pflegeleicht und sehen immer gut aus. Und sie geben ein Stück Lebensfreude zurück. Dass Perücken Namen haben, ist sicher ungewöhnlich; für die, die sie tragen, aber Teil eines schwierigen Prozesses, der lange vor der Kunstfrisur begann.

Und am Anfang dieses Prozesses steht die Diagnose Krebs. Ein schlimmer Weg der Verzweiflung, des Aufgebens und Hoffens, des Kämpfens und des Trotzes beginnt. Mit der Chemotherapie kommt das Entsetzen: die Haare fallen büschelweise aus, das Gesicht im Spiegel ist schon längst fremd. Für Frauen ist dieser Anblick besonders schlimm. Sind doch die Haare Ausdruck ihrer individuellen Schönheit, macht die Frisur auch ihr Frausein aus.

Kathleen Eggert kennt viele dieser Schicksale. Nicht nur dass sie im eigenen Familien- und Freundeskreis schon der Krankheit Krebs begegnet ist. Jede Woche kommen Frauen zu ihr, die ihr spezielles Wissen und ihre Beratung brauchen. Die 38-jährige Friseurmeisterin, Inhaberin der Salons "Harmonie" in Stendal und Tangermünde, bietet einen Service rund um die Perücke. "Das geht von der Beratung zu den verschiedenen Modellen, zu Pflege und Gebrauch über die Hilfe bei der Abrechnung mit den Krankenkassen bis hin zu seelischem Beistand und Zuspruch."

Drei bis vier Kundinnen kommen pro Woche in ihre Perückenstudios. Krankheitsbedingt die meisten; nur wenige, weil sie einfach Lust auf eine neue Frisur auf Zeit haben. "Erstmal erzählen, ein bisschen weinen und dann geht es los", schildert Eggert den Ablauf des ersten Gesprächs, das stets diskret und in einem Extraraum stattfindet. Farbe und Frisur werden besprochen, der Kopf wird ausgemessen, dann werden drei bis vier Modelle bei Fachfirmen bestellt, und meist ist dann auch eine dabei, die passt und den Betroffenen gefällt.

Ein schwerer Schritt, sich für eine Perücke zu entscheiden? "Für die Frauen, die vor dieser Entscheidung stehen, ist es viel schlimmer, wenn die Haare abrasiert werden", sagt Kathleen Eggert. "Aber sobald sie merken, dass keiner ihnen ansieht, dass sie eine Perücke tragen, sind sie glücklich und stolz. Und das ist dann der beste Dank für uns." Etwa ein halbes Jahr werden die künstlichen Haare getragen, bevor die eigenen wieder nachwachsen. "Und der erste Haarschnitt, der ist meiner", sagt Eggert lachend.

Was danach mit "Uschi" und Co. passiert, frage sie nicht. Aber von einer Frau weiß sie, dass sie ihre Perücke nach überstandener Krankheit ins Grillfeuer geworfen hat.

Mit einem Karton voller Tücher und Perücken und vielen Informationen wird Kathleen Eggert mit ihrem Team heute übrigens auch beim Patientenforum in der Katharinenkirche dabei sein. Der Infotag zum Thema Brustkrebs geht von 10 bis 14 Uhr.