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Nabu-HerdeErmittlungen zu toten Büffeln bei Stendal

Nach dem Tod mehrerer Wasserbüffel im Naturschutzgebiet Elsholzwiesen bei Stendal bleiben viele Fragen offen.

Von Thomas Pusch 25.09.2018, 01:01

Stendal l Mehrere Wasserbüffel sind am Sonntag im Naturschutzgebiet Elsholzwiesen verendet. Unklar blieb zunächst, wie viele Tiere in dem Gebiet zwischen Bölsdorf und Buch gestorben waren. Während Beobachter, die anonym bleiben wollten, von sechs toten Tieren sprachen, bezifferte Projektleiter Peter Neuhäuser deren Zahl mit zwei.

Ein Anrufer, der seinen Namen nicht in der Öffentlichkeit lesen möchte, aber beteuerte, gesehen zu haben, was er beschrieb, sprach am Montagvormittag von insgesamt fünf toten Tieren. „Am frühen Morgen waren es vier, eines hatte sich festgesetzt, das ist dann am Nachmittag ertrunken“, sagte er. Unter anderem vom Nabu-Turm an der Straße zwischen Bölsdorf und Weißewarte sei das Geschehen mit Ferngläsern beobachtet worden.

Montagnachmittag schließlich gab der Landkreis eine Pressemitteilung heraus, in der steht, dass die alarmierten Einsatzkräfte beim Eintreffen den Tod von drei Tieren feststellten. Ein weiteres wurde ärztlich versorgt. Landrat Carsten Wulfänger (CDU) hat die Untersuchung der Todesursache angeordnet. In der Mitteilung wird die Situation so geschildert, dass die Wasserbüffel „nach jetzigen Erkenntnissen nicht den Ausstieg aus dem Gewässer, der dafür vorgesehen ist, genutzt haben“. Das Gewässer, das zum Weidekomplex gehört, hat vier Ausstiege, die dafür ausgelegt sind, aus dem Gewässer heraus zu gelangen.

Anrufer meldeten laut Landkreis der Leitstelle am vergangenen Sonntag in Not geratene Tiere. Kurz vor 8 Uhr fanden Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Tangerhütte vor Ort drei tote Tiere in einem Gewässer auf dem Weidegrundstück vor. Die Bergung der Kadaver aus dem Gewässer wurde durch den Inhaber des Grundstücks organisiert. Ein vierter Wasserbüffel sei aus dem Wasser befreit und durch den herbeigerufenen Hoftierarzt versorgt worden.

In dem Gewässer hätten sich den gesamten Tag über mehrere Tiere schwimmend befunden. Das sei deren natürlicher Lebensumstand. Nach Angaben des Veterinäramtes des Landkreises sind die Tiere nicht in Gefahr gewesen und wurden unter Beobachtung im Gewässer gelassen. Das Wasserbad hat vier Ausstiege, diese seien für den Ausstieg aus dem Wasser geeignet und weiterhin genutzt worden.

„Es ist nach derzeitigen Kenntnissen nicht auszuschließen, dass der alternative Ausstieg, den einige Tiere nutzten, eine Gefahrensituation für die Tiere herbeiführte. Die Untersuchungen der örtlichen Gegebenheiten finden derzeit statt“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Der Landkreis Stendal ordnete am Montag an, die Tiere an einen anderen Aufenthaltsort zu bringen. Allerdings bedeutet das nicht, dass am ordnungsgemäßen Halten der Wasserbüffel gezweifelt wird. Denn: „Aus jetziger Sicht können Tierhaltungsfehler nicht bestätigt werden. Die Untersuchungsergebnisse werden abgewartet“. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet.

Inzwischen hat der Tangermünder AfD-Stadtrat Dirk Schulz Anzeige gegen den Projektverantwortlichen Peter Neuhäuser wegen Tierquälerei und gegen den Amtstierarzt Dr. Thoralf Schaffer wegen Unterlassung erstattet. Er hatte sich zusammen mit dem AfD-Landtagsabgeordneten Ulrich Siegmund die Situation ansehen wollen. „Leider hat mir Dr. Neuhäuser mit einer emotionslosen und unfreundlichen Art den Zugang verwehrt. Außerdem wurde scheinbar sehr offensichtlich versucht, mit einem Traktor die Sicht auf das Geschehen und die Leichen zu verdecken. Transparenz und der Wille zur Aufklärung sehen anders aus“, heißt es in einer Pressemitteilung von Siegmund.

Unabhängig davon äußerte sich Neuhäuser im Namen des Nabu-Kreisvorstandes. Darin berichtet er, dass der Nabu am Sonntag von der Rettungsleitstelle  informiert worden sei, dass sich eine größere Anzahl von Tieren im Wasser aufhält. Auf der Weide habe der Nabu festgestellt, „dass die normalerweise in einer einzigen großen Gruppe lebenden Büffel sich in drei Teilherden aufgespalten hatten".

Neuhäuser schlussfolgert: „Dies deutet auf eine massive und nachhaltige Störung der Büffelherde hin, die sowohl durch menschlichen Einfluß (z. B. unbefugtes Betreten der Weide mit Hund) als auch durch Wildtiereinfluß ausgelöst worden sein kann. Wasserbüffel ziehen sich bei Gefahr natürlicherweise in ein Gewässer zurück, was eine Erklärung für das anhaltende Schwimmen und Verbleiben einer Teilherde von zirka zehn Tieren auf den Teichen sein kann." Die Teiche, so Neuhäuser, seien inzwischen so gesichert, dass eine Nutzung durch die Tiere nicht mehr erfolgen kann.

Bereits vor fünf Jahren, im Juni 2013 während der Hochwasserkatastrophe, hatte Neuhäuser im Mittelpunkt einer Berichterstattung über verendete Tiere gestanden. Damals waren mehr als 50 Tiere, Konik-Wildpferde und Taurus-Rinder, die im Deichvorland Bucher Brack vom Naturschutzbund gehalten wurden, ums Leben gekommen.

Mehrere Strafanzeigen waren gegen den Nabu-Chef, er ist Vorsitzender des Kreisverbandes Stendal, wegen Tiermisshandlung und -tötung gestellt worden, so auch vom Landkreis Jerichower Land und von einer Bürgerinitiative. Die Staatsanwaltschaft Stendal stellte im Mai 2014 das Verfahren ein. Sie hatte einen mangelnden Tatverdacht festgestellt.