Jagd auf Nutria abgeblasen Nach Morddrohung: In Stendal will kein Jäger Fallen für die Nutrias aufstellen
Das Vorhaben der Stendal, die Nutrias am Stadtsee zu jagen, droht zu scheitern. Kein Stendaler Jäger möchte die Fallen aufstellen. Das hat auch mit den Reaktionen auf die Ankündigung der Nutria-Jagd zu tun.

Stendal - Seelenruhig zieht die Nutria am Mittwochabend ihre Bahnen im Stadtsee. Kurz das nasse Fell geschüttelt, folgt ein kurzer, sorgloser Spaziergang an der Böschung. Das Tier fühlt sich immer noch wohl, obwohl es doch eigentlich um sein Leben bangen müsste. Doch Gefahr, in eine Lebendfalle zu tappen, besteht nicht. Die Anfang des Jahres von der Stadtverwaltung angekündigte Bejagung der Nager, um den Bestand insbesondere am beliebten Stendaler Ausflugsziel zu dezimieren, lässt weiter auf sich warten.
Kontrolle der Nutria-Fallen ist aufwendig
Die Verzögerung hat einen recht profanen Grund. Es findet sich in Stendal schlicht kein Jäger, der die Fallen aufstellen und anschließend die Nutrias töten möchte. Das mag an dem damit verbundenen Aufwand liegen, vermutet Stadtsprecher Armin Fischbach: „Die Lebendfallen müssen mindestens zweimal täglich, jeweils morgens und abends, kontrolliert werden.“ Und Laien dürfe man diese Aufgabe nicht überlassen, da „nicht ausgebildetem Personal die Benutzung von Lebendfallen verboten ist.“ Selbst wer einen Jagdschein erworben hat, darf die Fangvorrichtung nur nach einer Schulung benutzen.
Auch das trage laut Fischbach dazu bei, dass die Zahl der in Frage kommenden Jäger von vornherein geschrumpft ist. Diejenigen, die die Erlaubnis haben, konnten nicht überzeugt werden, sich der Sache anzunehmen. Die teilweise sehr emotionale und kontroverse Resonanz auf die Ankündigung der Stadt habe bei dem ein oder anderen Jäger Skepsis ausgelöst.
Stendaler Stadtsee für Nutria-Jagd nur bedingt geeignet
Dies ging so weit, dass sogar eine Morddrohung im Postfach der Stadtverwaltung landete. Außerdem hatte sich die Tierrechtsorganisation mit einer Stellungnahme an die Stadtverwaltung gewandt, um die Tötung zu verhindern. Offenbar breitete sich unter den Waidmännern die Sorge aus, „sich angreifbar zu machen“, teilt der Stadtsprecher mit. Andere Jäger führten dagegen rein professionelle Gründe an. Demnach gebe es am Stadtsee keine geeigneten Auslegestellen für die Fallen. Dennoch rückt die Stadt noch nicht von dem Vorhaben ab. Allerdings soll es noch einmal geprüft werden.