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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Mit 1.000 Essen pro Tag in die Deutsche Einheit

Alexandra Krotki aus Magdeburg ist eine Geschäftsfrau der ersten Stunde. Die Wende 1989 nutzt sie zum Durchstarten und behauptet sich am Markt bis heute.

Von rs 09.07.2025, 19:00
Alexandra Krotki, Chefin von Alexmenü in  Magdeburg.
Alexandra Krotki, Chefin von Alexmenü in Magdeburg. Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Alexandra Krotki, Chefin von Alexmenü.

Alexandra Krotki ist geborene Magdeburgerin und die Geschäftsführerin von ALEXMENÜ. Der Weg in diesen Job ist vielleicht typisch für den Geist des Aufbruchs nach dem Fall der Mauer. Sie selbst erinnert sich noch sehr lebhaft an den 9. November 1989: „Dieser Tag war natürlich eine absolute Überraschung, damit hätte niemand gerechnet. Aber es war davor schon klar, dass irgendwas passieren muss.“

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Alexandra Krotki, Alexmenü Magdeburg

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Sie selbst war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt und schon erfolgreich als Bauingenieurin im Spezialbaukombinat Magdeburg tätig. Die Monate danach nutzte sie, um sich weiterzuentwickeln und mögliche neue Perspektiven anzugehen. Diese sah sie damals noch in der IT-Branche und brachte sich daher das Programmieren bei.

Anfang auf dem ehemalige Stasi-Gelände in Magdeburg

Ihre ersten Pläne für eine Zukunft in der Selbstständigkeit gingen in Richtung Planungsbüro für Bauwesen mit Spezialisierung auf Großküchentechnik. Auf ihren eigenen Erfahrungen aufbauend, wollte sie diese Marktlücke nutzen. Doch dann kam es anders - wie so oft in dieser Zeit - und sie und ihr damaliger Mann beschlossen „eine Kantine oder irgendwas Gastronomisches zu eröffnen“. Auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie kamen sie über viele Umwege zu einem Gebäude auf dem ehemaligen Stasi-Gelände im Kroatenweg in Sudenburg. Damit begann am 15. März 1990 ein ganz neuer beruflicher Abschnitt.

1.000 Portionen Essen in Aluschalen

Leichter wurde es allerdings nicht, denn die Zeiten waren damals einfach chaotisch und jeden Tag gab es was Neues oder Unvorhergesehenes. „Aufgrund des katastrophalen Zustandes des Gebäudes und seiner Küche belieferten wir unsere ersten Kunden nicht vor Ort, sondern über Assietten. Und so produzierten wir dann von einem Tag auf den anderen 1.000 Portionen in Aluschalen“, erzählt Krotki.

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Die Portionen, Kunden und Mitarbeitenden wurden schnell mehr, veränderten sich nach der Währungsunion und dem aufkommenden Wettbewerb auf dem Markt aber auch genauso rasant. Durch einen Zufall kamen sie dann zur Schulessenversorgung und etablierten sich in kurzer Zeit in diesem Bereich. Um weiter wachsen zu können, musste ein neuer Standort mit besseren Voraussetzungen gefunden werden. So kamen sie nach Rothensee.

Im dritten Anlauf nach Rothensee

Auch hier waren aber wieder erstmal ihre Erfahrungen als Bauingenieurin gefragt, denn sie übernahm in Eigenregie die Bauleitung für den gesamten Umbau des Gebäudes. Und es sollte nicht das letzte gewesen sein, denn sie mussten auch dieses wieder verlassen und sind dann im dritten Anlauf am heutigen Standort gelandet. „Das waren wirklich harte Zeiten“, stellt sie rückblickend fest. „Wir hatten kein Geld und haben eigentlich nur gearbeitet und ums Überleben gekämpft.“

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Doch der Einsatz hat sich gelohnt! Trotz der vielen Schwierigkeiten und Rückschläge haben sie nie aufgegeben, sondern gemeinsam mit ihren engagierten Mitarbeitenden immer nach vorn geschaut. Heute steht Alexmenü mit über 10.000 Portionen täglich für Zuverlässigkeit, Qualität und regionale Produkte. „Wir haben uns unseren guten Ruf hart erarbeitet und verdient“, freut sich Krotki über diesen Erfolg.

Aus berlin wurde zum Glück nichts

Alexandra Krotki ist ein „Stehaufmädchen“ und eine Frau der „ersten Stunde“, die ihren Weg gegangen ist und ihre Chancen trotz aller Widerstände immer genutzt hat. Das verbindet sie ganz besonders mit ihrer Heimatstadt, denn auch Magdeburg hat viele Niederlagen und Neuanfänge erlebt. Genau wie ihre eigene Perspektive sieht sie auch die ihrer Stadt äußerst positiv: „Magdeburg hat sich in den letzten 30 Jahren extrem gut entwickelt – mal abgesehen von den vielen Baustellen, mit denen wir auf unseren Touren täglich zu kämpfen haben.“

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Aber zu jedem Neuanfang und Fortschritt gehört nun mal auch eine Baustelle, das hat sie selbst immer wieder erfahren müssen. Mittlerweile zeigt sie Freunden und Geschäftspartnern nicht nur voller Stolz ihr Unternehmen, sondern auch ihre Stadt und die sind immer „total überrascht, was aus Magdeburg geworden ist.“ In jungen Jahren wollte sie unbedingt nach Berlin ziehen. Heute ist sie froh, dass daraus nichts geworden ist und würde ihr Magdeburg nicht mehr eintauschen wollen.