Kirche Neue Kunst im Stendaler Dom: Epitaph bekommt wieder ein „Innenleben“
Der Metallkünstler Thomas Leu aus Halle/Saale ergänzt das Epitaph Dietrich von Angerns in Stendaler Dom. Fünf renommierte Künstler hatten ihre Entwürfe eingereicht.

Stendal - Die Entscheidung ist gefallen: Der Künstler Thomas Leu aus Halle/Saale wird dem Epitaph des Dietrich von Angern im Stendaler Dom nach Jahrhunderten der Leere wieder ein „Innenleben“ geben. Für diese zeitgenössische Ergänzung lief ein Kunstwettbewerb, fünf renommierte Künstler waren dazu eingeladen – und alle haben Arbeiten eingereicht. „Es sind so vielfältige Entwürfe, aber am Ende war das Votum der Jury relativ klar. Unser Wunschergebnis hat eine Mehrheit gefunden“, sagt Dompfarrer Markus Schütte.

Gewonnen hat der Metallkünstler Leu mit seinem Beitrag „Prägung“. Der Hallenser ist in der Altmark mit seinen Arbeiten schon bekannt. Zuletzt hat er eine Astronomische Uhr für die Stephanskirche in Tangermünde geschaffen.
„Der Entwurf hat mich spontan angesprochen, hat eine sehr schöne Ästhetik“, schwärmt Markus Schütte. Karin Wacker-Paulsen, stellvertretende Vorsitzende des Gemeindekirchenrates und Mitorganisatorin des Wettbewerbs, fügt hinzu: „Manchmal liegt das Schöne im Einfachen.“ Beim ersten Blick habe sie ein Kreuz in der Mitte gesehen und beim zweiten den Grundriss des Stendaler Doms.

Thomas Leu verarbeitet in „Prägung“ zwei Aussagen über Dietrich von Angern: dass wenig Konkretes über ihn bekannt ist und dass er äußerst prägend für den Dom gewirkt haben soll. „Es wird eine formale Synthese aus einem Fingerabdruck und dem Grundriss des Domes geschaffen“, erklärt der Hallenser seine Arbeit. Beides verschmelze zu einer Art Ornament, das „sich gut in die Form des vorhandenen Epitaphs einfügt“. Für den Künstler hat das Werk auch etwas Heutiges: Aus der Ferne betrachtet, mute es „fast wie ein elektronischer Schaltkreis an oder erinnert etwas an einen vergrößerten Prozessor. Auch eine Gehirnstruktur ließe sich deuten.“ Was er beabsichtigt, ist „eine gewisse Offenheit der Interpretation“. Das Material ist Edelstahl, an der Oberfläche so bearbeitet, dass sich ein warmer Bronzeton zeigt.

Im Jahr 2024 wird die 600-jährige Geschichte des Stendaler Domes als gotisches Bauwerk gefeiert. Aus diesem Anlass fand der Kunstwettbewerb für das Sandstein-Gedächtnismal statt. Es war in den 1430er Jahren zum Gedenken an Dietrich von Angern angebracht worden. Von 1390 bis 1427 war er Domdekan und Initiator des Dom-Neubaus. Auf der Konsole stand ursprünglich eine Marienfigur aus Marmor, 1754 waren davon nur noch Bruchstücke vorhanden. Danach hatte man den Platz mit einer geschnitzten Marienfigur gefüllt, die aber wieder zurück in der Stendaler Marienkirche ist.
Im Rahmen des Festjahres waren das Nischen-Epitaph und das umgebende Mauerwerk restauriert worden, nun kommt ein Kunstwerk hinzu. Bis zum Abschluss des Festjahres „600 Jahre gotischer Dom Stendal“ am 6. Dezember 2024 soll es seinen Platz im Epitaph-Inneren bekommen. Die Gesamtkosten für Restaurierung, Wettbewerb und dessen Umsetzung belaufen sich auf 17.000 Euro. Einen Teil übernimmt die Stadtgemeinde Stendal, vom Dom-Förderkreis und vom Rotary Club Stendal kommen jeweils 5.000 Euro.

Alle Entwürfe sind bis zum Sachsen-Anhalt-Tag im Dom ausgestellt. Zu jedem gibt es ein ausführliches Exposé der Künstler.