1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Auftakt auf 400-jährigem Rittergut

Offenes Denkmal Auftakt auf 400-jährigem Rittergut

Das Rittergut Briest ist seit 400 Jahren Sitz der Familie von Bismarck. Am 10. September wird dort der Denkmaltag eröffnet.

Von Rudi-Michael Wienecke 03.09.2017, 01:01

Briest l „Macht und Pracht“ heißt das bundesweite Motto des Tags des offenen Denkmals in diesem Jahr. Auf dem Briester Gutshof der Familie von Bismark findet die zentrale Eröffnungsveranstaltung für den Landkreis statt. Der wirklich große Mächtige des Familiengeschlechts, der erste Reichskanzler Otto von Bismarck, stammt allerdings aus der Schönhausener Linie. In Briest war er höchstens mal zu Besuch.

Die dort seit 1624 ansässigen Bismarcks waren eher bodenständig.

Generaltionenlang stellten sie altmärkische Landräte, lebten von der Land- und Forstwirtschaft. Entsprechend angelegt ist auch das Gutsensemble - eher praktisch als prächtig und trotzdem sehr reizvoll, mit viel Geschichte und Geschichten in und um den Gemäuern.

Diese kann am besten Maren von Bismarck erzählen. Laut Erbfolge berechtigt, konnten sie und ihr Ehemann Friedrich von Bismarck das Areal 1996 zurückerwerben. Die 1915 geborene Albertine-Luise von Bismarck, geborene von Engelbrechten-Ilow und Mutter des Friedrich, durfte die Rückführung des Gutes in Familienbesitz, dass sie 1945 mit ihren Kindern verlassen musste, noch erleben.

Der originalgetreue Wiederaufbau des zu DDR-Zeiten heruntergekommenen Ensembles war und ist das Ziel. Seit 2001 zeichnet Maren von Bismarck allein für die Entwicklung von Herrenhaus, Brauhaus und Park. Ihr Ehemann verstarb plötzlich.

Baugeschichtliche Recherchen begannen, alte Unterlagen wurden aber nicht gefunden. „Lediglich aus den späten 20er Jahren ist etwas erhalten geblieben“, so Architekt Thomas Müller, der von Anfang an die Restaurierung des alten Herrenhauses begleitet. Auch alte Schwarz-Weiß-Fotografien vermittelten Eindrücke aus jenen Jahren.

Mit der eigentlichen Sanierung wurde vor dreizehn Jahren begonnen, gefördert unter anderem durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Dorferneuerung, das Land Sachsen-Anhalt und Lotto-Toto.

Bautechnisch hatten die Planer und Handwerker mit „den klassischen Problemen“ zu kämpfen. „Die Wände waren Feucht, der Schwamm musste beseitigt werden“, so Müller.

Auch brauchte man Handwerker, die die alten Techniken noch beherrschen. Hier hatten Bauherren und Architekt Glück, solche Fachleute gibt es noch in der näheren Umgebung.

Mittlerweile sind sieben Abschnitte fertiggestellt. Die komplette Außenhülle und die Dächer sind saniert, Fenster und Türen drin. Auch im Schlossinneren tat sich vieles. Im Erdgeschoss wurden die Fußböden rekonstruiert beziehungsweise nach historischen Vorbild wieder hergestellt. Besonders stolz ist Maren von Bismarck darauf, dass das Material, Eiche und Douglasie, aus dem eigenen Wald stammt. Im alten Glanz strahlen die Innentüren aus Pappelholz mit Schellacklasur. Im Obergeschoss stießen die Fachleute vom Denkmalschutz sogar auf Türen mit Bierlasur.

Sie stammen aus Zeiten, als Arbeitsszeit weniger kostete als edle Hölzer. Mit heute fast vergessener Technick wurden Maserungen aufgemalt. Heute gelten derartige Holzarbeiten als besonders wertvoll.

Drei Räume im Erdgeschoss dienen einer Ausstellung. Thema ist die Geschichte und der Werdegang der Familie von Bismarck. Möbel, die im Stendaler Winckelmann-Museum aufbewahrt wurden, haben ihren Weg nach Hause gefunden.

Nach historischen Vorbild wurde auch der Park – Bestandteil des Gartenträume-Projektes – mit Wassergraben und Schmuckbeet gestaltet.

Einst jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben, kann nun ebenfalls das Brauhaus, wenn auch noch nicht komplett, wieder genutzt werden.

Das Briester Herrenhaus wurde 1624 von Christoph von Bismarck und seine Frau Dorothea II. von der Schulenburg auf den Grundmauern einer alten Wasserburg erbaut. Es ist eines der wenigen Herrenhäuser, die während des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurden. Seit dem blieb es fast unverändert. Nach einem Brand 1839 wurde lediglich der geschädigte Gebäudeteil im Stil der Renaissance wiederhergestellt.