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Junges Musiktheaterprojekt "mo(t)zArt" diese Woche mit zwei Aufführungen in Stendal Oper ohne Pomp und Perücke

Von Nora Knappe 10.01.2013, 02:26

Bei "mo(t)zArt" wird nicht gemotzt, sondern aufs Feinste gesungen. Auf ganz frische Art. Für zwei Aufführungen ist das junge Opernensemble diese Woche in Stendal.

Stendal l "Wollen wir nochmal beim Hintern anfangen?" "Oh, ja, sehr gerne!" Was sich auf der Bühne im Rangfoyer des Theaters der Altmark abspielt, ist nichts Unanständiges. Aber etwas sehr Vergnügliches. Drei Damen rangeln um den gut gebauten Tamino, der schon ohnmächtig am Boden liegt. Und sein wohlproportioniertes Hinterteil ist nun Gegenstand der Szene aus der "Zauberflöte".

Die vier jungen Leute, die sich singend über die Bühne bewegen, strahlen vor Spiellust, geraten auch mal ins Kichern oder herzhafte Lachen, wenn sie sich ihres anzüglichen Tuns bewusst werden oder eine Szene verpatzt haben. Noch dürfen sie das, noch ist Probe, und die Darsteller wirken so entspannt und ungestresst wie auch ihre Regisseurin. Morgen aber, am 11. Januar, und am Sonntag muss alles sitzen. Dann kommt "mo(t)zArt" zur Aufführung, ein opernartiges, frisch-freches Musiktheater. Zum zweiten Mal übrigens in Stendal, nach dem Projektauftakt im Frühjahr 2012.

Maria Husmann-Hein, die das Ganze ins Leben gerufen und erarbeitet hat und als Regisseurin begleitet, ist dafür durch die Lande gereist, um Gesangstalente aufzuspüren. "Ich habe Gesangslehrer der Region nach begabten Schülern gefragt und habe Vorsingen an Hochschulen veranstaltet", erzählt Husmann-Hein, die selbst Gesang studiert hat und als Sopranistin auftritt. "Ich möchte, dass junge Leute, die sich für Gesang interessieren, möglichst früh mit der Bühne in Berührung kommen." Und so kommt es, dass sie zum Projektstart von "mo(t)zArt" im vorigen Jahr auch Elf- und Zwölfjährige ins Ensemble holte, in dem die Ältesten Anfang 20 sind. Die zwölf Akteure, die aus Sachsen-Anhalt, der Prignitz, aus Hamburg, Spanien und Italien kommen, sind fest zusammengewachsen, interagieren bei den wenigen Proben miteinander, als ob sie schon ewig gemeinsam auftreten.

Und weil das alles - von den Proben über die Ausstattung bis zur Unterbringung - nicht umsonst zu haben ist, ist Maria Husmann-Hein umso dankbarer, dass sie von Unternehmen in der Region Unterstützung bekommt - ob beispielsweise von der Wohnungsgesellschaft, die Unterkünfte zur Verfügung stellt, oder dem Verein "Peter Palitzsch Haus Havelberg" als Träger des Ensembles.

Um diese Stütze wissend, können sich Husmann-Hein und ihr junges Ensemble ganz auf die Aufführung konzentrieren. Die Collage aus Szenen und Arien aus Mozart-Opern kommt frisch, ironisch, humorvoll und ziemlich professionell daher. Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind mit sichtlich großer Freude bei der Sache. Das empfindet voll Begeisterung auch die Regisseurin: "Es ist für mich ein Vergnügen zu sehen, wie sie sich entwickelt haben", sagt Maria Husmann-Hein, die als Sängerin am besten weiß, worauf es ankommt, wenn der Gesang kraftvoll, aber nicht gepresst sein soll. "Durch die Bewegung auf der Bühne fällt es den jungen Leuten leichter, zu singen. Da vergessen sie, daran zu denken, dass sie im Rampenlicht stehen. Sie gewinnen an Sicherheit, und das wiederum verleiht ihrem Gesang Heiterkeit und Freude."

Und so kommt mit "mo(t)zArt" nicht irgendein Musikprojekt auf die Bühne, sondern eine hochwertige Oper, in der Mozart auch mal als Rap dargeboten wird. Oder, wie Husmann-Hein es formuliert: "Oper muss nicht immer Rokoko-Perücke sein."