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Orkan Sabine Sturmtief wütet mit Maß

Der Landkreis Stendal ist in der Orkannacht glimpflich davon gekommen. Schwere Schäde gab es nicht, Feuerwehren waren gut vorbereitet.

Von Donald Lyko 11.02.2020, 00:01

Stendal l Als das Sturmtief „Sabine“ mit voller Wucht über die Altmark hinweggefegt ist, haben die meisten dies gar nicht mitbekommen – denn es war Schlafenszeit.

Die Hauptzeit lag zwischen 21 und 6 Uhr, in der orkanartige Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometer erreicht wurden. „Der Schwerpunkt der Einsätze war nach Mitternacht zu verzeichnen“, sagte Matthias Wollenheit, Leiter der Inte­grierten Leitstelle (ILS) Altmark, am Montag auf Nachfrage der Volksstimme.

Von den 30 Einsätzen im Landkreis Stendal wurde ein Drittel am Sonntagabend gefahren, zwei Drittel in den ersten Stunden des Montags. In einer Hälfte der Fälle waren Bäume auf Straßen gestürzt, bei der anderen Hälfte sorgten herabgestürzte große Äste für Behinderungen. Zudem gab es bei Ziegenhagen einen Verkehrsunfall mit fünf leichtverletzten Insassen. In seinen Auswirkungen sei das Sturmtief „Sabine“ aber „nicht vergleichbar“ mit „Kyrill“ (2007) und „Xavier“ (2017).

Insgesamt wurden in der Nacht zum Montag im Landkreis Stendal 25 Feuerwehren alarmiert, im Einsatz waren etwa 200 Kameraden. Mit sieben Einsätzen in der Region Tangerhütte und sechs Einsätzen im Bereich Stendal waren dies die Schwerpunkte im Kreis.

Gewisse Dramatik herrschte bei einem Einsatz auf der B 189 an der Kreuzung nach Brunkau. Die Feuerwehrleute aus Tangerhütte und Schernebeck hatten Montag gegen 2 Uhr gerade einen Baum zersägt und die Fahrbahn wieder frei, da wurde bekannt, dass 100 Meter die Straßen auch blockiert war. Die umgefallene Kiefer stand jedoch deutlich stärker unter Spannung, die Beräumung war demzufolge wesentlich zeitaufwändiger.

Doch Zeit war kostbar, weil ein Rettungswagen mit einem Patienten an Bord dringend zum Johanniter-Krankenhaus nach Stendal musste. „Mit viel Feingefühl und mehreren Kettensägen gelang es uns, auch diesen Baum zu beseitigen“, heißt es im Einsatzbericht der Feuerwehr auf ihrer Facebook-Seite.

„Die Kameraden haben vorbildlich gearbeitet, alle Notrufe konnten bedient werden. Das verdient großen Respekt“, lobte der ILS-Leiter Wollenheit. Ein Lob haben für ihn aber auch die Bürger verdient, die die Warnungen angenommen und daheim geblieben sind, um sich nicht in gefährliche Situationen zu bringen. Die Kommunen hatten sich gut vorbereitet, einige sogar vorsorglich ihre Gerätehäuser besetzt wie beispielsweise Seehausen, Klietz und Bismark. Unter anderem, um bei Stromausfällen umgehend aktiv zu werden und den Bürgern zur Not auch Rat und Schutz zu bieten.

Personell hatte sich die Leitstelle verstärkt. Sind normalerweise zwei Mitarbeiter in einer Nachtschicht tätig, waren es in der „Sabine“-Nacht fünf. Eine richtige Vorkehrung, so Wollenheit, denn für die gesamte Altmark waren bis gestern kurz vor 9 Uhr mehr als 90 Einsätze für insgesamt 70 Feuerwehren zu koordinieren. Die West-Altmark war doppelt so stark betroffen wie der östliche Teil der Region.

Zu den Alarmierungen gehörten auch vier Brände, ein Großbrand in Salzwedel. Die Mitarbeiter erst dann nachzualarmieren, wenn sie schon benötigt werden, „würde nicht einfach werden“, begründete Matthias Wollenheit die vorsorgliche personelle Aufstockung. Am Montagmorgen kam die Entwarnung für Orkanstärken, die Warnung für Sturmböen blieb bestehen.

Von Respekt der Bürger vor dem Orkantief mit seinen möglichen Folgen sprach auch die Polizei gegenüber der Volksstimme. Weniger Verkehrsteilnehmer als normal seien in der Sturmnacht unterwegs gewesen. Dennoch registrierten die Beamten ein Verkehrsunfall aufgrund des Orkans.

So wurde kurz vor 3 Uhr von einer kräftigen Windböe ein Renault erfasst, der auf der Bundesstraße 189 in Richtung Ziegenhagen unterwegs war. Nachdem das Auto einen entgegenkommenden Lastwagen passiert hatte, kam es nach rechts von der Fahrbahn ab, streifte ein Verkehrsschild und einen Baum, bevor es im Straßengraben landete. Der 18-jährige Fahrer und vier weitere Insassen – zwei Frauen im Alter von 22 und 75 Jahren, ein vierjähriges Kind und ein einen Monat altes Baby – wurden dabei leicht verletzt. Sie alle wurden ins Stendaler Johanniter-Krankenhaus gebracht. Am Auto entstand Totalschaden.

Neben Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und anderen Bereitschaften gehörten auch die Zusteller der Volksstimme zu jenen, die in der Orkannacht ihren Dienst verrichtet haben. Sie trotzten Sturm und Regen und sorgten dafür, dass die Zeitung in den allermeisten Fällen am Montagmorgen pünktlich im Briefkasten war. Das verdient ein Lob und Dankeschön.