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Parken Ein Bäcker kämpft um Parkplätze

Muss die Parkdauer in der Bismarckstraße in Stendal stärker limitiert werden? Ein Unternehmer setzt sich dafür ein.

Von Antonius Wollmann 20.06.2019, 18:34

Stendal l Besorgt schaut Marco Wetzel auf sein Handy. In der Timeline eines großen sozialen Netzwerks ist vor wenigen Minuten eine Nachricht aufgepoppt: Schon wieder habe ein traditionsreicher Bäcker aufgegeben und die Geschäfte eingestellt. „Der Druck durch die Discounter wird immer größer“, sagt der Bäckermeister nachdenklich. In dritter Generation führt der 44-Jährige mittlerweile das Unternehmen, das tief in Stendal verwurzelt ist.

Seit einem Jahr lernt sein Sohn ebenfalls das Bäckerhandwerk, soll eines Tages in die Fußstapfen des Vaters treten. Doch ob der Plan wirklich aufgeht, daran zweifelt der Stendaler hin und wieder. Um jeden Kunden müsse man mittlerweile kämpfen. In diesem Kampf fühlt sich der Bäckermeister ein Stück weit von der Verwaltung seiner Heimatstadt im Stich gelassen. Konkret geht es um die Parkplätze in der unmittelbaren Nähe der Filiale an der Ecke Bismarckstraße/Ostwall.

Obwohl in Rochau gegründet, gilt der Standort gegenüber von der Diesterwegschule als Keimzelle des Familienunternehmens. Bis zum Umzug der Backstube in den Stadtteil Süd in ein moderneres Gebäude wurde hier für die drei weiteren Geschäfte in der Breiten Straße, an der Stadtseealle und in der Scharnhorststraße produziert.

Doch in der Zwischenzeit hat sich der Traditionsstandort zum Sorgenkind entwickelt. Kunden würden ausbleiben, weil die Parkplatzsituation schlecht sei, bemängelt Marco Wetzel. „Im Ostwall findet man im Prinzip keinen Parkplatz und in der Bismarckstraße sieht es nicht viel besser aus“, sagt der Unternehmer. Stundenlang würden Autofahrer dort die Stellplätze blockieren. Wer nur mal kurz ranfahren möchte, um sich schnell einen Kaffee oder Brötchen zu holen, schaue dagegen in die Röhre.

In der Bismarckstraße darf man sein Auto auf den insgesamt 54 Parkplätzen an Werktagen zwischen 8 und 18 Uhr für maximal zwei Stunden abstellen. Am Sonnabend gilt dieselbe Parkdauer im Zeitraum zwischen 8 und 12 Uhr. Aus rechtlicher Sicht handelt es sich damit um sogenannte Kurzzeitparkplätze, erklärt Armin Fischbach, in der Stadtverwaltung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Im Ostwall darf hingegen den ganzen Tag ohne jegliche Begrenzung das Auto abgestellt werden.

Die Zwei-Stunden-Regel in der Bismarckstraße werde jedoch oft umgangen. Zu oft drehten die Parkenden einfach die Uhr weiter, beobachtet Marco Wetzel. Die Parkplätze auf dem Schützenplatz wiederum seien keine Alternative. „Sie sind zu weit weg. Die Kunden müssten erstmal die Straße überqueren“, sagt der Unternehmer. Zweimal habe sich die Firma wegen der Problematik bereits an die Stadtverwaltung gewandt, um Lösungen zu finden.

 „Leider ist danach nichts passiert“, kritisiert der Bäckermeister. Dabei liegt die Lösung für ihn auf der Hand. „Uns schwebt eine Parkdauer von 15 bis 30 Minuten vor“, sagt Marco Wetzel. Prinzipiell ist dies sowohl in der Bismarckstraße als auch im Ostwall möglich. Die Notwendigkeit, die Parkdauer zu reduzieren, sieht das dafür zuständige Tiefbauamt der Stadt jedoch nicht. „Die Mitarbeiter haben den Bereich mehrfach beobachtet. Auch während Phasen höherer Auslastung, waren stets noch einzelne Stellplätze frei“, teilt Armin Fischbach mit.

Ein weiterer Punkt, der aus Sicht der Stadtverwaltung gegen eine Limitierung spricht: Eine Reduzierung auf beispielsweise eine Stunde würde Anlieger und Besucher weiter belasten. „Da in der Regel noch ein Stellplatz gefunden werden kann, halten wir diese zusätzliche Belastung bisher für unnötig“, so Fischbach.

Für den Ostwall könne derzeit noch keine konkrete Angabe gemacht werden. Die vorliegende Anfrage zu Einrichtung von Kurzzeitparkplätzen sei noch nicht abschließend bearbeitet worden, heißt es aus dem Rathaus.

Die Bäckerei ist derweil nicht der einzige Betrieb in der Straße, der Verbesserungspotenzial sieht. Jörg Werthe, Inhaber eines Jagd- und Waffengeschäftes, schlägt in dieselbe Kerbe. Ihm sei die große Zahl von Langzeitparkern ebenfalls aufgefallen. Kunden, die bei ihm kurze Besorgungen machen wollen, würden den Kürzeren ziehen. Das sei alles andere als befriedigend.

Für Marco Wetzel ist das Thema der Parkplätze ein sensibles. Nachdem der Stadtrat vor vier Jahren das Parkverbot auf dem Sperlingsberg erlassen hatte, habe dies zu großen Verlusten für seine Filiale in der Breiten Straße geführt. Pro Jahr sei der Umsatz um bis zu 30 000 Euro gefallen.

„Wir müssen wirklich ganz genau rechnen, um über die Runden zu kommen. Da zählt jeder Cent“, sagt der Bäckermeister. Wie sehr eine Filiale profitiert, wenn Autofahrer ohne Probleme parken, erfährt das Unternehmen im Backshop an der Stadtseeallee. Dort sei die Situation mit einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe fast optimal.