Zeit-Redakteur Kolja Rudzio zu Gast am Stendaler Fachgymnasium Per Zufall zum Meinungsmacher
Kolja Rudzio, Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit, war gestern Gast am Fachgymnasium und sprach über Wirtschaft, Medien und Urlaub.
Stendal l "Wie macht ein Journalist Urlaub?", will Enrico Kionka wissen. Seine Mitschüler kichern, Kolja Rudzio schaut etwas überrascht. Doch der 17-Jährige interessiert sich weniger dafür, wo der Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit mit der Familie entspannt. "Ich meine, müssen Sie denn im Urlaub auch immer Zeitung lesen?", ergänzt Enrico. "Ja, das kommt schon mal vor, aber oft versuche ich auch abzuschalten", erklärt Kolja Rudzio.
Es ist eine offene Gesprächsatmosphäre zwischen den Schülern des Stendaler Fachgymnasiums und dem Wirtschaftsredakteur. Für einen Vormittag ist Kolja Rudzio aus der Redaktion in Hamburg in das Klassenzimmer nach Stendal gekommen. Fachkoordinator Jens Schößler hatte sich mit dem Fachgymnasium bei der Aktion "Die Zeit fährt an Schulen" beworben. "Mehr als tausend Anschriften sind dafür bei uns eingegangen", berichtet Anja Rieger, die das Projekt von der Zeitung aus koordiniert. Sogar Schulen aus Buenos Aires oder Kairo warben für ihre Einrichtungen, um Zeit-Journalisten als Diskussionspartner zu holen. "Bei Jens Schößler hat man gleich gemerkt, dass er mit großem Elan bei der Sache ist. Außerdem wollten wir auch alle Regionen Deutschlands abdecken", erläutert Kolja Rudzio die Entscheidung für Stendal.
Insgesamt rund 80 Schüler des Fachgymnasiums Wirtschaft sowie des Fachgymnasiums Gesundheit und Soziales erfahren von Kolja Rudzio vor allem, wie Medien arbeiten und eben auch, wie Journalisten Urlaub machen. Aber auch kritische Fragen zum Umgang mit Skandalen oder zur wirtschaftlichen Beziehung zwischen Medien und Unternehmen werden besprochen. Florian Jacobsen möchte zum Beispiel wissen, welche Macht Medien besitzen, und nennt als Beispiel den Fall um Ex-Bundespräsident Christian Wulff. "Das ist sicher schwierig, aber grundsätzlich haben in unserem Land alle die Möglichkeit, ihre Meinung zu vertreten", antwortet Rudzio. "Von einer Übermacht der Medien würde ich da nicht sprechen."
Besonders gespannt sind die Jugendlichen zu hören, wie Rudzio zum Journalismus gekommen ist. "Das begann zufällig. Eine Freundin hat bei einer Lokalzeitung gearbeitet und ich bin einfach mal mitgegangen." Die Frage, was er nach der Schule machen sollte, stellte sich damals auch ihm. "Ich habe erstmal Politik und Wirtschaft studiert, ohne genau zu wissen, was mich erwartet."
So wie Kolja Rudzio damals geht es auch heute vielen Schülern. Einige Schüler erzählen, wie schwierig es in manchen Bereichen ist, Arbeitsplätze in der Altmark zu finden. Städte wie Berlin und Hamburg böten oft mehr Chancen. Doch auch dafür kann Kolja Rudzio den Schülern Rat geben, ist er doch Arbeitsmarktexperte bei der Zeit. "Den Arbeitsmarkt gibt es eigentlich nicht, eher schon tausende kleine Teilarbeitsmärkte", erzählt Rudzio mit ruhiger Stimme. Natürlich gebe es innerhalb Deutschlands große Unterschiede in den Regionen, chancenlos sei aber niemand. "Ich glaube auch nicht, dass immer alles schlimmer wird." Dennoch empfiehlt Rudzio den Jugendlichen, vielleicht auch mal in andere Regionen und Städte zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln. "Mit den Ideen von dort kann man ja auch wieder hierher zurückkommen, um etwas Neues aufzubauen."