Nach tödlichen Angriffen Gefährlicher Ort in Stendal - hier kontrolliert die Polizei auf Messer - Bürger reagieren empört
Die Polizei erklärt einen vielbesuchten Bereich in Stendal zum gefährlichen Ort. Passanten werden auf Messer und andere Waffen kontrolliert.

Stendal. - Es ist ein schwülwarmer Abend in Stendal-Stadtsee. Ein paar junge Männer gehen lockeren Schrittes durch die Stadt, als sie angesprochen werden. Es sind Polizeibeamte, die sich den Passanten in den Weg stellen. Und das hat einen Grund.
Ihr Auftrag: Sie sollen sicherstellen, dass niemand Messer, andere gefährliche Gegenstände oder gar Waffen mit sich führt.
Altmarkforum ist zwei Tage lang ein gefährlicher Ort
„Das Gebiet um das Altmarkforum ist für zwei Tage zum gefährlichen Ort erklärt worden“, sagt Kriminalhauptkommissar Falk Scharf. Er leitet den Einsatz.
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Damit sind „anlasslose Kontrollen“ möglich. Das bedeutet: Jeder, der sich in dem betreffenden Gebiet aufhält, muss auf Verlangen seine Personaldokumente vorzeigen und sich gegebenenfalls durchsuchen lassen.
Polizei Stendal stellt Messer im Altmarkforum sicher
Ein junger Mann, psychisch und physisch beeinträchtigt, hat ein Messer dabei. Es besitzt zwar eine feststehende Klinge mit mehr als vier Zentimetern Länge, aber sein Besitzer betrachtet es nicht als Waffe.
Es ist ein Küchenmesser, das der Mann ab und zu benutzt, um Lebensmittel für den Verzehr vorzubereiten. Dennoch muss er es abgeben, denn die Polizei betrachtet das Küchenmesser als gefährlichen Gegenstand an einem gefährlichen Ort.

„Sie können es sich nächste Woche auf dem Polizeirevier abholen“, versichert eine Beamtin, doch der Mann ist zu erregt. „Wenn ihr mich hier kontrolliert, fühle ich mich, als ob ich etwas verbrochen hätte“, sagt er. Die Beamten versichern ihm mehrfach, dass davon keine Rede sein kann, aber sie dringen nicht durch.
Auch mit einem jungen Mann, der wohl schon das eine oder andere Mal mit der Polizei zu tun hatte, entspinnt sich eine Diskussion. „Guck nicht so böse“, rät ein anderer, der dazukommt, einem der Beamten. Der lässt sich aber auf keine Diskussion ein. Schließlich trollen sich die beiden.

Stendal erhält Polizeiverstärkung aus Magdeburg
Seit 14 Uhr streifen die Polizisten aus Stendal bereits über den Platz, jetzt ist es schon kurz vor 19 Uhr. Ein Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei aus Magdeburg fährt vor.
Ihm entsteigen fünf Beamte in voller Montur. Für die Beamten aus Stendal eine willkommene Ablösung. Sie können sich erst einmal ein wenig erfrischen, was bei der Witterung auch nötig ist.
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Zwei andere junge Männer schlendern die Ladenzeile entlang, und auch sie müssen sich einer Kontrolle unterziehen. Aber außer einer Flasche mit Hundeabwehrspray ist bei den beiden nichts Außergewöhnliches zu finden.
„Das ist nicht verboten“, erklärt Jana Buch vom Polizeirevier Stendal. In ihren schwarzen Uniformen mit all der Ausrüstung am Körper, flößen die Bereitschaftspolizisten den Kontrollierten gehörigen Respekt ein.
Stendal: Polizeipräsenz beim Altmarkforum soll präventiv wirken
Zwei dunkelhäutige Männer werden angehalten, müssen sich ausweisen und werden anschließend abgetastet und nach gefährlichen Gegenständen durchsucht – ohne Ergebnis. „Solch einen massiven Einsatz kann man auf keinen Fall längere Zeit durchhalten“, meint ein Beamter. Angesichts der Ausbeute wirkt die Polizeipräsenz doch sehr massiv.
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„Wir wollen ja auch präventiv wirken“, erklärt Jana Buch. Allein der Anblick von derart viel Polizei dürfte vielen Stammbesuchern des Altmarkforums und des Platzes dahinter Respekt einflößen. Das Einkaufszentrum selbst ist übrigens von den laufenden Kontrollen ausgeschlossen. Dort gilt zunächst einmal das Hausrecht, zudem gibt es eigene Sicherheitskräfte, und außerdem wird das Einkaufszentrum videoüberwacht.
Präsenz zeigen – so lautet der Auftrag der Innenministerin und den erfüllen die Beamten gewissenhaft. Ob die Ausbeute größer wäre, wenn Zivilstreifen eingesetzt würden, bleibt dahingestellt. Außer in Stendal wird auch in Osterburg und Tangermünde kontrolliert. Die Ergebnisse liegen der Polizei am Sonntag noch nicht vor.