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Positionspapier Viele Ideen für mehr Landärzte

Der Landkreis Stendal hat Ideen zur ärztlichen Versorgung auf dem Land entwickelt. Vieles davon scheint machbar.

Von Thomas Pusch 29.08.2018, 01:01

Stendal l Mit der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum hat sich der Ausschuss für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit des Kreistages intensiv beschäftigt. Heraus kam ein von Landrat Carsten Wulfänger (CDU) unterstütztes Positionspapier, das an das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration, die Kassenärztliche Vereinigung sowie die Landtagsfraktionen verschickt wurde. Mittlerweile sind erste Reaktionen eingetroffen.

„Das Engagement des Landkreises Stendal zur Verbesserung der ambulanten ärztlichen Versorgung begrüße ich außerordentlich“, schrieb Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). In ihrer Antwort ging sie konkret auf jede einzelne Forderung ein.

Im Positionspapier wird gefordert, bei der Planung kleinteilig vorzugehen, sich nicht nur an der Einwohnerzahl zu orientieren, sondern auch darauf zu schauen, wie die Entfernungen sind und welche Altersstruktur besteht. Auch im Ministerium sieht man Verbesserungsmöglichkeiten bei der Bedarfsplanung. Eine Studie dazu sei in Auftrag gegeben worden und solle erst mal abgewartet werden.

Der Masterplan Medizinstudium 2020 ermöglicht als Anreiz für eine Niederlassung in strukturschwachen Räumen eine sogenannte Landarztquote. Bis zu zehn Prozent der Studienplätze können an Bewerber vergeben werden, die sich dazu verpflichten, sich bis zu zehn Jahre im ländlichen Raum niederzulassen.

Die Ministerin sieht die Quote ebenfalls als wichtigen Schritt und will sich weiterhin für deren Umsetzung in Sachsen-Anhalt einsetzen.

Im Positionspapier heißt es, dass die Allgemeinmedizin im Studium einen höheren Stellenwert bekommen müsse. Es müssten mehr Allgemeinmediziner für die Versorgung des ländlichen Raums ausgebildet werden. Während des Studiums sollen sie Praktika in ländlichen Hausarztpraxen absolvieren.

Auch diese Forderung trifft auf Zustimmung, zumal sie auch Teil des Masterplans Medizinstudium 2020 ist, der sich derzeit in der Abstimmung von Gesundheits- und Wissenschaftsministerien auf Bundes- und Landesebene befindet. Grimm-Benne ist daran in einigen Gremien beteiligt.

Die vorhandenen Stipendienprogramme der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sollen ausgebaut werden. Den Kommunen soll die Möglichkeit gegeben werden – wie bereits in Osterburg und Gardelegen praktiziert –, gemeinsam mit der KV Stipendien zu vergeben. So sollen die angehenden Ärzte an die Kommune gebunden werden. Finanzschwache Kommunen sollen vom Land unterstützt werden.

Letzterer Forderung erteilte Grimm-Benne eine Abfuhr, Finanzmittel des Landes seien laut Koalitionsvertrag nicht vorgesehen. Allerdings ist sie für den verstärkten Einsatz von Stipendien und hält auch das Zusammenwirken von KV und Kommunen für richtig.

Niederlassungszuschüsse für neue Praxen oder Anstellungen im ländlichen Raum (derzeit 60.000 bzw. 10.000 Euro) könnten durch die KV und die Länder erhöht werden. Die Einrichtung von Filialpraxen soll weiter möglich bleiben.

Es geht wieder ums Geld und wiederum bleibt die ungeteilte Zustimmung aus. Im Sozialministerium hält man eine höhere Anzahl geförderter Praxen für wichtiger als die Einzelsumme zu steigern. Es sollte keinen Wettbewerb darum geben, wer die höchste Einzelförderung stellt. Dem Ministerium erscheint es auch fraglich, ob mit dieser Maßnahme Nachhaltigkeit erzielt werden kann.

Studierende sollten besser darüber informiert werden, wie sie ganze Ausbildungsabschnitte im ländlichen Raum absolvieren können. Über die Förderungen dafür und für die Niederlassung im ländlichen Raum sollte ebenfalls umfangreicher aufgeklärt werden. Dafür sollten die Universitäten mindestens einmal jährlich die Möglichkeit einräumen.

Die Informationskampagne stößt auf Zustimmung. Die Ministerin empfiehlt zudem, sich mit der Kassenärztlichen Vereinigung abzustimmen.

E-Health (etwa: elektronische Gesundheit; Anm. d. Red.) werde zunehmend an Bedeutung gewinnen, heißt es in dem Positionspapier des Landkreises. So gebe es derzeit schon so genannte Home-Monitoring-Projekte, in denen Betreuungsleistungen und Überwachungsfunktionen im Haus des Patienten, beispielsweise bei Älteren oder Diabetikern, erbracht werden. Dabei könnten auch technische Unterstützungssysteme in der Wohnung zum Einsatz kommen, die es älteren und kranken Menschen ermöglichen, länger zu Hause zu bleiben. Voraussetzung ist eine flächendeckende Versorgung mit leistungsstarkem Internet.

Das unterstützt auch das Sozialministerium. Mit der Digitalen Agenda Sachsen-Anhalt soll der flächendeckende Glasfaserausbau vorangetrieben werden, damit gerade Akteure aus dem Gesundheitswesen einfacher miteinander kommunizieren und Daten ausgetauscht werden können. Das Ministerium will sich künftig noch stärker dafür einsetzen.