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Tourismus Schilder an der A14: Welche touristischen Highlights in der Altmark sollen an der Autobahn beworben werden?

Wenn die A14-Nordverlängerung einmal fertig ist, dann kann der Autobahnabschnitt auch für touristische Werbung für die Region genutzt werden. Doch was gilt es beim Aufstellen von Hinweisschildern zu beachten und welche Ziele in der Altmark sollen explizit beworben werden?

Von David Schröder/dpa Aktualisiert: 03.08.2021, 14:36
Das jüngste Teilstück der Autobahn 14 und eine Wildtier-Überführung zwischen den Anschlussstellen Colbitz und Tangerhütte wurde 2020 für den Verkehr freigegeben.
Das jüngste Teilstück der Autobahn 14 und eine Wildtier-Überführung zwischen den Anschlussstellen Colbitz und Tangerhütte wurde 2020 für den Verkehr freigegeben. Foto: dpa

Stendal - Ganz ehrlich: Fallen die braunen Schilder mit weißen Stadtsilhouetten und weißer Schrift tatsächlich auf? Locken sie Touristen tatsächlich von der Autobahn? Ja, sagt ein Professor der Hochschule Harz.

Im Landkreis Stendal wächst aktuell das graue Asphaltband der A14-Nordverlängerung durch die Altmark. Es wird weiter gebaut, auch wenn im nördlichen Kreisgebiet Protestierende im Losser Forst in ihrem Baumhauscamp ausharren und vom Verein Naturfreunde noch ein Klageverfahren gegen den Abschnitt Osterburg-Seehausen angestrengt wurde. Dennoch blicken die Kommunen am Rande der neuen Autobahn schon weiter in die Zukunft, es werden kaum Zweifel am kompletten Ausbau der Fernstraße geäußert. So stellt sich die Frage, wie die Region entlang der A14 bei den Autofahrern für ihre touristischen Highlights werben will?

Allein in Sachsen-Anhalt stehen aktuell etwa 150 der „touristischen Unterrichtungstafeln“, so die offizielle Bezeichnung der braunen Schilder. So wirbt zum Beispiel Blankenburg im Harz mit fliegenden Hexen. An der A2 steht ein Hinweis auf Schloss Hundisburg.

Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Welfenschloss Schlossgärten Blankenburg (Harz)" steht am Rande einer Autobahn. Wer auf der Autobahn unterwegs ist, kennt sie - die braunen Hinweistafeln, die für touristische Ziele werben. Im Harz etwa werben Hexen für einen Abstecher.
Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Welfenschloss Schlossgärten Blankenburg (Harz)" steht am Rande einer Autobahn. Wer auf der Autobahn unterwegs ist, kennt sie - die braunen Hinweistafeln, die für touristische Ziele werben. Im Harz etwa werben Hexen für einen Abstecher.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Entlang der A14-Nordverlängerung seien bislang noch keine Standorte für solche Tafeln festgelegt, sagt Steffen Kauert, Leiter der Außenstelle Magdeburg der Autobahn GmbH und damit zuständig für die Beschilderung der neuen Strecke, der Deutschen Presseagentur (dpa). Regionalbereichsleiterin Meike Portius von der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (LSBB) sind ebenfalls bisher keine Anfragen von Kommunen oder Tourismusverbänden bekannt. Portius erklärt auf Volksstimme-Anfrage, dass erst wenn die Autobahn „in Betrieb“ sei, über eine Genehmigung von Hinweistafeln nachgedacht werden könne. Dafür sei dann aber die Autobahn GmbH des Bundes zuständig.

Infos für Touristen kurz und knapp halten

Doch was muss bei der Beantragung der Hinweise beachtet werden? Portius sagt, dass es zunächst um das Schild an sich gehe. Standort, Standfestigkeit und Größe werden beraten. Zudem darf das Motiv nicht zu einer Gefährdung der Verkehrsteilnehmer führen. „Die Infos müssen kurz und überschaubar sein, damit der Autofahrer nicht abgelenkt wird“, sagt sie. Passt alles, gibt es eine Sondergenehmigung zum Aufstellen der Tafel.

Des Weiteren gebe es die Vorgabe, dass die Schilder nur für touristische Ziele in der Nähe der jeweiligen Autobahnabfahrten werben sollen. Im Landkreis Stendal könnten dies zum Beispiel die Kaiserstadt Tangermünde oder die Hansestadt Stendal sein. Ziele im benachbarten Altmarkkreis Salzwedel sind da eher unwahrscheinlich. Aber: „Der Arendsee ist durchaus möglich“, sagt Portius mit Blick auf die Abfahrt bei Seehausen. Vor Ende 2023, wenn das nächste Autobahnteilstück zwischen den Anschlussstellen Tangerhütte und Lüderitz fertig sein soll, seien die Schilder jedoch noch kein Thema, meint sie.

„Wir wollen so ein Schild haben“, macht Norman Klebe, Bürgermeister von Arendsee, deutlich. „Touristen, die auf dieser Nord-Süd-Achse fahren, sollten wir abgreifen“, sagt er im Volksstimme-Gespräch. Schließlich sei der Arendsee kein unbekanntes Touristenziel im Norden Sachsen-Anhalts. Natürlich sei es auch eine Kostenfrage, dennoch spreche er sich dafür aus, die Kosten für den Aufbau „in künftige Haushaltsplanungen“ mit aufzunehmen.

Hochschulstudie bestätigt die Wirkung der Tafeln

Carla Reckling-Kurz, Geschäftsführerin des Altmärkischen Regionalmarketing- und Tourimusverbandes (kurz: ART), berichtet von weiteren Interessenten, die sich beim ART gemeldet haben. „Wir sammeln und sichten die Anfragen zunächst“, so Reckling-Kurz. Später, so ihr Wunsch, soll es eine gemeinsame Beratung mit allen Interessenten geben, die zum Teil aus dem Altmarkkreis kommen. Denn: „Wir wollen uns nicht anmaßen, dass wir beim ART entscheiden, welche Ziele beworben werden.“

Reckling-Kurz spricht sich klar dafür aus, dass die Region das Potenzial der Schilder nutzen soll - „so viele, wie möglich sind“. Dabei hat sie aber die Kosten im Blick. Beim ART gebe es aktuell kein Budget dafür, sodass die Kommunen die Schilder selbst finanzieren müssten. Dabei gehe es nicht nur um das reine Aufstellen der Hinweistafeln sondern auch die spätere Wartung, die weitere Kosten verursache.

Sven Groß, Professor für Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz, hat für eine Studie die Anzahl der Hinweistafeln bundesweit erfasst und ihre Wirkungen untersucht. „Die touristischen Hinweistafeln bringen etwas“, fasst der Wissenschaftler das Ergebnis gegenüber der dpa zusammen. So gaben 17 Prozent der 1100 Befragten an, dass sie eine Autobahn aufgrund einer dieser Hinweistafeln mal spontan verlassen hätten. Bei rund einem Drittel würde die Neugier geweckt, eines der Ziele später mal zu besuchen.