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Schulneubau Den Finger in die Wunde gelegt

Die Kosten für den Grundschul-Neubau in Stendal steigen um rund zwei Millionen Euro. Experten erläutern den Grund.

Von Regina Urbat 16.11.2019, 14:16

Stendal l Anders als in der Sitzung des Finanzausschusses haben die Mitglieder des Stadtentwicklungs-Ausschusses ausgiebig über die deutliche Steigerung der Kosten für den Grundschul-Neubau in der Haferbreite diskutiert. Am Ende sprachen sich vier Stadträte für die Mehrausgabe von rund 2 Millionen Euro aus, vier Mitglieder enthielten sich, Arno Bausemer (AfD) stimmte dagegen. Er habe „überhaupt kein Verständnis, dass die Kosten von einst 3,8 auf 7,4 Millionen Euro gestiegen sind“ und keine Alternative angeboten werde.

Wie die Steigerung zusammenhängt, erläuterten ausführlich die Architektin Claudia Deutscher, Jens Heine vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt und Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung. Sie machten darauf aufmerksam, dass die einzelnen Kostengruppen (KG) zu unterscheiden sind und somit nicht von reinen Baukosten in Höhe von 7,4 Millionen Euro gesprochen werden kann. Diese Summe enthalten alle relevanten Kosten, auch die die nun zusätzlich anstehen. Die Baukosten laufen sich auf 5,4 Millionen Euro und betreffen die KG 300, 400 und 500.

Die Gemüter besänftigte das nicht, zumal seit Februar dieses Jahres, als noch von 5,1 Millionen Euro die Rede war, „ja, die reinen Baukosten schon wieder gestiegen sind“, sagte Katrin Kunert (Linke). Sie sprach von einem „selbstgemachten Elend“, aus dem weder Verwaltung noch Stadtrat herauskommen, und von der Schwierigkeit, es „den Leuten auf der Straße zu erklären“.

Die Experten versuchten es und legten den Finger in die Wunde. Das „Elend“ begann schon mit der Auslobung des Wettbewerbs, eine Grundschule für 3,2 Millionen Euro zu bauen. „Das war sportlich“, sagte Heine. Den Zuschlag erhielt der Sieger, der bei 3,8 Millionen Euro lag. Dann die knappe Kalkulation der Stadt, die dem Einfluss der Kommunalaufsicht geschuldet sein soll. Sie verlangte, einen kostenmindernden BKI-Regionalfaktor zu verwenden, was bedeutet, in Stendal kann 25 Prozent billiger als anderswo gebaut werden. Gleichzeitig soll die Behörde kritisiert haben, dass Stendal eine Kostensteigerung von 5 Prozent pro Jahr einbeziehen wollte und verlangte 2,5 Prozent, erläuterte Westrum.

Mehrkosten entstanden unter anderem durch die Erweiterung des Baufeldes um die Stellplätze vor der Turnhalle (250.000 Euro), Möblierung der Mensa samt Küche (110.000 Euro), Fachplanungshonorare. Bis zur Stadtratssitzung am 2. Dezember, versprach Westrum, würden als Ergebnis weiterer Prüfungen und der Nachverhandlung mit dem Architektenbüro Einsparungen vorliegen. Zudem bestehe die Möglichkeit, durch Fördergeldbewilligung die Gesamtkosten für die Stadt zu senken.