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Schulschließung Wenn der Lehrer zuhause sitzt

Wie der Distanzunterricht in Grundschulen in Stendal funktioniert. Die Lehrer wünschen sich eine Rückkehr zur Normalität.

Von Leonie Dreier 17.01.2021, 00:01

Stendal l Viele Schüler in Stendal werden aktuell von zuhause unterrichtet. Schon zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie hat die Landesregierung die Schulen geschlossen, damit die hohen und gleichzeitig steigenden Infektionen mit dem Coronavirus zurückgehen. Der Distanzunterricht ist für Schüler, Lehrer und Eltern keine Routine.

Der digitale Unterricht an der Bilingualen Grundschule in Stendal ersetzt nicht den herkömmlichen Unterricht, stellt die stellvertretende Schulleiterin, Birgit Richter, klar. „Trotzdem sind die Eltern froh, dass wir das anbieten.“ Der Träger sowie das Kollegium haben seit vergangenen April viel Zeit und Mühe darin investiert, um den digitalen Unterricht zu ermöglichen.

Seit vergangenen Montag sind rund 48 Kinder in der Notbetreuung, weil Eltern oder Verwandte sich zuhause nicht um sie kümmern können. Sie lernen innerhalb ihrer Klasse, erklärt Antje Kopp, Schulleiterin. Die restlichen Schüler befinden sich zuhause. Alle 210 Kinder der Grundschule nutzen entweder einen privaten Laptop oder bekommen ein Gerät gestellt. „Die Schule hat vier Klassensätze Laptops“, sagt Antje Kopp. Bisher haben fünf Eltern dieses Angebot angenommen.

Jedes Kind braucht den kleinen Computer, um mitarbeiten zu können. „Jedes Fach beginnt mit einer Video-Konferenz“, berichtet die Schulleiterin. Die Aufgaben in dieser Woche wurden den Eltern per E-Mail mitgeteilt.

Der Lehrer sitzt während des digitalen Unterrichts am heimischen Schreibtisch und die Kinder entweder in der Schule oder in der Küche zuhause. Pädagogische Mitarbeiter betreuen die Kinder in der Schule.

In der Video-Konferenz erklärt der Lehrer die Aufgaben und die Kinder können Fragen stellen. Dann geht es in eine Stillarbeitsphase, wo der Pädagoge weiterhin bei Problemen zur Seite steht. Anschließend werden die Aufgaben gemeinsam besprochen, erklärt die Schulleiterin. Der digitale Schulvormittag besteht aus zwei Fächern.

Nach der Mittagspause nimmt sich der Klassenlehrer noch eine Stunde Zeit für Fragen der Schüler oder der Eltern, sagt Antje Kopp. Damit die Kinder trotz der ungewöhnlichen Situation eine klare Tagesstruktur haben, werden die üblichen Unterrichts- und Pausenzeiten eingehalten.

Für alle Beteiligten ist ein Unterrichtsalltag in dieser Form neu. „Wir sind total glücklich, dass es so gut funktioniert“, sagt Antje Kopp mit Erleichterung in der Stimme. Gerade die erste Schließung im vergangenen März habe den Verantwortlichen gezeigt, dass sie für einen weiteren Lockdown ein anderes System fahren müssten, damit kein Kind auf der Strecke bliebe.

Doch damit der Distanzunterricht reibungslos funktioniert, wurden die Schüler in den vergangenen Monaten an die Technik herangeführt. Trotz des Einübens sind besonders Erstklässler noch unsicher. Daher sitzt manchmal ein Elternteil neben dem Kind, erklärt Birgit Richter. Bei den Dritt- und Viertklässlern werde das nicht gern gesehen, weil sich die Schüler in dieser Situation anders verhalten würden als allein.

Nicht jede Grundschule in Stendal kann unter diesen Bedingungen ihre Schüler betreuen. „Die Kinder im Fernunterricht sind nicht genügend ausgestattet“, begründet Silke Kahrstedt, Schulleiterin der Grundschule „Am Stadtsee“. Daher wurden die Aufgaben in Papierform per Post nach Hause geschickt oder auf der Plattform „School Fox“ zur Verfügung gestellt.

Ein ähnliches Verfahren nutzt auch die Ganztagsgrundschule in Stendal. Am Ende der Woche müssen die Schüler ihre bearbeiteten Aufgaben dem Lehrer per Foto zukommen lassen und die Lösungen werden den Kindern zur Verfügung gestellt. Bei Fragen kann der Pädagoge kontaktiert werden, erklärt die Schulleiterin.

In der Grundschule „Am Stadtsee“ arbeiten die Kinder selbstständig für sich zu Hause oder in der Schule mit Hilfe der pädagogischen Mitarbeiter und Schulsozialarbeiterin. Aktuell lernen rund 20 Schüler in der Notbetreuung. Diese Zahl variiert von Tag zu Tag, weil einige Eltern nur an bestimmten Tagen Zeit haben.

Wenn es nach Silke Kahrstedt geht, sollen Schulen so schnell wie möglich zum Kleingruppen-Unterricht zurückkommen. Gerade in der Schuleingangsphase sei es wichtig, mit den Kindern gemeinsam zu lernen. Auch für die Leiterin der Ganztagsschule ist der Distanzunterricht nicht das, was die Schüler langfristig voranbringt.