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Schulspeisung Warum wird das Schulessen gemieden?

Die Beteiligung am Schul­essen liegt in Landkreis Stendal deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Die Gründe werden nun untersucht.

Von Donald Lyko 03.02.2020, 00:01

Stendal l Das Ziel ist klar: Es sollen mehr Schüler für die Schulspeisung gewonnen werden. Und auch die Wege dahin sind grob skizziert: eine ausreichende Mittagspausenzeit von 45 Minuten, eine ansprechende Gestaltung des Speiseraums, eine möglichst kurze Zeitspanne zwischen Kochen und Ausgabe und natürlich ein Essen in entsprechender Qualität. Das alles möchte die Fraktion „Pro Altmark“ in ein Konzept formuliert haben, das während der Dezember-Sitzung des Kreistages auf den Weg gebracht worden ist.

Auf die Frage, warum die Beteiligung am Schulessen im Landkreis Stendal zu den schlechtesten im Land gehört, sollen Antworten auf wissenschaftlicher Ebene gesucht und gefunden werden. Die Anregung dazu war aus dem Schul-, Sport- und Kulturausschuss gekommen, der sich am vergangenen Mittwoch erneut mit dem Thema befasst hat. Geplant sei, die Untersuchung im Rahmen einer Bachelor-Arbeit vorzunehmen, informierte die Ausschussvorsitzende Edith Braun (Pro Altmark). Das Problem: Erst im April werden die Themen vergeben, mit einem Ergebnis dürfte nicht vor Ende des Jahres gerechnet werden. „Es ärgert mich, dass es so zäh geht“, sagte Braun. Auch, weil der Antrag ihrer Fraktion vorsieht, dass bis Ende Juni das Konzept stehen soll.

Weil die Ausschussmitglieder in der Bachelor-Arbeit aber einen guten Weg sehen, fundierte Aussagen und Vorschläge zu bekommen, sprachen sie sich für eine Terminverschiebung aus. „Es wäre dumm, wenn wir das mit der Hochschule Angeschobene nicht fortsetzen würden“, argumentierte Jürgen Emanuel (Linke). Wenn es zeitlich nicht anders gehe, müsse der Kreistag seinen Beschluss aufheben oder ändern. Dem schloss sich Peter Ludwig (SPD) an: „Wir sollten die Ressourcen der Hochschule nutzen, am Ende haben wir ein besseres Ergebnis.“

Der Ausschuss hat sich darauf verständigt, von der Hochschule die Information einzuholen, welche Fristen gehalten werden können. Während der letzten Ausschusssitzung 2020 „sollten erste Ergebnisse von Studenten vorgestellt werden“, schlug Edith Braun vor. Als Zwischenergebnis, vielleicht schon vor der Kreistagssommerpause, könnte der Fragebogen für die Untersuchung oder ein erster Entwurf der Bachelor-Arbeit präsentiert werden. Denn die Untersuchung werde mehr sein als nur eine Befragung von Schülern, erklärte Denis Gruber (parteilos), 1. Beigeordneter des Landrates. Es gehe auch um Räumlichkeiten, geschlechterspezifische Unterschiede bei der Nutzung der Schulspeisung, um den Preis, um Gesundheitsaspekte und anderes mehr.

„Ich bin sicher, dass die Befragung etwas bringt und einige wachrüttelt“, reagierte Edith Braun auf Fragen, welche Handhabe der Schulausschuss oder das Schulverwaltungsamt überhaupt haben, wenn es in konkreten Schulen Probleme mit dem Essen gibt.

„Am Ende entscheiden die Eltern“, sagte Annegret Schwarz (CDU), die als Elternvertreterin und jetzt Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Bismark selbst schon solche Fälle erlebt hat. Die Initiative müsse „aus der Basis kommen“, so Schwarz. Wenn es zu Qualitätsbeschwerden kommt, würden die Eltern über die Schulkonferenz aktiv werden und mit dem Träger nach Lösungen suchen – wird die nicht gefunden, kann der Anbieter gewechselt werden.

Dennoch sieht Edith Braun „die Verantwortung mehrheitlich beim Träger“ – der Landkreis ist dies für alle Schulen außer dem Grundschulbereich –, weil er laut Gesetz für eine Mittagsversorgung sorgen müsse.

Wie es konkret aussehen könnte, zeigt das Hildebrand-Gymnasium Stendal. Dort war ein Fragebogen entwickelt worden, mit dem sich die Teilnehmer der Schulspeisung zu verschiedenen Punkten wie Essensqualität, Umfeld und Schnelligkeit der Ausgabe äußern konnten. „Diese erste Befragung ist vom Anbieter ausgegangen“, erklärte der Schulelternratsvorsitzende Olaf Lincke. Für dieses Jahr sei geplant, in eine weitere Befragung auch die Schüler einzubeziehen, die die Schulspeisung nicht nutzen – und sagen können, warum nicht.

Den Fragebogen des Hildebrand-Gymnasiums könnte die Verwaltung auch für andere Schulen nutzen, schlug Edith Braun vor, um doch schon bis zum Sommer erste Informationen zu beschaffen. „Damit könnten wir schon einmal beginnen.“