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Soziale Medien Wenn die Polizei twittert

Unter @Polizei_SDL finden Twitterer seit ein paar Monaten aktuelle Nachrichten. Sie kommen direkt von der Polizeiinspektion Stendal.

12.06.2020, 12:48

Stendal l Im Internet sind diese Twitter-Kanäle kleine Stars. Gemeint sind die Online-Auftritte der Polizei in München und Berlin. Vor allem die Bayern sorgen mit ihrer Berichterstattung – häufig rund um das Oktoberfest – in den Sozialen Medien immer wieder für Aufsehen. Der Trend, dass die Polizei auch über die beliebten Internet-Netzwerke informiert – meist ganz sachlich, manchmal auch mit feiner Ironie –, ist im vergangenen Jahr auch in der Altmark angekommen. Seit Herbst 2019 gibt es einen Twitter-Account der Polizeiinspektion Stendal. Wer steckt dahinter, wer informiert dort die Altmärker bei aktuellen Lagen im Netz?

Hauptverantwortlicher für den Twitter-Kanal ist Polizeikommissar Steven Lipinski (35). Ein Kollege unterstützt ihn noch im Gebäude der Polizeiinspektion. Doch die wichtigste Zuarbeit kommt von den Beamten vor Ort, direkt auf der Straße. Denn nur mit den Informationen der Kollegen kann Lipinski die Follower der „Polizei Stendal“ bei Twitter aktuell und korrekt informieren.

„Unlängst war in Salzwedel eine Straße nach einem Unfall gesperrt“, berichtet der Stendaler Polizeibeamte im Volksstimme-Gespräch. Schnell war die Information über Twitter gestreut.

„Früher haben wir zuerst beim Radio angerufen“, sagt Polizeirat Joachim Albrecht (59). Er berichtet, dass die Social-Media-Aktivitäten im Land „stark forciert“ wurden und befürwortet das Vorgehen, schließlich sei das zeitgemäß und die Zielgruppen würden dort direkt angesprochen.

Dann zählt sein Kollege Steven Lipinski einen Instagram-Account und YouTube-Kanal, geführt von der Landespolizei, sowie die Facebookseite auf, die von der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben mit Inhalten gefüllt wird.

In Stendal konzentriert sich Lipinski in erster Linie auf die Twitter-Nachrichten, doch bei Präventionsprojekten kann es auch sein, dass die verschiedenen Polizeieinrichtungen im Land für die Aufbereitung in den Sozialen Medien eng zusammenarbeiten.

„Wir haben einfach los gelegt“, sagt Lipinski zum Start auf dem Kurznachrichtendienst. Knapp 450 Follower interessieren sich bereits für die Infos direkt von der Polizei. Häufig finden sich dort kurze Tweets zu Verkehrslagen, ab und an auch mal eine kuriose Meldung. So beweist der Beamte in einem Tweet Humor zu einer Meldung, dass ein Mann bei Stendal kürzlich sein Fahrrad zwar mit einem Motor ausstattete: „Aber trotz Verbrennungsmotor war er dennoch langsamer als die Kollegen“. Doch Lipinski will und soll in erster Linie informieren. „Schließlich verbindet man die Polizei mit seriösen Informationen“, erklärt er.

Von einem sogenannten Shitstorm, also einer Vielzahl von negativen Kommentaren, ist Lipinski bisher verschont geblieben. „Ich kann bisher keine negativen Erfahrungen nennen“, berichtet er. Im Gegenteil: Als seine Kollegen in den vergangenen Monaten Kinder- und Jugendheime besuchten und dort Polizeiteddys verteilten, da berichtete der 35-Jährige auch online über die Aktion.

„Über die positive Resonanz haben wir uns richtig gefreut“, sagt Polizeirat Albrecht, denn damals galt teilweise noch die Kontaktsperre, sodass die Kinder viele Freunde und ihre Familie lange nicht sehen konnten.

Für Ermittlungen im Internet ist Steven Lipinski übrigens nicht zuständig. Natürlich hält er online die Augen offen und dokumentiert dort auch Vergehen, doch seine Aufgabe ist es in erster Linie, informativ und präventiv im Netz unterwegs zu sein. Dabei erinnert Lipinski auch daran, dass Nutzer sich nicht über Twitter melden sollen, wenn sie Zeuge eines Unfalls oder einer Straftat wurden. „Dann direkt die 110 wählen“, sagt Lipinski, der natürlich nicht 24 Stunden rund um die Uhr im Internet präsent sein kann.

Der Beamte behält für die Zukunft immer neue Entwicklungen der Netzwelt im Blick. „Es gibt ja auch TikTok“, nennt Lipinski den neuesten Trend auf dem Smartphone vieler Jugendlicher. Die App hat weltweit bereits 840 Millionen Nutzer täglich. Doch das ist für den Polizeibeamten noch Zukunftsmusik. Seine volle Konzentration liegt auf Twitter und den weiteren Kanälen der Landespolizei. „Sie können uns gerne folgen“, sagt Lipinski am Ende des Gesprächs. Natürlich in den Sozialen Medien.