Tangerhütter, der in Bismark lebt und in St. Petersburg arbeitet, bewirbt sich als erster Beigeordneter SPD will Denis Gruber als Vize-Landrat
Das Rennen um den Posten des ersten Beigeordneten des Stendaler Landrates, den der Kreistag am 14. März wählen wird, ist eröffnet. Am Montagabend stellten sich Kreisvorstand und Kreistags-Fraktion der SPD geschlossen hinter einen sozialdemokratischen Bewerber. Die anderen Parteien üben sich noch in Zurückhaltung.
Stendal l "Ich möchte mich für den Landkreis engagieren, mithelfen, ihn weiterzuentwickeln und dabei die Erfahrungen, die ich während meiner Arbeit im Ausland gesammelt habe, einbringen." Mit diesen Worten begründete Denis Gruber gestern im Gespräch mit der Volksstimme, warum sich der 34-jährige Doktor der Philosophie um den Posten des ersten Beigeordneten des neugewählten Stendaler Landrats bewirbt.
Natürlich habe bei dieser Entscheidung auch eine Rolle gespielt, dass sich mit der Bewerbung die Möglichkeit bietet, wieder nach Hause zu kommen, in der Heimat eine neue, interessante Tätigkeit zu übernehmen. Gruber arbeitet derzeit im russischen St. Petersburg als Dozent.
Ob sein Wunsch in Erfüllung gehen wird, entscheidet der Stendaler Kreistag am 14. März. Der erste Beigeordnete und damit Stellvertreter des Landrats, soll am 14. März vom Kreistag gewählt werden.
Mit 21 Jahren in die Kommunalkpolitik
Die Fraktion der Sozialdemokraten im Kreistag weiß Denis Gruber, der mit 20 Jahren in die SPD eintrat, seit Montagabend geschlossen hinter sich. Während einer gemeinsamen Sitzung von SPD-Kreisvorstand und -Kreistagsfraktion, auf der er sich offiziell als Bewerber vorstellte, sprachen sich die Genossen einstimmig dafür aus, die Bewerbung des gebürti- gen Tangerhütters zu unterstützen.
Tangerhütter ist auch der Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, Gerhard Borstell, und überzeugt, dass Gruber "der beste Kandidat" ist. Borstell führte dafür am Montagabend die kommunalpolitische Erfahrungen des jungen Wissenschaftlers an.
Knappe drei Jahre nachdem er in Tangerhütte das Abitur abgelegt hatte, wurde Denis Gruber in den dortigen Stadtrat gewählt. In seiner zweiten Legislaturperiode als Kommunalpolitiker war er von 2004 bis 2008 stellvertretender Vorsitzender der Stadtratsfraktion der SPD und führte deren Ortsverein. Zeitgleich studierte er in Magdeburg Politikwissenschaft und Soziologie und promovierte 2008 in Soziologie. Im September des gleichen Jahres übernahm Dr. Denis Gruber die Stelle als Dozent an der Staatlichen Universität im russischen St. Petersburg.
Sein Vertrag dort läuft zum Sommer dieses Jahres aus. "Da könnte ich aber auch früher aussteigen, was ich ja im Fall einer Wahl tun müsste und natürlich auch tun würde", versicherte Gruber gestern, der derzeit eine Gruppe seiner russischen Studenten im Rahmen einer Winterschule in Deutschland betreut.
Theil und Schirmer treten nicht an
Dass der Vater eines dreijährigen Sohnes, der mit Frau und Kind in Bismark zu Hause ist, überhaupt mit dem Rückenwind der ostaltmärkischen Sozialdemokraten um die Stelle des zweitwichtigsten Verwaltungsbeamten im Landkreis bewerben kann, ist der Tatsache geschuldet, dass zwei andere Favoriten der SPD nicht beziehungsweise nicht wieder antreten: Annemarie Theil und Lars Schirmer. Annemarie Theil ist seit 1999 die erste Beigeordnete des Stendaler Landrats. Lars Schirmer kandidierte bekanntlich bei der Wahl zum Landrat und unterlag hauchdünn. Beide nahmen am Montag an der Kreisvorstands- und -fraktionssitzung der SPD teil und erklärten, sich nicht um den Posten des stellvertretenden Landrats bewerben zu wollen - Annemarie Theil aus persönlichen Gründen und Lars Schirmer, der bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt tätig ist, "nach einem langen Überlegungsprozess", fasste es der SPD-Kreisvorsitzende Marko Mühlstein gestern zusammen.
Wäre einer dieser beiden Kandidaten angetreten, dann natürlich mit der Unterstützung des SPD-Kreisvorstandes, aber: "Wir akzeptieren ihre Entscheidung gegen eine Bewerbung." Zu Denis Gruber, den Mühlstein seit Jahren gut kennt, sagt er: "Ich glaube, das ist eine gute Aufgabe für ihn. Das passt."
Dennoch: Gruber wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der einzige Bewerber um die Stelle des ersten Beigeordneten des Stendaler Landrats bleiben. Zwar halten sich die anderen im Kreistag vertretenen Parteien noch zurück, soviel war dann aber gestern doch schon zu erfahren. Mario Blasche, Kreisvorsitzender der Linkspartei, deren Kreisvorstand ebenfalls am Montag zu diesem Thema tagte, gibt zu Protokoll: "Wir sind noch in der Findungsphase. Wir haben da schon jemandem im Auge, aber es kann genauso gut sein, dass es keinen Bewerber geben wird, den die Linke unterstützt. Das ist noch völlig offen."
Bisher sechs Bewerber, Frist endet am 21. Februar
Der CDU-Kreisvorsitzende Wolfgang Kühnel beantwortete die Frage der Volksstimme mit gewohnter Gelassenheit. "Die Bewerbungsfrist läuft doch noch bis zum 21. Februar. Wenn die abgeschlossen ist, werden wir uns die Bewerber anschauen und entscheiden, ob und wen wir unterstützen. Bis jetzt haben wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht."
Nach Volksstimme-Informationen liegen neben der Bewerbung von Dennis Gruber derzeit fünf weitere vor. Am 28. Februar wird sich der Kreisausschuss des Kreistages mit ihnen befassen.