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Sportmuseum Sporthistoriker möchte gern weitermachen

Jörg Hosang, der das Sportmuseum mit aufgebaut hat, möchte weiter arbeiten. Die Stadt Stendal sieht keine Möglichkeit.

Von Donald Lyko 17.02.2020, 14:00

Stendal l Mehrere Sport­ausstellungen, Aufbau des Sportmuseums und des Sportarchives der Hansestadt Stendal, Restaurierung des Jahn-Denkmals – nicht nur damit ist Jörg Hosangs Name eng verbunden. In den vergangenen Jahren hat er sich auch einen Namen als Sporthistoriker gemacht, als ausgewiesener Kenner der Stendaler Sportgeschichte. Sein Engagement dafür steht nun auf der Kippe.

Denn Ende 2019 ist seine befristete Anstellung bei der Stadt, die über eine geförderte Maßnahme lief, ausgelaufen. Darum muss der 63-Jährige eine neue Stelle suchen. Bewerbungen sind verschickt, auch in andere Bundesländer. Bekommt er einen neuen Job, heißt das: Für das Museum bliebe kaum oder keine Zeit, ebenso wenig für seine sportgeschichtlichen Recherchen. Jörg Hosang macht keinen Hehl daraus, dass er gern weiter in der Stadtverwaltung gearbeitet hätte. Denn die Sportforschung und das Museum sind für ihn mittlerweile zur Leidenschaft geworden.

Auch wenn er selbst seit Jahrzehnten aktiver Tischtennisspieler ist, mit der Sporthistorie seiner Heimatstadt hatte er es früher nicht so. Bis 2011, als er über einen sogenannten Ein-Euro-Job ins Sportamt der Stadtverwaltung kam. Drei Jahre lief die Maßnahme, es schlossen sich eineinhalb Jahre im Bundesfreiwilligendienst an. Da hatte ihn das „Thema schon gefesselt, da wollte ich damit nicht mehr aufhören“, sagt der 63-Jährige. Für die ersten Stendaler Lichttage gab es einen Drei-Monats-Vertrag, danach arbeitete Jörg Hosang ein Jahr lang ehrenamtlich im Sportarchiv weiter, bis die Fördermaßnahme begann, die Ende 2019 ausgelaufen ist.

In den Jahren ist sportgeschichtlich forschend einiges zusammengekommen. Jörg Hosang hat insgesamt 66 Sportstätten in Stendal erfasst, die es vor 1945 gab, hat nach eigenen Angaben aus rund 180 zum Teil sehr umfangreichen Akten und anderen Quellen rund 4800 Schriftstücke, Briefe, Zeitungsartikel sowie Fotos erfasst und dokumentiert, Sammlerstücke für das Museum katalogisiert und archiviert, Abhandlungen über einige Themen geschrieben, Sportausstellungen zusammen mit Uwe Bliefert und Horst Paulus vorbereitet und umgesetzt – und vieles mehr.

Dass dafür die offiziellen Arbeitsstunden nicht ausgereicht haben, hat Jörg Hosang nie gestört. Ihn fasziniert die Stendaler Sportgeschichte so, dass er auch in der Freizeit nicht davon lassen kann. 2018 hat er für seine Abhandlung zum Jahn-Denkmal den 2. Preis der Milkowski-Stiftung für Chronisten bekommen und im Dezember 2019 zusammen mit Horst Paulus den 3. Preis des Stendaler Kulturpreises.

Dem Sportmuseum möchte Jörg Hosang, wenn möglich, die Treue halten. Sein Angebot einer ehrenamtlichen Mitarbeit steht, sagt der 63-Jährige. Bisher habe die Stadt aber nicht darauf reagiert.

Ein Ehrenamtsvertrag, der Versicherungsschutz während des ehrenamtlichen Einsatzes bietet, „wäre wohl möglich“, sagte Stadtsprecher Philipp Krüger auf Nachfrage. Konkret müsste das aber geprüft werden, da es mit Uwe Bliefert und Horst Paulus schon zwei Ehrenamtliche gibt. Zudem sei noch offen, wie sich die Trägerschaft entwickelt. Unter anderem sei die Gründung eines Vereins im Gespräch.

Auch wenn sich die Hansestadt Stendal als freiwillige Leistung an den Nebenkosten des Sportmuseums beteiligt, sei es keine städtische Einrichtung, betonte Krüger. Zur Personalie Jörg Hosang: Die ausgelaufene Maßnahme habe in dieser Form nicht verlängert werden können, so der Stadtsprecher. Es hätte dann eine Festanstellung folgen müssen, das wollte die Stadtverwaltung aber nicht. In dieser Frage könnte der Stadtrat noch entscheiden, der mit dem Haushalt 2020 auch den Stellenplan beschließt.