Unentgeltlich Sprechstunde für Flüchtlinge
Ab kommenden Dienstag gibt es zweimal in der Woche im Johanniter-Krankenhaus eine kostenlose Sprechstunde für Flüchtlinge.
Stendal l Seit acht Jahren arbeitet Dr. Khaled Youssef im Johanniter-Krankenhaus, seit über 20 Jahren ist der Ägypter in Deutschland. Er fühlt sich zwar nicht als Flüchtling, sondern als Auswanderer, die aktuelle Situation hat ihn aber dennoch beschäftigt. „Man denkt zunächst an die Unterbringung von Flüchtlingen, an Ernährung, an Kleidung“, zählte er auf. Das sei durchaus alles richtig, aber es müsse auch an die Gesundheit gedacht werden.
Insgesamt 15 arabische Ärzte gibt es am Johanniter-Krankenhaus. Sie sprechen die Sprache der meisten Flüchtlinge, kennen ihre Mentalität. „Wir wissen, wie sie ticken“, bringt es Youssef auf den Punkt. So kam er auf die Idee, eine Sprechstunde für die Flüchtlinge einzurichten. „Wenn sie nicht im Krankenhaus hätte stattfinden könne, hätte ich mich um ein Zimmer im Rathaus oder der Gemeinschaftsunterkunft bemüht“, ist er von seinem Vorhaben überzeugt. Doch im Krankenhaus wurden ihm keine Steine in den Weg gelegt, dort darf die Sprechstunde ab der kommenden Woche stattfinden.
Eigens dafür wurde ein Schreiben in arabischer Sprache auf einen Johanniter-Bogen gedruckt, das nun alle neuen Flüchtlinge in die Hand gedrückt bekommen. Darauf steht, dass zur Erleichterung ihrer medizinischen Versorgung eine Sprechstunde im Johanniter-Krankenhaus eingerichtet wurde, die jeweils dienstags und donnerstags in der Zeit von 16 bis 18 Uhr für Besucher ab 18 Jahren abgehalten wird.
Auch wenn er sich für die Initiative ausgesprochen hat und hinter ihr steht, sieht der Ärztliche Direktor Prof. Ulrich Nellessen dem Vorhaben nicht ganz bedenkenlos entgegen. „Helfen wollen um jeden Preis ist naiv, und ich werde aufpassen, dass dem Haus keine Nachteile entstehen“, sagte er gestern. Natürlich solle das Krankenhaus nichts an der Behandlung der Flüchtlinge verdienen, aber auch nichts verlieren. „Die Flüchtlinge können nicht zum Schaden des Krankenhauses versorgt werden“, betonte Nellessen.
Im Klartext heißt das, dass sie von den ehrenamtlich arbeitenden Ärzten untersucht werden, die dabei von medizinischem Hilfspersonal, das sich ebenfalls freiwillig gemeldet hat, unterstützt werden. Das Einverständnis des Gesunsheitsamtes vorausgesetzt können dann noch EKG, Röntgen und Blutabnahme veranlasst werden, mehr allerdings nicht. In der Sprechstunde wird keine Therapie stattfinden, keine einzige Pille verabreicht. Erst wenn das Gesundheitsamt wiederum grünes Licht gibt, kann im Krankenhaus die weitere Versorgung übernommen werden.
Und noch ein weiteres Risiko treibt Nellessen um. „Was ist mit Seuchen, eigentlich muss jeder Migrant sobald er hier ist, geröntgt werden“, gab er zu bedenken. „Man muss aber auch etwas wagen, um voranzukommen, ich bleibe optimistisch“, meinte Youssef.