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Neustart Stendal öffnet Gastronomie

Das Warten hat ein Ende. Die Gastronomie in Stendal hat nach sechs Monaten Corona-Lockdown endlich wieder geöffnet. Wie wird die neue Freiheit angenommen? Die Volksstimme hörte sich in der Stadt bei Gastwirten und Gästen um.

Von Leonie Dreier und Leon Zeitz Aktualisiert: 30.05.2021, 11:05
Im Steakhouse „Mendoza“ in Stendal freuen sich drei Mädels darüber, dass sie wieder  entspannt zusammen essen gehen  können. Zuvor haben sie sich vor Ort selbst auf Corona getestet.
Im Steakhouse „Mendoza“ in Stendal freuen sich drei Mädels darüber, dass sie wieder entspannt zusammen essen gehen können. Zuvor haben sie sich vor Ort selbst auf Corona getestet. Foto: Leon Zeitz

Stendal - „Essen gehen ist Auszeit vom Alltag und Abschalten“, beschreibt Thilo Nordmeyer aus Stendal als er im „Le Petit“ einen Tisch für sich für den 8. Juni reserviert. An diesem Tag hat das Warten für ihn ein Ende, weil er dann seit zwei Wochen vollständig geimpft ist. Er freut sich darauf, dass er wieder gutes Essen im Restaurant genießen kann und damit die einheimische Gastronomie unterstützt.

So wie Thilo Nordmeyer scheinen sich viele Bürger über die Wiedereröffnung der Gaststätten zu freuen. Im „Le Petit“ klingelt laufend das Telefon. Inhaberin Britt Buschke ist glücklich über jeden Anrufer. Die 49-Jährige hat sich dazu entschlossen, erst ab Donnerstag (3. Juni) den Innenbereich für ihre Kunden zu öffnen. Ab dann gilt außerdem eine neue Speisekarte. Bis es soweit ist, bietet das Team weiter den Abholservice an. Im Laufe des Sommers soll der neue Außenbereich im Hof fertig werden. Die vierfache Mutter ist recht positiv gestimmt, dass es „wieder bergauf geht“.

Andrea Thom, Inhaberin des Café-Bistros „Lavanderia“, gibt die Plätze in ihrem Café erst ab dem 3. Juni frei. Dann können Besucher vorläufig vor Ort von donnerstags bis samstag von 10 bis 13 Uhr frühstücken und ein Stück Kuchen genießen. „Die Kapazität der Mitarbeiter ermöglicht den üblichen Betrieb nicht“, gibt die Inhaberin zu. Denn ab nächster Woche ist Andrea Thom mit einer Teilszeitkraft allein für ihren Laden zuständig. Zwei Auszubildende und drei Mitarbeiter haben sich umorientiert. „Es ist aktuell schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.“ Trotz der schwierigen Zeit ist die Stendalerin froh, dass ihre Stammkunden sie unterstützen und weiter ihre selbst gebackenen Kuchen und Törtchen kaufen. Um sich immer wieder neu zu erfinden, bietet Andrea Thom ab kommender Woche veganes Eis am Stiel aus Berlin an.

Neues auf der Speisekarte erwarten auch die Gäste im „Mainly“. Während des Lockdowns hatten der Geschäftsführer Jörg Siersleben und seine Mitarbeiter Zeit, neue Ideen umzusetzen. Auf einem heißen Stein kann der Gast nun selbst entscheiden, wie lange er sein Steak braten möchte. Der Stein kommt aus dem Pizza-Ofen, sagt Jörg Siersleben.

Der 50-Jährige hofft, dass die Gastronomie nun wieder auflebt. Die Bürger wollen wieder raus zum Essen und „soziale Kontakte pflegen“. Das beweisen die zahlreichen Reservierungen fürs Wochenende. Die bisherige Resonanz der Gäste war positiv, sagt Siersleben erfreut.

Schnelltests als Eintrittskarte in Gastronomie in Stendal

Bei den Gästen im Restaurant „Mendoza“ am Schadewachten überwiegt ebenfalls das Positive über das Negative, und sie lassen sich auf die neue Situation ein. Nach einem kurzen Corona-Schnelltest können Jennifer Falkenhain und Viktoria Seguin auch schon im Außenbereich der Gaststätte Platz nehmen und ihre Bestellung aufgeben. Die beiden 23-Jährigen stört der verlangte Test nicht. Viel größer ist die Freude darüber, wieder entspannt in ein Restaurant gehen zu können. „Wir lassen uns nicht abschrecken. Zu Hause alleine zu essen oder etwas zum Mitnehmen zu bestellen, ist einfach nicht das gleiche“, sagen sie.

Der Besitzer des Restaurants Issam Salamoun freut sich über den guten Zulauf am gestrigen ersten Eröffnungstag. Er und seine Mitarbeiter konnten es kaum erwarten und haben sich gut auf die Situation vorbereitet. Die Gäste werden darum gebeten, draußen vor der Gaststätte zu warten und werden anschließend platziert, wenn sie geimpft, genesen oder getestet sind. Tests werden einerseits im Steakhouse am Schadewachten kostenpflichtig angeboten, andererseits wird auf die Apotheke in unmittelbarer Nachbarschaft verwiesen.

Wie fast überall habe es schon zahlreiche Reservierungen gegeben, sogar schon für Weihnachten. „Es gab außerdem viele Anfragen, was vorgewiesen werden muss, um einen Platz im Restaurant zu bekommen. Einige wollen dann doch lieber noch warten, bis kein Test mehr gebraucht wird“, sagt Issam Salamoun. Dass es erstmal mit weniger Gästen losgehen würde, sei ihm bewusst. Doch es überwiege die Zufriedenheit, wieder einen Schritt in Richtung Normalität zu gehen. Salamoun sei froh über jeden Gast und blicke optimistisch in Richtung Zukunft. „Es fängt jetzt langsam an, aber bestimmt ist in wenigen Wochen alles so wie früher“, prophezeit er lachend.

Einzelhandel in Stendal profitiert von Lockerungen

Der Einzelhandel kann durch die Lockerungen ebenfalls etwas aufatmen. Am Freitagmittag hat Monique Adam vom Modegeschäft „Tonke“ viel damit zu tun, die Kunden zu versorgen. „Wir sind wirklich froh, wieder normal öffnen zu können, und bekommen ein positives Feedback von unserer Kundschaft“, sagt sie und verschwindet eilig hinter einer Kleiderstange.

Weniger Treiben herrscht in der Parfümerie „Aurel“. Das Geschäft in der Breiten Straßen profitiert an diesem Tag weniger von den Lockerungen. „Die Kunden sind noch verhalten“, sagt die Mitarbeiterin Daria Schulz. Sie ist dennoch hoffnungsvoll und dankbar über den niedrigen Inzidenzwert, denn sie wisse von Kunden, die nicht kommen würden, wenn ein Test verlangt werden würde.

Andrea Thom, Inhaberin des Café-Bistros ?Lavanderia? in Stendal, bietet selbst gebackene Kuchen an.
Andrea Thom, Inhaberin des Café-Bistros ?Lavanderia? in Stendal, bietet selbst gebackene Kuchen an.
Foto: Leonie Dreier