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Familientradition Tangermünde: Familientreffen derer von Buchs und ein noch ungelöstes Rätsel

Ein Familientreffen der besonderen Art fand am Wochenende in und um Tangermünde statt. Nachkommen des Johann von Buch waren in die Altmark gekommen – zum einen für ein Wiedersehen, zum anderen, um auf den Spuren ihrer eigenen Geschichte zu wandeln.

Von Anke Hoffmeister 05.09.2023, 16:00
Mehrere Generationen der Familie von Buch auf der Treppe des historischen Rathauses von Tangermünde. Für die meisten Mitglieder ist es die erste Begegnung mit der Kaiser- und Hansestadt und auch  mit dem Ort Buch, dem Stammhaus ihrer Familie.
Mehrere Generationen der Familie von Buch auf der Treppe des historischen Rathauses von Tangermünde. Für die meisten Mitglieder ist es die erste Begegnung mit der Kaiser- und Hansestadt und auch mit dem Ort Buch, dem Stammhaus ihrer Familie. Fotos: Anke Hoffmeister

Buch - Die Familie von Buch blickt auf eine Ahnengeschichte zurück, die in den vergangenen 700 Jahren geschrieben wurde. Als Stammhaus der Familie gilt der kleine Ort Buch bei Tangermünde. Hier erblickte Johann von Buch zum Ende des 13. Jahrhunderts das Licht der Welt. Er gehörte damit zu den ersten Mitgliedern der bis heute existierenden Adelsfamilie von Buch.

Alle zwei Jahre kommen die von Buchs zusammen – stets an einem anderen Ort. Dieses Mal hat Dietrich von Buch, zugleich Vorsitzender des Familienverbandes, in die Altmark eingeladen. Wären alle von Buchs der Einladung gefolgt, hätten es 40 bis 50 Teilnehmer werden können. Am Ende sind es 23, die zum Miteinander am ersten Septemberwochenende gehören. Sie kommen aus Berlin, dem Land Brandenburg, Hamburg, Köln, Hannover, Bremen und sogar aus Spanien. Der Jüngste in dieser Runde ist Adrian von Schröder mit sieben Jahren. Marie Elisabeth von Buch hat es sich mit ihren 79 Jahren ebenfalls nicht nehmen lassen, an diesem Treffen teilzunehmen.

Kurzurlaub in der Wiege der Familie

„Es passt nie für alle“, weiß Ute von Buch. Sie und ihr Mann Dietrich leben in der Uckermark, in Angermünde. Den ersten intensiveren Kontakt mit der Region um Tangermünde, hatten die beiden, als Buch im Jahre 2021 den 900. Geburtstag gefeiert hatte. Zur Festveranstaltung war das Paar eingeladen worden.

Nun ist es gelungen, den Familientag an die Elbe zu legen. Auf dem Reiterhof der Familie Albrecht in Buch finden alle Unterkunft fürs Wochenende. Von hier aus geht es auf Entdeckungsreise durch die Wiege ihrer Familie.

Während dieser Treffen tagt auch stets der Familienverband. Am Sonntagvormittag lässt sich Dietrich von Buch von seinem Vorsitz ablösen. Dessen Patensohn Rüdiger von Buch hat die Regie übernommen.

Nach einem Besuch des Klosters Jerichow am Sonnabend schließt sich eine umfangreiche Stadtführung an. Christine Lehmann nimmt die Familie vom historischen Rathaus aus mit durch die Kaiser- und Hansestadt. Sie trifft dabei auf ein sehr wissensdurstiges Publikum. Sowohl architektonisch als auch geschichtlich wollen die Männer und Frauen mehr wissen, saugen auf, was ihnen über die Vergangenheit der Stadt und die Verbindungen zu Buch berichtet wird.

Während Dietrich von Buch wenige Jahre nach der Wende an den Ort zog, an dem seine Großeltern ihr Leben verbracht hatten – nach Wilmersdorf bei Angermünde – gibt es auch Familienmitglieder wie Wolfgang von Buch, die den Lebensmittelpunkt ihrer unmittelbaren Vorfahren kennen, doch heute dort leben, wo es sie beruflich oder privat hingezogen hat.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Familiengeschichte in ihrem Leben keine Rolle spielt. Das Leben der von Buchs inklusive einer Ahnentafel in Form eines Familienbandes „stand bei uns immer zu Hause“, erzählt Wolfgang von Buch. Vor allem die Ahnentafel habe ihn interessiert.

Das „von“ im Namen sei, solange er denken kann, in gewisser Weise ein Stolperstein. „Schon in der Grundschule wurde das ,von’ oft nicht mitgesprochen“, erinnert er sich. Dabei sei es doch eindeutig Bestandteil des Namens. In der IT-Welt müsse dafür auch immer eine Regelung gefunden werden. Bei zwei Bildungsurlauben in Deutschland und sogar in den Masuren und in Spanien sei ihm der Name Leopold von Buch (1774-1853) begegnet. „Das ist schon schön“, gibt Wolfgang von Buch zu verstehen. Leopold von Buch hat als bekannter Geologe viele Spuren hinterlassen. Noch heute gibt es in dessen Geburtsort Stolpe an der Oder ein Familiengrab.

Zusammenkünfte schon immer Teil des Lebens

„Als Kind fand ich die Familientreffen immer schön“, erinnert sich Wolfgang von Buch. Dann kamen für ihn Familie und Kinder - viele Jahre keine Treffen bei den von Buchs. Jetzt, da seine drei Kinder erwachsen sind, sei wieder Zeit dafür. Und von Hamburg bis Tangermünde sei es für ihn auch nicht so weit gewesen.

Von den Erzählungen seines Vaters wisse er, dass solche Familientreffen schon immer zum Leben dazugehört hätten. Früher, als die von Buchs noch Landwirtschaft betrieben, waren die Wintermonate dafür prädestiniert. „Da haben sie es sich oft für einige wenige Tage in Berlin gut gehen lassen“, berichtet Wolfgang von Buch aus der Familiengeschichte.

Das wohl bekannteste Mitglied der von Buchs ist Johann der Jüngere, jener, der in Buch geboren wurde. Als studierter Jurist war er Berater, Hofrichter und später auch Hauptmann des Markgrafen Ludwig (der Bayer) von Brandenburg. Die Glosse zum Sachsenspiegel (auch bekannt als Buchsche Glosse) ist aus seiner Feder entstanden. Sie gilt als Grund für die große und nachhaltige Bedeutung des Sachsenspiegels.

Kaiser Karl IV., der von 1373 bis 1378 die Burg Tangermünde als seine Nebenresidenz erwählt hatte, hat an diesem Ort ein Denkmal gesetzt bekommen. Auf einem Sockel steht der übergroße Kaiser aus Bronze. An dieser Stelle endet der Stadtrundgang für die Familie.

Eine noch unbeantwortete Frage

Dietrich von Buch stellt an dieser Stelle eine bisher noch nicht beantwortete Frage zur Familiengeschichte. „1373“, sagt er, „war Johann der Jüngere bereits tot. Auf dem Gewand Kaiser Karls sieht man den stehenden Löwen. Weshalb ist dieser Löwe in unserem Familienwappen gelandet?“ Eine Erklärung sei bisher nicht gefunden worden. Dietrich von Buch: „Vielleicht gibt es einen Heraldiker, der das klären kann.“

Der aufsteigende Löwe – nicht nur Teil des Familienwappens der von Buchs. Er ist auch auf dem Mantel des Denkmals  Kaiser Karl IV. auf der Burg von Tangermünde mehrfach abgebildet.
Der aufsteigende Löwe – nicht nur Teil des Familienwappens der von Buchs. Er ist auch auf dem Mantel des Denkmals Kaiser Karl IV. auf der Burg von Tangermünde mehrfach abgebildet.
Anke Hoffmeister