Dailycer-Geschäftsführer Olaf Blank spricht im Zuge der Firmensanierung von zwei Modellen "Tangermünde wird weiterhin eine Rolle spielen"
Im Tangermünder Industriegebiet in der Arneburger Straße gab es schon bessere Zeiten. Der einstige Leuchtturm der Region in blau-weiß wankt. Doch die Zukunft für das Müsliunternehmen sieht derzeit gut aus.
Tangermünde l "Wir sind von Anfang an immer über die Vorgänge informiert worden", sagt Tangermündes Bürgermeister Rudolf Opitz. Im Stadthaus habe die Geschäftsführung der früheren Milksnack Produktions GmbH, heute Dailycer, mit offenen Karten gespielt.
Doch mehr als zuzuhören und zuzuschauen, ist auch den Stadtvätern nicht möglich. Die Ursachen der Krise liegen auf der Hand. "Das Unternehmen leidet wie viele andere der Lebensmittelbranche unter den steigenden Rohstoffpreisen", erklärte der Bürgermeister gestern auf Nachfrage. Mais - mittlerweile nicht mehr nur Lebensmittel, sondern auch gefragter Rohstoff zur Energiegewinnung - gehöre unter anderem dazu. Folglich müssten die Preise für die Waren steigen. Doch das tun sie kaum, denn der Kunde kauft billig.
Für die Dailycer Holding GmbH und die Dailycer Deutschland GmbH mit insgesamt sieben Firmenstandorten europaweit hatte diese Entwicklung Folgen (Volksstimme berichtete gestern). Für den Tangermünder Standort an der Elbbrücke war das Insolvenzverfahren bereits am 31. August eröffnet worden. Jetzt geht es für den europaweit größten Hersteller von Frühstückscerealien darum, im Zuge der Sanierung eine "Verschlankung zu erreichen, um die Wirtschaftlichkeit wieder herzustellen sowie das Sortiment zu bereinigen", hatte der Vorsitzende der Geschäftsführung Olaf Blank in einem Telefonat erklärt.
Diese Pläne gehen nicht spurlos an Tangermünde vorüber. Blank: "Wir werden uns hier von 60 Mitarbeitern trennen." Im niedersächsischen Lüneburg sollen 120 Männer und Frauen entlasssen werden.
Nachdem Dailycer im Juni bei den Amtsgerichten in Lüneburg und Stendal das Schutzschirmverfahren beantragt hatten, geht es jetzt, drei Monate später, in die Insolvenz "in Eigenverwaltung", wie Olaf Blank, Vorsitzender der Geschäftsführung in einem Telefonat mitteilte. Das bedeute, die Geschäftsführung werde weiterhin die Geschicke des Unternehmens leiten.
Für das Insolvenzverfahren wurde Rechtsanwalt Lucas Flöther vom Gericht als Sachwalter bestellt. Mit ihm zusammen werden Geschäftsführung und Beraterteams die Sanierungskonzepte erstellen.
Nach den Worten von Olaf Blank sieht das Sanierungskonzept bisher zwei Modelle für die Zukunft vor. "Tangermünde wird darin weiterhin eine Rolle spielen", versicherte der Vorsitzende der Geschäftsführung. "Derzeit sind wir an dem Punkt, Investoren zu suchen, um die Rekonstruktion des Unternehmens vorantreiben zu können. Dazu sind auch verschiedenen Investitionen notwendig." Zur Bereinigung des Sortimentes erläuterte der Unternehmenschef, dass Dailycer bisher immer versucht habe, Kundenwünschen nach Individualität und Differenzierung nachzukommen. Doch Aufwand und Nutzen stünden hier in keinem Verhältnis.
Blank weiter: "Wir sind durch die Talsohle durch und haben eine sehr kritische Zeit durchlebt. Unsere Kunden haben uns dabei sehr gut geholfen." Das Unternehmen sei liquide und trotz "kleiner Hänger" im Produktionsablauf in der Lage weiterzuarbeiten.
1999 war das Müsliwerk an der Tangermünder Elbbrücke in Betrieb genommen und schrittweise erweitert worden. 800 Produkte werden hier hergestellt.
Für Rechtsanwalt Flöther ist Tangermünde kein unbekannter Ort. Hier hatte er unter anderem 2006 dazu beigetragen, dass die Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft einen Neustart erfahren durfte. Im September 2010 war er vom Amtsgericht bestellt worden, um das Holzpelletwerk vor dem Aus zu retten. Bis heute wurde hier kein Holz mehr verarbeitet. Alle Anlagen stehen still.