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TdA-Intendant Abendfüllender Abschied

Nach sechs Spielzeiten ist der Stendaler Theaterintendant Alexander Netschajew verabschiedet worden.

Von Birgit Tyllack 04.06.2018, 23:01

Stendal l Nur wenige Plätze im Großen Haus blieben unbesetzt! Alle waren sie gekommen, um bei dem abendfüllendem Abschiedsprogramm dabei zu sein: aktuelle und ehemalige Ensemblemitglieder und Mitarbeiter, Politiker, Freunde und Förderer des Theaters, junge und ältere Nutznießer... Der scheidende Intendant hatte ein buntes Programm mit dem Titel "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" auf die Beine gestellt. Eine Revue, die sein Schaffen hier in der Altmark ein wenig zusammenfasste. Bei dem Geschehen auf der Bühne war Netschajew selbst der Dreh- und Angelpunkt, er las, er erzählte, er moderierte.
Los ging es mit Loriots "Der Konzertbesucher", es folgten Heinz Erhard - mit einem erstaunlich gut imitierendem Carsten Faseler -, ein Minidrama von F. K. Wächter "Gott ist dran" - mit Schauspielerin Angelika Hofstetter und Regisseur Jürg Schlachter - und einige Szenen aus den "Kängeru-Chroniken" von Marc-Uwe Kling, diesmal mit Schauspielerin Simone Fulir. Zwischendurch musikalische Einlagen (z.B. das Lied, mit dem Thomas Weber sich seit vielen Jahren in Theatern vorstellt: die deutsche Fassung von "Hotel California", vorgetragen mit der Ukulele) und kleine Anekdoten. Es fehlten auch nicht einige der Kolumnen, die Netschajew für die Volksstimme geschrieben hat.
Bei allem, was er sagte, schwang hörbar auch viel Stolz mit. Immerhin hatte Netschajew nicht wirklich Erfahrung als Intendant mitgebracht, als er 2012 hier in Stendal anfing. Er habe damals vor einer versierten Belegschaft gestanden und so tun müssen, "als wüsste man wie es geht!" Mittlerweile kann er auf mannigfache Erfahrungen zurückblicken und "ein gut bestelltes Haus" seinem Nachfolger übergeben. Da so etwas nie im Alleingang möglich ist, dankte Netschajew an vielen Stellen im Programm seinem guten Team.
Einen besonderen Platz in der Danksagung bekamen all diejenigen, die quasi "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" unermüdlich bei den Kindergärten- und Klassenzimmerstücken mitwirken. Intendanten vor ihm haben damit begonnen, das Theater nach außen zu tragen, Netschajew und seine Crew haben das fleißig weitergeführt. Und die Zahlen sprechen Bände: Von den 12.000 Menschen, die das Theater der Altmark außerhalb der eigenen Räumlichkeiten, erreichen, sind 10.000 Kinder und Jugendliche.
Nach dem rund zweistündigem Programm kamen andere auf die Bühne, um "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" zu sagen: Oberbürger Klaus Schmotz, der in seiner Rede geschickt die Mottos der letzten Spielzeiten aufgriff: "Die Stücke waren wertvoll...vermittelten Respekt...Träume wurden auf die Bühne gebracht und vielleicht geweckt...das TdA ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Heimat".
Der stellvertretende Landrat Denis Gruber, der seine Danksagung mit russischen Zitaten spickte, um die "russische Seele" des Intendanten zu berühren (Anmerkung: Netschajews Vater stammt aus St. Petersburg).
Und so amüsierten sich die Zuschauer über Sprichwörter wie "Der erste Pfannkuchen gerät zum Klumpen" oder "Das Gute muss Fäuste haben". Eckhardt Gnodtke (CDU), der mittlerweile für die Altmark im Bundestag sitzt, entrichtete ebenso seine Danksagung wie Jens Schößler, stellvertretender Vorsitzender des Theater-Fördervereins. Auch Ingrid Birkholz, die in den letzten sechs Spielzeiten als nicht ruhende Ruheständlerin in vielen wunderbaren Inszenierungen auf der Stendaler Bühne stand, hielt eine warmherzige Dankes-Abschiedsrede. Alexander Netschajew nahm sichtlich gerührt alle Reden und auch das humorvolle Resümee in Zahlen (von Verwaltungsleiter Florian Stiehler und der stellvertretenden Intendantin Cordula Jung vorgetragen) entgegen.
Bevor es zu emotional werden konnte, gab es auch hier Auflockerungen musikalischer Art: das Lied "Kiss" von Prince (sehr amüsant vorgetragen von vier männlichen Ensemblemitgliedern), natürlich die inoffizielle Hymne unserer Hansestadt, das Rolandlied aus dem Freiluftspektakel "Ritter Roland" (gesungen vom Theaterchor) und ein wohlmeinender Tipp (von allen Ensemblemitgliedern) in Gesangsform "Always look on the bright side of life".
Der Abend dauerte länger als geplant (drei Stunden!), doch am Ende war ganz klar: Schön war es gewesen, es hat alle sehr gefreut!