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Trockenheit Ein Fluss, der nicht fließt

Wie im Sommer 2018: Die Uchte in Stendal hat kaum noch Wasser. Es fehlt an Regen und Grundwasser.

Von Nora Knappe 12.07.2019, 01:01

Stendal l Die Geschichte der nahezu ausgetrockneten Uchte erzählt sich wie eine Wiederholung. Schon 2018 war der äußerst niedrige Wasserstand auffällig, aus dem Fließgewässer wurde streckenweise ein Standgewässer, das Flussbett verkrautete und verlandete.

Dem Augenschein nach wirkt der Wassermangel diesen Sommer sogar noch gravierender als voriges Jahr zur gleichen Zeit. „So was hab‘ ich in den 20 Jahren, die ich jetzt hier arbeite, noch nicht erlebt“, sagte denn auch neulich einer der vom Unterhaltungsverband beauftragten Mitarbeiter bei der Mahd der Uferböschung. „So was“ – das ist die Tatsache, dass das Wasser an vielen Stellen nur noch steht, an vielen anderen Stellen gar keines mehr zu sehen ist, nur noch Schlamm, Geröll und Müll. So jedenfalls die Situation zwischen Stadtsee und Arneburger Straße.

Dass die Uchte im Stendaler Stadtgebiet kaum noch Wasser führt, ist kein Wunder. Zwei Wochen lang seit Ende Juni fiel gar kein Regen und die paar Tropfen vom letzten Wochenende haben sich nicht ausgewirkt. Doch nicht nur fehlender Niederschlag ist die Ursache, sondern auch die durch die Hitze der letzten Wochen bedingte erhöhte Verdunstung, wie Detlef Möbes, Sachgebietsleiter Regionale Wasserbewirtschaftung im Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW), der Volksstimme erklärt.

Hinzu komme, dass die Fließgewässer kaum noch unterirdirsch gespeist werden, „da die Grundwasserstände im Land derzeit 40 bis 60 Zentimeter unter den langjährigen Monatsmittelwerten liegen“. Gleichwohl seien die „derzeitigen Wasserstände bzw. Abflüsse (noch) nicht als besorgniserregend einzuschätzen“.

Während die Messung des Niederschlags in Tornau erfolgt, gibt es für den Pegel der Uchte drei Messstellen: Tornau, Stendal, Goldbeck. Betrachtet man allein diese Werte, ist das Flüsschen zumindest noch existent: In Tornau wurden am 9. Juli satte 52 Zentimeter gemessen (könnte laut LHW auch ein Messfehler sein), während es in Stendal 19 und in Goldbeck 24 waren. Allesamt Werte, die die vom Vorjahr nicht unterschreiten. Allerdings entsprechen diese Zahlen auch nicht dem sichtbaren Wasserstand, sondern sind messtechnisch begründet – man braucht sich also nicht zu wundern, wenn man von diesen vielen Zentimetern nichts sieht.

Nachvollziehbarer wird die Lage angesichts der Durchflussmenge. In Tornau liegt sie seit Wochen kontinuierlich bei 0,027 Kubikmetern (= 27 Liter) pro Sekunde, in Stendal bei verschwindend geringen 0,004 und in Goldbeck wieder bei 0,048. Das alles ist weitab vom Mittelwert um die 0,45 Kubikmeter pro Sekunde. Gänzlich Ebbe aber, wie Ende August 2016, ist immerhin noch nicht.

Gut für die Wasserqualität kann das alles sicher nicht sein, oder? Detlef Möbes: „Die Analyseergebnisse vom Juni sind weitestgehend unauffällig.“ Aber es erhöhe sich in dem warmen, nährstoffreichen Wasser das Wachstum der Wasserpflanzen. Regelrechte Teppiche aus Wasserlinsen wie zum Beispiel auf dem Stendaler Schwanenteich sind die Folge. Und die könnten schon mal „mehrere 100 Meter Länge und eine Dicke von mehreren Zentimetern erreichen“.

Den im Wasser lebenden Tieren macht diese Situation durchaus zu schaffen. Während Enten via Luft und Amphibien über Land auf wasserreichere Abschnitte ausweichen können, haben es Fische schon schwerer. Ihre Wanderung wird laut Möbes vor allem durch die Stauanlagen in der Uchte stark eingeschränkt. Zudem verschlammt der Fluss dort und es kommt zu Fäulnisprozessen. Das gefällt letztlich auch Kleinstlebewesen wie Würmern, Schnecken oder Krebstieren nicht.

Die Messwerte sind hier einzusehen.