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Landtagskandidat Umweltpolitiker mit langem Atem

Ralf Bergmann, SPD, möchte erneut ein Landtagsmandat gewinnen.

Von Karina Hoppe 19.02.2016, 01:00

Hohenberg-Krusemark l Beides ist gut, die Umwelt und die Politik, aber besser noch die Umweltpolitik. Ralf Bergmann möchte etwas bewegen in dem, was ihm am Herzen liegt. Das war schon so, als er „15 oder 16“ war. Damals im heimischen Dortmund sollte eine Straße genau neben einem Naturschutzgebiet gebaut werden. Und Ralf Bergmann konnte nicht anders, als aktiv werden. Er sammelte Unterschriften mit anderen Schülern, „das war meine erste politische Betätigung“. Und Antrieb war die Sorge um den Zwergtaucher. Bergmann hat sich den Vogel dann auch mal zeigen lassen, ist bis heute ornithologisch interessiert. In seinem Büro hängen Zeichnungen von Strandläufern. Sein Büro ist neben jenem in Magdeburg auch in Hohenberg-Krusemark. Dorthin hat ihn das Berufliche verschlagen. Ralf Bergmann, 53 Jahre alt, arbeitete in mehreren Planungsbüros, ist seit 1998 selbstständig mit der Stadt und Land Planungsgesellschaft mbH. Bis 2014 war er Geschäftsführer, jetzt „nur noch“ Mehrheitsgesellschafter. Und neben seiner Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Hochschule Anhalt vor allem eines: Landespolitiker.

2006 wurde Bergmann über die Liste gewählt. Die erste Legislaturperiode war „vergleichsweise ruhig“, die zweite – Bergmann kam wieder über die Liste rein – hatte es in sich. „Es soll nochmal einer sagen, Wahlkreise auf dem Land sind langweilig.“ Bergmann erinnert an die Bundesgartenschau in Havelberg, aber vor allem nennt er sofort das Hochwasser 2013. „Das hat wirklich an den Kräften gezehrt.“ Bergmann ist in mehreren Ausschüssen aktiv, hat unter anderem die Erneuerung der Infrastruktur in privater und öffentlicher Hand mit abgewickelt. Im Landtag wurde häufig über das Hochwasser debattiert, Bergmann habe mit dazu beigetragen, dass der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) landesweit 40 neue Mitarbeiter bekommt. „Der hätte eigentlich gar keine weiteren bekommen.“ Die Sicherung der Deiche, sowohl im Elbe-Havel-Winkel als auch in der Wische, sieht er für den Fall seiner Wiederwahl auch fortan als eine seiner größten Aufgaben an. Gerade ostelbisch sei noch viel zu tun. Dort sind auch Deichrückverlegungen geplant. „Wir müssen dafür sorgen, dass so wenig Druck wie möglich auf den Deichen lastet.“ Bergmann ist innerhalb der SPD-Landtagsfraktion Sprecher für Umweltpolitik, Demografie und Raumordnung – die Deiche sind auch so etwas wie sein Steckenpferd.

Nicht immer konnte Bergmann in der aktuellen Legislaturperiode helfen, wo er gerne geholfen hätte. Den Werbenern wurde die Schule trotz prominenter Auftritte genommen und was die für Osterburg geplante Gemeinschaftsschule angeht, spricht Bergmann gar von „fremdschämen“. Das Modell der Gemeinschaftsschule ist ein Kind der SPD – im Kreistag hat die SPD maßgeblich dazu beigetragen, dass die Sekundarschule nicht zur Gemeinschaftsschule werden kann. „Ich habe den Kontakt zur Kreistagsfraktion gesucht, aber es hat sich einfach nichts bewegt. Ich kann nur sagen, es tut mir leid.“

Nicht nachvollziehen könne Bergmann auch, warum das Landschaftsschutzgebiet „Altmärkische Wische“ so verkleinert wurde. Vielleicht hätte er sich in dieser Angelegenheit noch mehr einbringen können. Zur Podiumsdiskussion in Krumke war auch er eingeladen, „aber da hatte ich einen wichtigen anderen Termin“.

Die SPD und auch Ralf Bergmann stehen zur Energiewende, aber es sei vernünftig, bestimmte Bereiche außen vor zu lassen, sie etwa vor Windrädern zu schützen. „Wir haben in der Altmark einen guten Sättigungsgrad.“ Jetzt soll es nur noch um das Repowering gehen, das Ersetzen alter Anlagen durch leistungsfähigere. Dabei gilt, dass jene Räder, die heute außerhalb von Eignungsgebieten stehen (in Sachsen-Anhalt 1200), dort nicht erneuert werden dürfen. „Erneuerbare Energien sind gut, aber sie dürfen nicht zu viel Schaden anrichten.“ Auch dafür will sich Bergmann einsetzen. Im Übrigen befürworte er es auch, dass derzeit keine positiven Signale aus Berlin kommen, was den Bau der B 190n durch die Wische bis in die Elb-Havel-Region betrifft. „Brandenburg bereitet gar nichts vor, es gibt viel Widerstand.“ Eine gut ausgebaute Landesstraße 2 als Verlängerung der B 190 würde, um der Hosenträgervariante Genüge zu leisten, auch ausreichen.

Bergmann ist nicht mehr im Kreistag und auch nicht mehr Bürgermeister seines Wohnortes. Die großen Säulen sind der Landtag, die Firma und die Lehrtätigkeit. „Ich nenne es positives Bermudadreieck.“

Bergmann, der verheiratet ist und einen Sohn hat, mag den Wechsel zwischen Stadt und Land. In seine Heimat, den „Pott“, will er nicht dauerhaft zurückkehren. Wenn er dort auch gerne seine Verwandtschaft besucht – vor allem, wenn der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund spielt. Bergmann hat einen Hund und hält sich „mit einem Kumpel“ ein paar Rassetauben. Er liebt die Insel Rügen und den Darß und hält gern Büttenreden beim Karneval.

Bergmann glaubt, dass nicht alles, was in Magdeburg an Grenzen festgelegt wird, für die dünn besiedelte Altmark passt. Die Regierung tue gut daran, Ausnahmen zuzulassen. Auch in punkto Schulen. „Vielleicht kriegen wir hier ein viel schickeres System hin. Die Altmark muss auch Experimentierraum sein.“