1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Schmuggler muss ins Gefängnis

EIL

Verurteilt Schmuggler muss ins Gefängnis

Weil er 1,5 Millionen Zigaretten geschmuggelt hat, verurteilte das Stendaler Amtsgericht einen 53-Jährigen zu zwei Jahren Gefängnis.

Von Wolfgang Biermann 26.02.2019, 00:00

Stendal l Einen florierenden Internet-Versandhandel mit insgesamt gut 1,5 Millionen Schmuggel-Zigaretten hat ein aus Niedersachsen in den Landkreis Stendal gezogenes Pärchen aufgezogen.

Der 53-Jährige und seine 50- jährige Freundin haben damit von 2014 bis Oktober 2018 fast 557.000 Euro Brutto verdient. Die zum Preis von 26,50 bis 38 Euro in Polen erworbene Stange Zigaretten wurde für 38 bis 43 Euro verkauft. Allein 317.826 Euro an Tabaksteuer hinterzog das Paar über die Jahre. Die muss es als sogenannten Wertersatz an den Fiskus abführen. Außerdem gab es für ihn in der Vorwoche am Amtsgericht zweieinhalb Jahre ohne und für seine Freundin ein Jahr Gefängnis mit Bewährung wegen Steuerhinterziehung und gewerbsmäßiger Steuerhehlerei.

48 Fälle konnte die Staatsanwaltschaft dem von Hartz IV lebenden Duo nachweisen, wobei sich die 50-Jährige als Fahrerin der Zigarettentransporte vor Gericht ahnungslos gab, was ihr aber nicht widerlegt werden konnte. Sie wurde nur wegen Beihilfe verurteilt.

Die Geschäftsidee, um die Zigaretten mit und ohne Steuerbanderole aus Polen an Abnehmer in ganz Deutschland zu bringen, war pfiffig, trotzdem höchst kriminell. Der 53-Jährige inserierte im Internet, unter anderem auf Ebay, und bot preiswerte Glimmstängel an. Die per Mail oder Whatsapp eingegangenen Sammelbestellungen besorgte er im polnischen Slubice. Sodann ging er zu Fuß über die Grenze nach Frankfurt/Oder und schaute, ob die Luft rein ist. Dann funkte er die 50-Jährige an, die mit der Ware im Mercedes-Transporter auf polnischer Seite wartete. Sodann steuerten sie das erstbeste Postamt in Deutschland an und verschickten die in Schuhkartons zuvor versandfertig gemachten Zigaretten an 508 Kunden in der ganzen Bundesrepublik.

Bis zum 12. Oktober, dann schnappte die Falle zu. Eine im März vorigen Jahres durchgeführte Wohnungsdurchsuchung durch Polizei, Zoll und Steuerfahnder vermochte den Geschäftseifer der Angeklagten nicht zu bremsen. „Dachten Sie, wir machen Spaß?“, wollte Richterin Petra Ludwig wissen. „Ich konnte einfach nicht aufhören“, brachte der 53-jährige Nichtraucher unter Tränen hervor.

Tränen flossen übrigens reichlich – bei beiden Angeklagten. Deren Familienverhältnisse sind schwierig. Der Angeklagte ist einmal geschieden. Seine Ex-Ehefrau war bei einigen Schmuggelfahrten mit dabei. In zweiter Ehe ist er mit einer Polin verheiratet, die aber nicht in die Machenschaften eingeweiht gewesen sein soll. Mit dabei war indes noch ein Kumpel. Die Mittäter erwarten jeweils gesonderte Verfahren. Auf die 508 ermittelten Käufer, darunter etliche Dauerkunden, warten ebenfalls eigene Verfahren.