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Wahrburger Karneval Amerika-Tour mit Halt im Irrenhaus

Auf den amerikanischen Kontinent laden die Aktiven des Wahrburger Carneval Clubs (WCC) in diesem Jahr ein.

Von Donald Lyko 04.02.2018, 17:26

Stendal l „Wenn nicht jetzt, wann dann... Wir feiern jetzt den Karneval.“ Als sich am Samstagabend alle Mitwirkenden mit dem umgedichteten Höhner-Song zum Schlussbild auf der Bühne vereinen, liegen zweieinhalb Stunden Programm hinter ihnen. Das Programm, das die Wahrburger Karnevalisten in ihrer 39. Session unter das Motto „Der WCC ist wunderbar, wir düsen durch Amerika“ gestellt haben.

Und so legt WCC-Präsident Frank Kruft, der die Sitzung moderiert, auch recht schnell die Uniform ab, tritt als einer der Ewings aus Dallas auf und übernimmt die Reiseleitung. Zu seiner Mannschaft an Bord gehören erstmals Olaf I. und Sandra I. (Engel), die als WCC-Prinzenpaar Premiere feiern – und sich mit einer gelungenen Eröffnungsrede, Kondition bei der Kussfreiheit-Freigabe und flinker Ordensübergabe für eine Vertragsverlängerung im Amt empfehlen.

Über den Umweg Afrika, wo die WCC-Tanzmäuse auf Safari gehen, düst der Flieger voller Narren über den Atlantik – bordmusikalisch begleitet von den Uchte-Lerchen. In ihren eigenen Versionen von „Freude schöner Götterfunken“ und „Marmor, Stein und Eisen bricht“ huldigen die Sängerinnen und Sänger a cappella Prinz Karneval und lassen einige aktuell-politische Spitzen einfließen. Ihren zweiten Auftritt haben die Lerchen später mit einem Medley bekannter Schlager, das Thomas Pusch mit seinem Solo-Bekenntnis „Ich war noch niemals in New York“ eröffnet, bevor es nach Mendocino und weiter mit dem Zug nach nirgendwo geht, um Himbeereis zum Frühstück zu genießen.

Für sie und viele der anderen Aktiven auf der Bühne gibt es nach einem kräftigen „Wahrburg – helau“ lautstarke Raketen – das amerikanische Raumfahrtzentrum Cape Canaveral lässt grüßen.

Mit dem Junioren-Showballett, den Tanzmariechen Sophie Johr und Angelina Schäfer, der Tanzgarde Grün-Weiß, dem Tanzpaar Robert Gordon Kruft und Angelina Schäfer, dem Showballett (das in den wilden Westen entführt) und dem WCC-Männerballett gibt es für die Mitreisenden wieder ausgezeichnete Tanzunterhaltung – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn zu sehen sind amtierende Landesmeister, mit den tanzenden Herren der amtierende Altmarkmeister. Mit ihrer Darbietung, in der Elvis ebenso einen Gastauftritt hat wie Marilyn Monroe, setzen sie den Schlusspunkt unter die Show.

In der gibt es neben Tanz und Gesang – mit dem „Klapp-Song“ steuern Aleesha Stüdemann und Christina Kruft, rhythmusgebend von vier Tanzkolleginnen unterstützt, einen unangekündigten Auftritt bei – auch das gesprochene Wort. Carola Kral-Bäricke steigt als Rosalinde Nonbell in die Bütt und berichtet über ihren Traum vom Cheerleader-Superstar. Tom Engel widmet sich dem Abgasskandal, Peter und Ralf Kramer bedienen als Willi und Waldemar die Rubrik Herrenwitz.

Richtig turbulent wird es nach einer Tanzpause mit „Ein Käfig voller Narren“, live übertragen aus einer Irrenanstalt. Geschredderte Unterlagen im Burmeister-Verfahren, das Winckelmann-Weltkulturerbe-Jubiläum („von dem keiner etwas mitbekommen hat“), die Müllentsorgung, der Fahrstuhl im Rathaus („Könnte man den nicht zum Bahnhof umsetzen?“), Antje M. und Holger G., ein OB-Doppelgänger – nicht nur thematisch geht es in dem von Uli Metzler (er spielt den Anstaltsleiter) geschriebenen Sketch zu wie im Tollhaus.

Und natürlich fehlen die beiden Originale nicht: Grete (Ute Metzler-Engel) und Anton (Gerold Müller). Auf Wolke 7 sitzend, schauen sie hinunter auf ihre Heimatstadt, schauen auf den Fahrstuhl im Rathaus und den noch immer fehlenden Übergang vom Rathaus zur Marienkirche („Wir müssen nicht immer sehen, wann der OB zur Beichte rübergeht“), sparen nicht mit ganz Privatem. Grete: „Warum hast du mich damals eigentlich geheiratet?“ Anton: „Weil es noch keine Fertiggerichte gab.“ Noch ein Beispiel? Grete: „Früher warst du netter, da hast du mir auch mal das Kinn gestreichelt.“ Anton: „Ja, da hattest du auch nur eins.“

Am Ende rufen sie, die grün-weiße Fahne schwingend, das Königreich Wahrburg und sich zu dessen Majestäten aus, „denn dann braucht man keinen Präsidenten und keinen Vorsitzenden“ – an dieser Stelle gibt es den kleinen Seitenhieb auf die Querelen im Verein. Die blieben zur Freude des Publikums im Gepäck verschlossen – und so können alle die abwechslungsreiche Amerika-Reise genießen. In die haben die Karnevalisten wieder viele tolle Ideen, viel Übungszeit und -fleiß gesteckt. Darauf dreimal kräftig „Wahrburg – helau“ und eine Extra-Rakete.

Einmal hebt der WCC-Partyflieger gen Amerika noch ab: am Sonnabend, 10. Februar, um 19.29 Uhr im „Schwarzen Adler“.