Fliegen Wettkampf über Stendal: Segelflieger wollen Tickets für DM lösen
Auf dem Flugplatz Stendal wird der Altmark-Pokal 2023 der Segelflieger in zwei Klassen ausgetragen. Für die Besten geht's 2024 zur Deutschen Meisterschaft.
Stendal - Auch wenn sie in den vergangenen Jahren pausieren mussten, sind sie noch immer ein eingespieltes Team: die Mitglieder des Stendaler Aero-Clubs als Ausrichter großer Segelflug-Wettbewerbe und das Duo Henning Schulte als Wettbewerbsleiter und Christoph Barniske als Sportleiter des Wettkampfes. Wie sie es jetzt wieder unter Beweis stellen.
Während Christoph Barniske mit seinem Team bis zur morgendlichen Zusammenkunft, dem Briefing, die Wetterlage im Blick hat und dazu passend die Tagesaufgabe „bastelt“, läuft auf dem Platz die Vorbereitung. Gut 40 Segelflugzeuge werden zum Startplatz gezogen, die der Standardklasse zuvor mit Wasser „betankt“ und gewogen. Die Waage ist einer der Einsatzorte für die rund 15 Helfer vom Aero-Club Stendal.
Seit Jahresbeginn ist Christoph Barniske dessen Vorsitzender. Im Jahr 1996 hat er mit dem Segelfliegen begonnen und nimmt selbst an Qualifikationswettkämpfen für die Deutschen Meisterschaften teil. In seiner Heimatstadt aber nicht, dort gibt er selbst die Aufgaben vor. Keine leichte Aufgabe bei der aktuellen Wetterlage.
Nur Windenstart, keine Schleppflugzeuge
Beim Briefing Dienstagvormittag beschreibt er die Tagesaufgabe so: „Sie bietet die Möglichkeit, sehr kreativ mit dem Wetter umzugehen.“ Der Start wird für die Mittagszeit angesetzt und immer wieder verschoben – zum Segelfliegen muss das Wetter stimmen. Auf die Thermik kommt es an. Und was ist mit dem Wind, wie es ihn Dienstag gab? „Starker Wind ist beherrschbar und kann fliegerisch gut nutzbar sein“, erklärt Henning Schulte, erfahrener Segelflieger und Präsident des Luftsportverbandes Sachsen-Anhalt.
Wer die holländischen Staatsmeisterschaften, Deutschen Meisterschaften und früheren Altmark-Pokale vor Augen hat, die auf dem Stendaler Flugplatz ausgetragen wurden, und seinen Blick dieser Tage über den Platz schweifen lässt, dem fällt eines auf: Diesmal werden kleinere Brötchen gebacken. Richtig. Statt wie vorher meist drei Klassen, gibt es mit der Standardklasse (maximale Spannweite 15 Meter) und der Clubklasse (vor allem ältere Modelle) „nur“ zwei Klassen. Das hat mit der Entscheidung des Aero-Clubs zu tun, nur den Windenstart zu nutzen. „Damit vermeiden wir die Lärmbelästigung durch startende Schleppflugzeuge“, nennt Henning Schulte einen Grund. Weil der zeitliche Ablauf mit der Winde aber etwas länger ist, wurde auf zwei Klassen reduziert.
Der zweite Punkt pro Winde: Die Kosten für die Teilnehmer sind geringer, denn pro Windenstart fallen 15 Euro an, beim Schleppflugzeug wären es 60 Euro pro Start. Und nicht zu vergessen der Umweltaspekt: Die Winde verbraucht deutlich weniger Kraftstoff.
Am Nachmittag konnte gestartet werden
Neben der Stendaler Winde ist ein „Gast“ im Einsatz: eine vom Flugplatz in Tarmstedt bei Bremen, die auf einen Feuerwehr-Oldtimer montiert ist. Das fünf Millimeter dicke Kunststoffseil der Winde wird auf 1400 Meter ausgerollt und daran die Segelflugzeuge auf mehrere hundert Meter Höhe in den Himmel gezogen.
Im gemischten Sportlerfeld, darunter fünf Frauen, sind erfahrene und erfolgreiche Starter wie Uwe Wahlig (amtierender Weltmeister in der Clubklasse) und Stefan Langer (qualifiziert für die WM im Dezember in Australien) ebenso dabei wie junge Segelflieger am Beginn ihrer Karriere. Sie sind unter anderem mit zwei Förderflugzeugen in der Altmark am Start. Eine Gruppe erfolgreicher Segelflieger finanziert privat die Spitzensportförderung, bei der Talente für ein Jahr ein Segelflugzeug fürs Training und für Wettkämpfe bekommen.
Für den Altmarkpokal 2023 stellt der Wettbewerbsleiter fest: „Das Starterfeld ist eine jüngere Truppe als bisher.“ Die Teilnehmer kommen aus der gesamten Bundesrepublik. Die Erfolgreichsten qualifizieren sich für die DM 2024.
Ihre Aufgabe für Dienstag, als am frühen Nachmittag doch noch gestartet werden konnte: Flug gen Osten, erster Wendepunkt Berlin-Tegel, zweiter Wendepunkt Dähre in der Altmark und zurück zum Borsteler Flugplatz. Um jeden Wendepunkt wird für die Auswertung ein Kreis gezogen, der erreicht werden muss, „dazwischen entscheidet der Pilot individuell“, sagt Hennig Schulte. Von den Wendepunktkreisen abhängig sind die Mindest- und die Maximalstrecke.
Ein Wettkampftag geht in die Wertung ein, wenn mindestens 25 Prozent einer Klasse mehr als 120 Kilometer fliegt. Für das Endergebnis sind mindestens drei Wertungstage erforderlich. Dass das Wetter die bis Sonnabend noch zulässt, darauf hoffen Starter und Ausrichter – die Vorhersagen stimmen optimistisch.