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Literatur Wie eine Buchhändlerin in Stendal die Leselust weckt

Annette Mäcler ist Inhaberin der Winckelmann-Buchhandlung in Stendal und arbeitet seit über 30 Jahren als Buchhändlerin. Regelmäßig organisiert sie Veranstaltungen, um die Lesekultur zu stärken.

Von Leon Zeitz 15.03.2024, 08:30
Annette Mäcker hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Die Inhaberin der Winckelmann-Buchhandlung in Stendal arbeitet seit 38 Jahren als Buchhändlerin in der Hansestadt.
Annette Mäcker hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Die Inhaberin der Winckelmann-Buchhandlung in Stendal arbeitet seit 38 Jahren als Buchhändlerin in der Hansestadt. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Wenn Annette Mäcker davon erzählt, wie sie Buchhändlerin in Stendal geworden ist, dann klingt ihr Weg beinahe wie vorherbestimmt.

Seit 38 Jahren arbeitet die Altmärkerin in der Winckelmann-Buchhandlung in der Hansestadt. Mit 16 beginnt sie ihre Lehre in Leipzig. Gleich danach fängt sie mit der Arbeit an. „Da war ich 18 Jahre alt“, erinnert sie sich. Anfänglich sollte sie in einer Buchhandlung in Haldensleben arbeiten, doch aus persönlichen Gründen bittet sie darum, in ihre Heimat nach Stendal zurückzukehren. Ihre Bitte wird erhört. Anfangs noch als Angestellte. Im Jahr 2008 übernimmt sie das Geschäft von der damaligen Besitzerin.

Seitdem ist sie die Inhaberin und führt zusammen mit einer Kollegin das Geschäft. Den Schritt habe sie nie bereut: „Ich bin dankbar, dass alles so glatt lief bei mir. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Ich liebe meine Buchhandlung.“

Winckelmann-Buchhandlung in Stendal: Viel Zeit für Kunden

Die Liebe zu Büchern sei bei ihr schon immer da gewesen. Ihre Eltern hätten nicht viel mit ihrer Leidenschaft anfangen können. Geprägt habe die 56-Jährige vor allem die Bibliothek im Nachbarort ihres Heimatdorfes. „Da habe ich etliche Stunden drin verbracht“, sagt sie und lacht.

Ihr Beruf ist für sie „der schönste, den man sich vorstellen kann“. Jeder Tag sei anders und sie sei stets von den zwei Dingen umgeben, die sie am meisten liebe: Bücher und Menschen. „Ich nehme mir immer Zeit für die Kunden und komme gerne mit ihnen ins Gespräch. Sei es nun über Bücher oder private Geschichten“, sagt sie. Das macht sich auch beim Besuch der Volksstimme bemerkbar. Ein Kunde fragt nach einem Buch. Sofort springt Annette Mäcker auf und zeigt es ihm.

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„Da kann ich dann nicht aus meiner Haut. Ich helfe gerne“, sagt sie. So lerne man sich im Laufe der Zeit gut kennen. Wenn von einer bestimmten Autorin ein neues Buch erscheint, weiß Annette Mäcker dann gleich Bescheid, wer sich über ein Exemplar freuen würde und packt es schon mal ins Bestellfach. Für sie ist diese familiäre Beziehung der große Vorteil eines Ladens in einer kleineren Stadt wie Stendal. In Großstädten wie Berlin muss immer alles schnell gehen.

Lesen ist für sie ein schönes Hobby. „Man kann in fremde Welten eintauchen und seinen Wissensdurst wecken.“ Daher ist es ihr auch so wichtig, die Lesekultur in Stendal zu stärken. Dafür organisiert sie regelmäßig in ihrer Buchhandlung Veranstaltungen und Lesungen. Das komme auch immer gut an: „Bei unserer letzten Lesung über Mascha Kaléko hatten wir hier eine volle Hütte“, sagt sie.

Die Jugend kommt selten ins Geschäft

Vorteilhaft ist dabei die zweite Etage der Buchhandlung, die viel Platz bietet und passend zur jeweiligen Veranstaltung dekoriert werden kann. 2023 haben etwa zehn Lesungen in der Buchhandlung stattgefunden. „Wir stellen gerne die Räumlichkeiten zur Verfügung. Und auch etwas Wein“, sagt sie und lacht.

Mit dem Angebot möchte die Geschäftsfrau regionale Autoren und Autorinnen unterstützen. Es ist aber auch eine gute Möglichkeit sich von anderen Geschäften in Stendal abzuheben, sagt sie. „Wir haben leider das Pech, dass wir, nachdem das Geschäft 1998 umgezogen ist, keine so gute Lage mehr haben. Wir sind hier etwas versteckt. Da muss man sich was einfallen lassen.“

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Die Anstrengungen tragen Früchte: Der Kundenzulauf ist gut. Junge Familien, Studenten und Rentner besuchen gerne und regelmäßig den Laden. Auch Touristen kommen in ihr Geschäft. „Es ist schön, wenn sie in den Laden kommen und unser Sortiment loben. Das macht mich stolz“, sagt Annette Mäcker. Wer fehlt: die Jugendlichen. Es sei schwer, die junge Generation durch Internet und soziale Medien fürs Lesen zu begeistern. Doch habe sie die Erfahrung gemacht, dass viele Jugendliche wieder mit dem Lesen anfangen, wenn sie älter werden und zum Beispiel ein Studium anfangen.

Annette Mäcker selbst hat nie mit dem Lesen aufgehört. Besonders gerne greift sie zu Biografien. „Ich lese gerne über Menschen und wie sie ihren Weg gehen.“ Ansonsten liest sie querbeet. „Im Urlaub darf es dann auch gerne mal ein Thriller sein.“