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Krankenhaus Wissenschaft kontra Brustkrebs

Stefanie Stiller und Beate Müller sind am Stendaler Krankenhaus als Studienkoordinatorinnen tätig.

Von Volker Langner 06.11.2015, 00:01

Stendal l Nein, mit Studierenden haben Stefanie Stiller und Beate Müller nichts zu tun. Auch wenn sie im Studiensekretariat der Stendaler Frauenklinik ihre Brötchen verdienen, dort als Studienkoordinatorinnen tätig sind. Vielmehr begleitet das Duo wissenschaftliche Untersuchungen, die auf eine Optimierung von Therapien, vornehmlich zur Behandlung von Brustkrebs, ausgerichtet sind.

„Ein Weg dorthin führt über Medikamentenstudien“, erklärt Stefanie Stiller. Und sie nennt zwei Ziele: die Wirksamkeit von Medikamenten zu verbessern, die Verträglichkeit von Medikamenten zu verbessern. Beate Müller und Stefanie Stiller sehen sich als Vermittler zwischen Arzt, Studie und Patient, als Dreh- und Angelpunkt in dieser Konstellation.

Seit elf Jahren existiert das Studiensekretariat in Stendal, das dem Brustzentrum „Altmark“ zugeordnet ist. Seither waren rund 520 seiner Patienten in Studien einbezogen. Sie seien aber keinesfalls „Versuchskaninchen“, versichert Stefanie Stiller, die seit 2004 in der Klinik arbeitet. Sie berichtet von der Ethikkommission der Ärztekammer, die über die Zulassung jeder Studie befinde, von der umfassenden Aufklärung der Patienten, von der Fachärzterunde im Brustzentrum. Diese Expertenrunde kommt wöchentlich zusammen, um sich über die neuen Patienten auszutauschen. Vordergründig geht es um deren beste Therapie, aber auch darum, wer sich für eine Studie eignet.

„Nimmt ein Patient an einer Studie teil, dann kommen wir ins Spiel“, sagt Stefanie Stiller. Die Studienkoordinatorinnen erstellen unter anderem Therapiepläne, stimmen Untersuchungen ab, bieten eine Nachsorge nach abgeschlossener Behandlung an – kurzum: Sie sind Ansprechpartner der Patienten für alle Fragen.

„Wir setzen uns auch zu den Frauen in die Chemotherapie, unterhalten uns“, erzählt Beate Müller, „wir möchten schon wissen, wie es ihnen geht.“ Die gelernte Wirtschaftskauffrau, die seit 2007 im Studiensekretariat arbeitet, fügt an: „Da erzählt man sich auch Privates, baut häufig ein Vertrauensverhältnis auf.“ Kontakte würden weit über die Behandlung hinaus bestehen bleiben, wovon beispielsweise Urlaubskarten zeugen. „Hinter jeder Patientenakte verbirgt sich ein Schicksal“, macht Beate Müller deutlich. Stefanie Stiller nickt und versichert: „Bei uns sind Patienten nicht nur eine Nummer. Man zittert mit.“ Und dann erklärt sie: „So eine Studie muss ein Gewinn für die Patienten sein, sonst machen wir sie nicht.“

Die Studien sind nicht nur „hochwissenschaftlich“, wie Stefanie Stiller beschreibt, sondern werden auch akribisch betrieben. Der Antrag für die Teilnahme kann schon mal 40 Seiten umfassen. „Das ist ein Kraftakt für sich“, so Stefanie Stiller. Die Palette der Fragen, die zu beantworten ist, reicht von der 24-Stunden-Erreichbarkeit für die Patienten bis mitunter zur Entsorgung des Sondermülls. Obwohl die Stendaler Klinik im Vergleich zu Universitätskliniken ein relativ kleines Krankenhaus ist, bemüht es sich mithilfe der Studien um ein breites Therapiespektrum.

Das Gros der Studien trägt internationalen Charakter. So ist auch für die beiden 44-Jährigen Studienkoordinatorinnen Englisch unerlässlich. „Naja, für alle Fälle gibt es Übersetzungsprogramme“, merkt Beate Müller, die Mutter einer Tochter ist und in ihrer Freizeit gern liest, an. Stefanie Stiller, die auf dem Lande lebt, verheiratet ist und zwei Töchter hat, entspannt bei Musik und natürlich im Garten, hat sie doch ihre Erstausbildung als Landschaftsarchitektin absolviert.