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Wohneigentum Bauen auf der Schokoladenseite

Tangermünde steht für Eigenheimbauer oben auf der Liste, aber Bauplätze sind knapp. Nun kann auf der Schokoladenseiten gebaut werden.

Von Rudi-Michael Wienecke 11.12.2019, 00:01

Tangermünde l Schwere Baumaschinen sind aktuell zwischen der Carlbauer Straße und der Ulrichsstraße in Tangermünde im Einsatz. Das rund 18,5 Hektar große Areal wird mit den verschiedenen Medien erschlossen, die künftigen Verkehrswege mit einer Tragschicht versehen. Ende April, hofft Reiner Verenkotte von der Immobiliengesellschaft der Stendaler Sparkasse, würden die Arbeiten so weit vorangeschritten sein, dass einen Monat später mit dem Bau der ersten Eigenheime begonnen werden kann.

24 Grundstücke sollen dort mitten in der Stadt entstehen und Verenkotte kennt die Historie des Geländes sehr gut. Einst stand hier ein klassisches Fabrikgebäude aus Backstein, das stadtbildprägend war. Unter dem Markennamen „Feodora“ wurde hochwertige Schokolade produziert. Von der Treuhandanstalt verkauft, wurde in den 90er Jahren mit dem Abriss des Gebäudes begonnen. Die Eigentümer machten alles Verwertbare, wie Metall, zu Geld, meldeten hinterher Insolvenz an. Jahrelang erinnerten riesige Schuttberge an dieses unrühmliche Kapitel. 2018 kaufte die Immobiliengesellschaft des hiesigen Geldinstitutes das Areal und begann noch im Dezember des Jahres mit der Beräumung der Altlasten.

Das damit beauftrage Unternehmen hatte alle Hände voll zu tun. Verenkotte hat das „Biotop“ noch gut vor Augen. Die Industriebrache war gefüllt mit riesigen Schutthaufen, dazwischen machte sich Wildwuchs breit. Noch aus drei Metern Tiefe mussten tonnenschwere Platten geborgen werden, selbst in acht Metern Tiefe stieß man auf Fundamente. „Diese Baustelle wird der Entsorger so schnell nicht vergessen“, schmunzelt Verenkotte.

Über 20.000 Tonnen Schutt wurden abtransportiert. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Kommune fand man für einen Teil davon sogar eine Verwendung und konnte so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die einstige Deponie an der Lüderitzer Straße wurde damit befestigt, ein Parkplatz beziehungsweise ein Übungsplatz für die Feuerwehr geschaffen. „Eine Win-win-Situation“, freut sich Verenkotte.

Entsprechend seiner Historie wird die neue Eigenheimsiedlung „Wohnen an der Feodora“ heißen. Diese Rechte am Namen habe die Immobiliengesellschaft vom Inhaber bekommen. Bereits einmal musste ein Tangermünder sich um diesen Namen bemühen, denn als Zuckerfabrikant Meyer 1910 mit der Schokoladenproduktion begann, wollte er sein Produkt nach der jüngsten Schwester der letzten deutschen Kaiserin benennen und diese war damit auch einverstanden.

Wer hier künftig sein Haus baut, dürfte auch auf der „Schokoladenseite“ Tangermündes wohnen, spinnt Verenkotte den Faden weiter. „Es entsteht ein hochwertiges Wohnquartier mitten in der Stadt.“ Geplant sind Eigenheime, maximal zweigeschossig und maximal zwei Einheiten pro Grundstück. Von der Ulrichsstraße aus wird die Zufahrt erfolgen, angelegt ist das Straßensystem als Sackgasse, so dass Durchgangsverkehr und damit Lärm vermieden werden. Kindertagesstätte, Sportplatz, Freibad, Ärzte, Apotheke und der „Hansepark“ als Einkaufsmeile befinden sich praktisch vor der Haustür. Der Marktplatz und damit das Zentrum der historischen Kaiserstadt liegt nur 1,3 Kilometer entfernt. „Diese Lage ist noch besser als die unserer beiden anderen Wohngebiete“, schwärmt Verenkotte.

In Sachen Grundstückserschließung und -vermarktung konnte die Sparkasse in den zurückliegenden Jahren nämlich bereits zwei Mal gute Erfahrungen in Tangermünde sammeln. So fanden die 24 Parzellen im „Lorenzschen Feld“ innerhalb von nur zwei Jahren ihre Besitzer. In der „Grünen Kuhle“, 2017 erschlossen, steht Ende 2019 das letzte von 20 Häusern.

Auch in „Wohnen an der Feodora“ wird in den kommenden zwei bis drei Jahren das letzte Haus bezogen sein, ist sich Verenkotte sicher, denn 13 der 24 Grundstücke seien bereits jetzt reserviert. Tangermünde sei eben ein gefragter Standort, profitiere vom Mangel an Bauland in Stendal und von dem dortigen Bahnanschluss, durch den Städte wie Hannover oder Berlin schnell zu erreichen seien.

Das sei auch der Grund, dass sich künftige Bauherren aus Berlin und Potsdam bereits ein Grundstück sicherten. Überwiegend seien es allerdings Tangermünder und Rückkehrer, die hier ihre eigenen vier Wände schaffen wollen. Und die Bedingungen dafür seien aktuell so günstig wie noch nie, kam Verenkotte auf die extrem niedrigen Zinsen, an denen sich auf längere Sicht wohl auch nichts ändern werde, zu sprechen. „Wer Kinder hat, einen festen Arbeitsplatz, in der Altmark bleiben und bauen möchte, sollte dies jetzt tun“, rät der Fachmann. Allerdings verschwieg er auch nicht, dass die Auftragsbücher der Baufirmen gut gefüllt sind, es deshalb teilweise Wartelisten gibt und auch die Preise anzogen.