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Zirkus Der Artist fürs Komische

Als Jim Bim ist Sergiu Mosanu in der Manege von Cirkus Probst in Stendal zu sehen. Und dabei wollte er gar kein Artist werden.

Von Donald Lyko 15.06.2019, 01:01

Stendal l Leistungssport war seine Welt, die Weichen dafür wurden in seiner moldawischen Heimat schon in der Kindheit gestellt. Sergiu Mosanu hatte es an die Sportschule geschafft, machte sich sehr gut als Turner. Dann hat das Leben für den heute 34-Jährigen aber die Weiche in eine andere Richtung gestellt.

Ein früherer Schüler der Sportschule, der mittlerweile erfolgreicher Artist war, nutzte die alten Kontakte zu seinen Lehrern, weil in seiner Truppe ein Mitglied fehlte. Sergiu Mosanu war einer von wenigen, die dem Ehemaligen vorgeschlagen wurden. Er wurde gefragt, er sagte zu – und nach kurzem Training ging es gleich für ein Jahr nach Shanghai. In der Manege trat die Truppe mit der Russischen Schaukel auf, mit der Artisten in die Höhe geschleudert werden und dann Salti, Schrauben und kombinierte Flugfiguren zeigen können. Für den leidenschaftlichen, gut ausgebildeten und gut trainierten Turner kein Problem. Es folgten Gastspiele in Tschechien und beim Winterzirkus in Dresden.

Im Frühjahr 2004 kam Sergiu Mosanu mit seiner moldawischen Truppe zum Zirkus von Reinhard Probst, hatte wie seine Artistenkollegen einen Vertrag für eine Saison – geblieben ist er mittlerweile 15 Jahre. Denn im Circus Probst fiel ihm Stephanie, die Tochter des Direktors, recht schnell ins Auge. Nur wenige Wochen später waren beide ein Paar. Die Truppe ist nach Saisonende mit der Russischen Schaukel im Gepäck weitergezogen, Sergiu ist geblieben. Mittlerweile sind er und Stephanie Probst verheiratet und Eltern von zwei Töchtern: der acht Monate alten Elena und der fünf Jahre alten Celina.

Der Entscheidung, beim Circus Probst und bei seiner Stephanie zu bleiben, zog zwangsläufig eine zweite nach sich: die, wie es künstlerisch in der Manege weitergehen soll, welche Nummer er zeigen könnte. Just zu dieser Zeit verbreitete sich in Zirkuskreisen die Nachricht, dass Kollege Don Martini aufhören wird. Er hatte mit einer komischen Trampolinnummer Erfolge gefeiert. Stephanie und Sergiu besuchten den Artisten, ließen sich alles ganz genau erklären.

Sergiu Mosanu nahm die Herausforderung an – mit durchaus gemischten Gefühlen. „Wegen des Auftritts auf dem Trampolin hatte ich keine Bedenken, das hatte ich als Sportler gelernt“, sagt der 34-Jährige, „aber wegen des Komischen, das war neu für mich, vor allem die Mimik. Als Turner ist man ja eher ernst bei seinem Wettkampf- oder Schauauftritt.“ Für das Komische sorgt er als Betrunkener. Den zu spielen, sei gar nicht so einfach, sagt Sergiu Mosanu. Auch, weil er vom Trampolin fallen muss – gekonnt, ohne sich zu verletzten, aber dennoch muss es wie zufällig-tolpatschig beim Zuschauer ankommen. Noch heute trainiert er dies gelegentlich, denn Unfälle möchte er vermeiden.

„Anfangs hatte er den ganzen Rücken voller blauer Flecken“, erzählt Sonja Probst über die ersten Probenwochen. Die Schwägerin von Sergiu war es übrigens auch, die die Idee für den Künstlernamen Jim Bim hatte. Ihr Ansatz: Wer einen Betrunkenen spielt, kann dabei ruhig einen Namen tragen, der ähnlich klingt wie eine Whiskeymarke.

Seit mittlerweile zehn Jahren tourt der Moldawier als Jim Bim mit dem Circus Probst. Seit zwei Jahren steht er zudem mit seiner Frau Stephanie Probst mit einer Haustierdressur in der Manege – in dieser Saison sogar von Tochter Celina begleitet. Stephanie, die vor allem wegen ihrer Pferdedressuren europaweit einen sehr guten Ruf als Tierlehrerin genießt, hatte ihren Sergiu in den vergangenen Jahren auch schon bei einigen Darbietungen mit Pferden an ihrer Seite.

Sergiu Mosanu ist im Zirkus angekommen. Das Umherziehen von Auftrittsort zu Auftrittsort sei in der ersten Saison schon schwierig gewesen, sagt der Artist. „Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Jetzt bin ich hier zuhause, das ist meine Familie.“

Wer Jim Bim live in der Manege vom Circus Probst erleben möchte, hat dazu am 15. und 16. Juni noch Zeit. Die Vorstellungen im Zelt auf dem Stendaler Schützenplatz beginnen am Samstag um 16 und um 19.30 Uhr sowie am Sonntag um 11 und 16 Uhr.