1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Zu Wildparktieren kommt Futter per Boot

Bei erster Bestandsaufnahme sagt Leiterin: "Wir werden sehr viel Unterstützung brauchen!" Zu Wildparktieren kommt Futter per Boot

Von Birgit Schulze 12.06.2013, 03:17

Den Wildpark in Weißewarte hat es schlimmer getroffen als 2002. Auch wenn die Fluten zurückgehen, steht das Wasser im hinteren Teil noch brusthoch. Die Tiere, die nicht evakuiert wurden, scheinen es gut überstanden zu haben.

Weißewarte l Massive Holzbänke sind wie Treibgut bis vors Kassenhäuschen des Wildparkes in Weißewarte gespült worden. Auf dem Spielplatz tummeln sich noch die Wildschweine in den von der Sonne gewärmten Wasserpfützen. Weiter hinten sind Dam- und Rotwild, Wapiti und Mufflon froh über die Rettungsinseln, und ein Hängebauchschwein sonnt sich auf dem Notdeich, der eigentlich außerhalb des Parkes liegt. Meterhoch stand das Wasser im Park, gestern war es schon um etwa 40 Zentimeter gefallen. Wenn Wildparkleiterin Annette Friedebold den Blick schweifen lässt, dann sagt sie: "Wir werden sehr viel Unterstützung brauchen." Schon 2002 war der Wildpark überflutet worden, allerdings nicht so hoch wie dieses Mal.

Trotz mehrerer Schutzwälle und Helfer, die unter Einsatz ihres Lebens versuchten, das Hereinströmen der Fluten zu verhindern, ist das Wasser über den Park hereingebrochen.

Gehege nur mit dem Boot erreichbar

Der Spielplatzsand wird ausgetauscht werden müssen, viele Holzzäune und Gebäude sind zu sanieren, selbst im Kassenhäuschen stand das Wasser und es wird noch dauern, bis es aus dem Park verschwunden ist. Die hinteren Gehege sind derzeit nur mit einem Boot zu erreichen und das hat glücklicherweise Familie Lazarek aus Weißewarte zur Verfügung gestellt. "Netti 97" heißt es und ist im Moment die einzige Möglichkeit, Wapiti und Damild zu versorgen. Auch der jüngste Bewohner, ein kleiner Wapiti, der erst am Mittwoch, mitten im Evakuierungsfieber, geboren wurde, ist putzmunter. Mit den Paddeln angeln sich Rainer Boyken und Sebastian Höflich durch den Park. "Sie sind jeden Tag hier, ohne die beiden wäre ich aufgeschmissen", so Annette Friedebold. Luchs und Wildkatze sitzen hoch und trocken in alten Bäumen oder Höhlen.

Viele andere Tiere der rund 80 Arten des Parkes sind noch vor dem Wassereinbruch am Wochenende evakuiert worden. Das große Wildparkfest am 7. Juli, das zum 40. Bestehen gefeiert werden sollte, wurde abgesagt. Erst einmal muss mit viel Arbeitskraft, aber auch mit Geld wieder aufgebaut werden, was Familien der Region und darüber hinaus lieben.

Ortsbürgermeister Detlef Radke, der sowohl als Landwirt, aber auch mit seinem Wohnhaus vom Wasser betroffen ist und selbst rund um die Uhr im Einsatz gegen die Wassermassen war, forderte gestern vor Ort die Erhöhung des Som- merdeiches bei Tangermünde, über den die Wassermassen in die Tangerniederung geströmt waren. "Es müssen von Seiten des Landes Maßnahmen ergriffen werden, um Leib und Leben der Menschen hier zu schützen! Wir haben wie wahnsinnig gekämpft und hatten zum Schluss das Gefühl, wir werden aufgegeben", sagte er.