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Zukunft Altmark Sieben Engagierte suchen Investor

Einwohner haben das Schröderhof-Areal in Borstel gekauft und wollen dort ein Mehrgenerationenprojekt realisieren. Noch fehlt ein Investor.

Von Matthias C. Kuhn 01.03.2018, 09:00

Borstel l „Ich hatte gehofft, mehr Borsteler aktivieren zu können“, erzählt Ortsbürgermeister Norbert Lindstedt, während er zusammen mit den Mitgliedern des Vereins „Schröderhof Borstel – Gemeinsam wohnen und leben“ Wildwuchs auf dem seit Anfang der 1990er Jahre verlassenen Hof beräumt. Es ist ein kalter Wintervormittag, als die Volksstimme die sieben Engagierten des Vereins auf dem rund 10.500 Quadratmeter großen Areal im Herzen Borstels trifft.

Diese haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Das Gelände des ehemaligen Hofs soll zu einem neuen Mittelpunkt des Ortes werden. Geplant sind Wohnungen, ein Bürgertreff sowie eine Grünanlage mit verschiedenen Möglichkeiten zum Verweilen, Spielen und Feiern.

„Wir versuchen hier die Wünsche der Borsteler in die Tat umzusetzen“, umschreibt Vereinsvorsitzender Peter Sobotta die Motivation der kleinen Gruppe. Und er erinnert sich noch gut an eine Versammlung der Einwohner, in der es um die Zukunft des Ortes ging. Am Ende dieses Abends vor gut drei Jahren fanden sich auf einer Pinnwand die Wünsche der Borsteler wieder: bezahlbarer Wohnraum für alle Generationen, eine Einkaufsmöglichkeit, ein schöner Treffpunkt im Ort und vieles mehr.

Als ideales Gelände war der dem Verfall preisgegebene Schröderhof an der Borsteler Straße schnell ausgemacht. Dieser hat eine zentrale Lage im Ort. Und diese Idee griffen 2015 Andreas Jensch, Jörg Jensen, Julian Kirschning, Annerose und Norbert Lindstedt, Sabine Richter sowie Peter Sobotta auf und gründeten den gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, das Areal des verlassenen Hofes wieder mit Leben zu erwecken. Aus der Idee „irgendwas fürs Dorf“ wurde schnell Konkretes. Auf dem Gelände soll ein Mehrgenerationenhaus, ein Bürgertreff und eine nutzbare Grünfläche für die Bewohner des Ortes entstehen. Doch bevor es mit dem Konkretisieren der Ideen beginnen konnte, musste geklärt werden, ob die Eigentümer des Hofes verkaufen wollten. Gut zehn Monate hat es gedauert, bis sich Eigentümer und Verein handelseinig wurden. Für 50.000 Euro wechselte der verfallene Hof Ende September 2016 den Eigentümer. Und seit Ende April vergangenen Jahres steht der Verein im Grundbuch. Mit dem Kauf begannen auch erste Planungen. Sobotta erläutert das Vorhaben: „Das Hauptgebäude an der Borsteler Straße soll sechs Familienwohnungen, sechs Einraumwohnungen und neun Appartements erhalten.“ Die Einraumwohnungen sollen die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen, bei den Appartements könne sich der Verein auch den Charakter einer Wohngemeinschaft vorstellen.

Mit in der Planung berücksichtigt ist ein Fahrstuhl. Wünschenswert sei es, betont der Vorsitzende, dass der Gedanke des Lebens mehrerer Generationen unter einem Dach auch praktiziert werde. Das größte Problem, dass der Verein derzeit stemmen muss, ist die Suche nach einem Investor für das Wohngebäude. Wer den Bürgertreff errichtet, sei noch nicht geklärt. Mit Blick auf die Finanzen des Vereins wäre esgut , wenn sich auch dafür ein Investor finden würde. Aber die sieben Engagierten können sich auch vorstellen, dieses Gebäude durch den Verein selbst zu bauen. „Bebaut werden rund 30 Prozent der Fläche“, legt Sobotta dar. Und er ergänzt, dass eine Bauvoranfrage mit einer entsprechenden Vorplanung bereits im August 2016 von der Stadt Stendal genehmigt worden sei.

Damit überhaupt neu gebaut werden kann, musste Altes erst abgerissen werden. Dank Fördergeld aus dem Programm „Landaufschwung“ in Höhe von 100.000 Euro, die der Verein 2016 verteilt über drei Jahre erhalten hat, konnten bereits ein Nebengebäude und das alte Bauernhaus fachgerecht zurückgebaut werden.

In diesem Jahr steht der Abriss des Stalls noch auf dem Programm. Um das Fördergeld zu erhalten, muss der Verein Eigenleistungen im Wert von 25.000 Euro erbringen. „Insgesamt haben die Vereinsmitglieder zusammen mit mehreren freiwilligen Dritten hierfür mehr als 1100 Arbeitsstunden 2017 aufgebracht“, erzählt der Vorsitzende.

Doch an helfenden Händen fehle es bis heute, resümiert er. Gesucht werden Engagierte, die dem Verein beitreten oder das Vorhaben fördern. Denn die Mitglieder sind auch finanzielle Verpflichtungen eingegangen. So ist der Kauf des Grundstücks durch einen Bankkredit in Höhe von 25.000 Euro finanziert. 15.000 Euro haben die Vereinsmitglieder selbst aufgebracht und 10.000 Euro haben die Alteigentümer vorerst gestundet. Bis 2020 haben sich die Enthusiasten Zeit gegeben, die Idee in die Tat umzusetzen. Und dann? „Dann müssen wir neu bewerten“, sagt Sobotta und weiter: „Wir hoffen auf einen Investor, um Vorbehalte im Ort aufzulösen.“ Denn dass die sieben nur aus gemeinnützigem Interesse handeln, stößt auf Skepsis im Ort. Den Skeptikern hält der Vorsitzende entgegen: „Das Vereinsvermögen fällt an die Stadt.“