Aus dem Gröninger Riesenweinfass wird wieder Rebensaft strömen / Feierlichkeiten am Wochenende in Halberstadt "Anstich" mit großem Weinfest feiern
Knut Schneider kennt das Gröninger Riesenweinfass wie seine Westentasche – Dank seiner intensiven Recherchen, die ihn in verschiedene Archive führten. Der 68-jährige Halberstädter wird zum Weinfest auf dem Jagdschlösschen in Halberstadt sein, wenn die Wiederbefüllung des riesigen Fasses gefeiert wird. Dass die nun gelingen kann, daran hat er seinen Anteil. Darüber sprach Volksstimme-Redakteurin Mandy Ganske mit ihm.
Volksstimme: Herr Schneider, Sie haben die Geschichte zum Gröninger Riesenweinfass ausgegraben. Sie reicht mehr als 400 Jahre zurück. Jetzt soll das Fass in Halberstadt wieder befüllt werden. Wie finden Sie das?
Knut Schneider: Vorab müssen Sie wissen, dass auf Grundlage umfangreicher Messungen mit Lasertechnik 2005/2006 man auf ein ursprüngliches Fassungsvermögen von 144.000 Liter kam. Somit stand eindeutig fest: Das Gröninger Riesenweinfass von 1594, heute im Jagdschloß Spiegelsberge in Halberstadt, ist das älteste Riesenweinfass Deutschlands und es ist auch das größte Faß des ausgehenden 16. Jahrhunderts weltweit! Dieses wurde 2008 mit dem Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde nochmals bestätigt.
Volksstimme: Wie soll die Wiederbefüllung nun vonstatten gehen?
Knut Schneider: Die großartige Idee zur Wiederbefüllung nun hatte der Wirt des Jagdschlösschens, Herr Chris Schöne, denn dort in seinem Keller steht das ehrwürdige Riesenweinfass.
Das riesige Fass zu befüllen, ist nicht möglich. Es stand bereits in Gröningen 169 Jahre trocken, bevor es 1782 nach Halberstadt überführt wurde. Der Austrocknungsprozess hatte es undicht, schrumpfen und klapprig werden lassen. Aus diesem Grunde musste seinerzeit für die Montage des Fasses im Inneren ein sonst nicht üblicher Stützring eingebaut werden. Ich hatte daher Herrn Schöne vorgeschlagen, einen Edelstahlbehälter zu konstruieren, der in die bestehende Fasslukenöffnung hinein geschoben werde kann. Er ist 4,80 Meter lang, 34 Zentimeter breit und 34 Zentimeter hoch. Darin werden 566 Liter hineinpassen.
Volksstimme: Woher haben Sie diese Expertise?
Knut Schneider: Neben meinem Interesse für das Riesenweinfass und seine Geschichte bin ich eigentlich Diplomingenieur und Maschinenbauer. Seit ich mich mit dem Riesenweinfass intensiver beschäftige, kennen Chris Schöne und ich uns sehr gut und so wurde ich um Rat gefragt, ob ich eine Idee hätte, das Vorhaben der Wiederbefüllung umzusetzen.
Volksstimme: Wie genau kennen Sie die Geschichte des Fasses?
Knut Schneider: Ich bin ihr in verschiedenen Archiven auf den Grund gegangen, darunter im Geheimen Staatsarchiv in Berlin im Jahre 2006 und kurz darauf im Staatsarchiv in Magdeburg, desweiteren in Wolfenbüttel, Hannover, Mainz und Stuttgart. Kontakt hatte ich ebenfalls mit dem Königlichen Dänischen Staatsarchiv. Alles in allem war ich mehr als zwei Jahre mit den Recherchen beschäftigt. Schließlich mündete alles in einer Broschüre über das Riesenweinfass.
Volksstimme: Warum brauchten Sie auch den Kontakt nach Dänemark?
Knut Schneider: Meinen Recherchen zufolge konnte der Dänische König das bereits seit einem Jahr mit Rheinwein gefüllte Gröninger Fass besichtigen. In dem Reisebericht steht für den 13. Oktober geschrieben: "Darselbst war auch ein Weinfaß mit Wein zu sehen/so dreißig Fuß in die länge / und 18 Fueß in der circum Ferentz." "circum Ferentz" bedeutet Durchmesser.
Volksstimme: Also war das Fass ja weit vor dem 30-jährigen Krieg zuletzt mit Wein befüllt?
Knut Schneider: Ja, meinen Nachforschungen entsprechend von Ende Oktober 1594 bis Mitte 1613.