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Börde-Museum Bedeutende Sargbeschläge wiederentdeckt

Auf einen besonderen Fund ist das Börde-Museum Burg Ummendorf im eigenen Haus gestoßen. Es handelt sich um kunstvolle Sargbeschläge.

Von Ronny Schoof 19.03.2019, 00:01

Ummendorf l Die Teilnehmer der Sonntagsführung waren die ersten Besucher, die den wiederentdeckten Museumsschatz in Augenschein nehmen durften. Es war auch ebenjene Veranstaltung, die in ihrer Vorbereitungsphase den entscheidenden Hinweis auf die verschnörkelten Objekte geliefert und die folgende Suche im Materialarchiv des Museums ausgelöst hatte. Leiterin Gesche Neumann erklärt: „Im Zuge der Recherche zur Sonntagsführung zum Thema ‚Die Herren der Burg – der Lehnsadel auf der Burg Ummendorf‘ stießen wir in der Ummendorfer Ortschronik auf eine Auflistung der ersten Schaustücke, die in den 1920ern die Sammlung des Börde-Museums begründeten. Darunter werden auch zwölf Beschläge des ‚mit Leder überzogenem und zerfallenen Sargs des letzten Burgherren von Ummendorf, Andreas II von Meyendorff, gestorben im Jahre 1667‘ genannt.“

Die Suche nach den beschriebenen Stücken in der über 21.000 Objekte umfassenden Sammlung des Börde-Museums sei letztlich von Erfolg gekrönt gewesen: „Aufgeschraubt auf Holzplatten und verteilt auf zwei Kisten, lagerten die zwölf Zinnwappen tatsächlich im Magazin.“

Die ursprünglich auf der Sargverkleidung befestigten Wappen dienten der Zurschaustellung der langen Ahnenreihe des Verstorbenen, heißt es vom Museum. Aufgezeigt wurden damit die 14 direkten Ahnen. Diese stammen wiederum aus den zwölf zum Teil heute noch bestehenden Adelsfamilien von Alvensleben, von Veltheim, von der Schulenburg, von Wenden, von Rohr, von Rautenberg, von Holtzedorf, von Britzke, von Schweighelt sowie zwei weiteren, noch unbekannten Dynastien.

„Bei den Sargbeschlägen“, betont Gesche Neumann die museale Bedeutung des verzierten Zinns, „handelt es sich zugleich um einige der wenigen materiellen Hinterlassenschaften des Geschlechts derer von Meyendorff, welches die Burg- und Ortsgeschichte Ummendorfs wie kein anderes Adelsgeschlecht geprägt hat.“ Die Familie, die im 14. Jahrhundert noch das Kloster Jerichow als Familiengrablage genutzt habe, erhielt im Jahr 1531 das Burglehen Ummendorf als erbliches Mannlehen vom Erzbischof von Magdeburg.

Bis heute ist der für seine reformatorischen Schriften bekannte Andreas I. von Meyendorff († 1583) – nicht nur als Straßenname in Ummendorf – ein Begriff. „Sein Enkelsohn, Andreas II. von Meyendorff, wird hingegen meist nur vor einem Hintergrund genannt – dem Aussterben seines Geschlechts“, weiß Gesche Neumann. „Ohne männlichen Erben starb er am 1. Juni 1667. Mit seinem Tod erlosch nicht nur sein Geschlecht, sondern auch ein über 500 Jahre andauerndes Kapitel Burggeschichte, denn Andreas II. war der letzte Lehnsherr und Ritter auf Burg Ummendorf.“ Nach seinem Tod wurde das Burglehen zu einer Domäne umgewandelt.

Dass der Schatz zeitweise verlorengegangen war, erklärt die Museumsleiterin so: „Die ideologische Einstellung zum Thema Adel und Feudalherrschaft, die sich unter dem Regime der DDR auch im Forschungs- und Ausstellungsspektrum der Museen widerspiegelte, führte auch in Ummendorf zu einer Zensur bestimmter Themenbereiche, weshalb die Wappen über Jahrzehnte nicht mehr ausgestellt wurden.“ Doch auch seit der Wiedervereinigung sei es zu keiner öffentlichen Präsentation der Objekte gekommen. Das ändert sich nun: Seit Sonntag sind zehn der zwölf Adelswappen in einer Vitrine zu sehen – und das laut Böde-Museum bis mindestens 2. Juni im Dauerausstellungsbereich.