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Brand Überwältigende Hilfsbereitschaft nach Feuer

Über 50 Helfer packen in Sülldorf mit an und räumen das Brandhaus leer. Die Enkelin des Brandopfers ist mit vor Ort.

Von Udo Mechenich 13.12.2020, 23:01

Sülldorf l Ein Helfer rennt umher. In der Hand hält er einen Stapel angebrannter Kontoauszüge. Er sucht die Enkelin des Sülldorfer Brandopfers. Vielleicht braucht sie diese Unterlagen noch?

Im völlig ausgebrannten Aufgang hoch zum ersten Stock stehen im Schutt auf der Treppe der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, Jörg Methner, und Oberfeuerwehrmann Philipp Rosemund von der Wehr Sülzetal/Süd. Beide schütteln den Kopf angesichts der verheerenden Zerstörung.

In der ehemaligen Küche räumen Frauen die Schränke aus. Einzeln packen sie Tassen, Teller, Töpfe und Schalen in Papier und legen sie in Kartons hinein, die sie aus dem Fenster reichen. Dort startet eine Menschenkette. Von Hand zu Hand werden die Kisten weiter gereicht bis zu einem orangen Container in der Seitengasse.

Das sind Szenen des Arbeitseinsatzes in Sülldorf. Am vergangenen Sonnabend treffen sich hier über 50 freiwillige Helfer und räumen das komplett ausgebrannte Haus (die Volksstimme berichtete) an der Ecke Kreisstraße 1224 / „Salzblütenweg“ leer.

Die Signale von Notarzt, Feuerwehr und Polizei schrillen in der Ortsmitte. Blaues Alarmlicht flackert umher. Feuerwehrleute schließen ihre Druckschläuche an. Kameraden bergen eine Frau aus den Flammen. Dieses Bild bietet sich der Ortsbürgermeisterin von Sülldorf, Kerstin Gruetz, als sie bei dem Hausbrand am Donnerstag, 3. Dezember, an den Ort des Unglücks kommt.

„Der Brand hier bei uns in Sülldorf in der Ortsmitte ist eine Katastrophe. Die alte Dame, 85 Jahre ist sie alt, steht jetzt vor dem Nichts. Das Haus muss komplett abgerissen werden. Von der Bausubstanz ist nichts mehr zu retten. Solche Unglücke kenne ich nur aus den Medien – Gott sei dank“, berichtet Gruetz, die auch am vergangenen Sonnabend bei der Aufräumaktion dabei ist. „Ich bin überwältigt angesichts dieser vielen Menschen, die uns heute hier helfen.“

Die erste Hilfe werde aktuell über die Enkelin organisiert, so Gruetz. Sie habe ein Payball-Konto, Stichwort „Hausbrand Sülldorf“ eingerichtet. Auf dieses Konto können Spenden eingezahlt werden. Außerdem wird in der kommenden Woche zusätzlich noch ein Spendenkonto bei der Volksbank eröffnet.

Die Ursache für den Brand ist noch unbekannt. Bürgermeisterin Gruetz möchte hier auch keine Vermutungen anstellen. Es gebe bereits schon einen Haufen Spekulationen, die niemandem nützen würden. „Angesichts dieses Schadens hier gleich vor meiner Haustür kann ich jedem nur raten, sich für solche Fälle zu versichern.“

Bei der Aufräumaktion sind auch Kameraden aus der 6. Kompanie des Logistikbataillons 171 in Burg mit dabei. Oberstabsgefreiter Martin Wille aus Sülldorf hat diese private Hilfsaktion seitens der Bundeswehr organisiert. „Es wurde Hilfe gesucht. Da habe ich gedacht, wie haben doch viele Leute bei uns.“ Für seine beiden Kameraden, Oberstabsgefreiter Guido Schmidt und Stabsunteroffizier Felix Seger-Meyer, war auch sofort klar, dass sie bei der Hilfsaktion in Sülldorf dabei sind. So eine Hilfe sei für sie eine Selbstverständlichkeit.“

Methner packt am Sonnabend überall mit an. „Am Unglückstag haben alle Einsatzkräfte absolut ihr Bestes gegeben. Ich war von Anfang mit vor Ort, beim Brandgeschehen mit dabei. Von daher kann ich mir sehr gut ein Bild erlauben. Alle Wehren waren im Dienst. Wir haben anschließend noch Wanzleben und Magdeburg hinzugezogen. Solch eine Einsatzbereitschaft – sagenhaft.“

Nach dem Brand sei schnell klar gewesen, dass dem Opfer geholfen werden muss, so Methner weiter „Sie ist total mittellos. Schnell war klar, dass wir das Haus leer räumen müssen. In Kürze müssen die Giebel eingebrochen werden, damit auf der Durchgangsstraße wieder Verkehrssicherheit herrscht. Ich bin glücklich darüber, dass heute Morgen so viele Menschen gekommen sind, um hier zu helfen.“

Auch Helfer Andreas Kühn aus Osterweddingen betont diesen Gedanken: „Und wenn es morgens um 5 Uhr wäre, so ein Einsatz gehört sich einfach. So etwas kann jedem passieren. Da ist es toll, wenn wir solch eine Solidarität im Sülzetal leisten.”

Die Magdeburger „Baumunion“ packt bei der Aktion auch mit an. Christian Schäfer ist mit einem Kollegen gekommen. „Wir wollen der alten Dame helfen, wenn es darum geht, das Brandhaus zu enträumen. Aus diesem Grund haben wir unseren 27-Meter-Hubsteiger mit dabei. So können wir die Möbel aus dem ersten Stock bergen und die losen Ziegel vom Dach runter holen. So tragen wir unseren Anteil dazu bei, hier Verkehrssicherheit zu gewährleisten.“

Der Osterweddinger Logistik-Unternehmer Marco Hagendorf hat nicht gezögert, als er erfuhr, dass das Sülldorfer Brandopfer Hilfe braucht. „Hier kann ich mit meinem Equipment helfen. Da ist es doch klar, dass ich heute Morgen hier mit einem Laster hinzukomme, worein wir jetzt die Möbel stellen können.”

Für den Gemeindewehrleiter, Brandmeister Marco Dahlke, ist rückblickend entscheidend, dass „am Unglücksort sofort seine Kameraden mit den Rettungsmaßnahmen begannen. Die Kameraden bereiteten den Löschangriff vor, parallel wurde die Menschenrettung angegangen. Nachdem wir feststellten, dass wir die Frau nicht über die Drehleiter retten können, haben wir die Rettung mittels Brandfluchthaube vorgenommen. Die Kameraden drangen mit schwerem Atemschutz in das Gebäude ein, und nahmen die Frau rechts und links unter den Arm.“

Franziska Stumpe, die Enkelin des Brandopfers, steht immer wieder fassungslos mittendrin im Gewusel. Immer wieder hat sie Tränen in den Augen. „Diese Hilfsbereitschaft ist der absolute Wahnsinn. Ich kann meine Gefühle gar nicht in Worten ausdrücken, so groß ist mein Dank“, sagt Franziska Stumpe, „solch ein Zusammenhalt, so eine Unterstützung – das hätte ich mir niemals vorstellen können. Von allen Seiten kommt diese Hilfe. Das ist wirklich nur Wahnsinn.“

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