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„Connys Sportlerheim“ schließt im kommenden Jahr Ein Leben für die Gastronomie in Wanzleben

Cornelia Feldheim geht im kommenden Jahr in den Ruhestand. Damit nimmt sie nach einer langen Berufslaufbahn Abschied vom Bördestadion und „Connys Sportlerheim“.

Von Christian Besecke Aktualisiert: 09.07.2024, 09:06
Cornelia Feldheim beim Vorbereiten von Bouletten für eine Abendveranstaltung.
Cornelia Feldheim beim Vorbereiten von Bouletten für eine Abendveranstaltung. Foto: Christian Besecke

Wanzleben. - In Wanzleben ist der Name Cornelia Feldheim ein Begriff. Die Gastronomie-Expertin hat sich über lange Jahre eine guten Ruf erarbeitet. Jetzt bereitet sie sich auf den Gang in den Ruhestand vor. Damit wird sie sich aus „Conny Sportlerheim“ im Bördestadion verabschieden. Wann ist das aber der Fall und wie geht es hier weiter?

Die 63-Jährige Wanzleberin wird die Pforten des Lokals Ende Mai 2025 schließen und die Räumlichkeiten bis Ende Juni beräumen. Dann ist für sie persönlich Schluss – nach dann etwa acht Jahren an dem Standort. „Es gibt bereits Anfragen“, sagt sie. Aber die Vergabe sei Sache des Sportvereins Blau-Weiß Wanzleben, bei dem sie Untermieter ist. Das erklärt sie, während sie Bouletten für eine Abend-Veranstaltungen vorbereitet. Dafür steht die Gastroexpertin übrigens. Bei ihr wird alles handgemacht: Fertigspeisen kommen nicht auf den Tisch des Hauses.

Somit ist die Adresse im Bördestadion nicht einfach nur ein Sportlerheim. Cornelia Feldheim steht für echte Hausmannskost und das wissen ihre Kunden. Einst hat sie den Kellnerberuf im Interhotel drei Jahre lang erlernt. Dazu hatte nicht jeder die Möglichkeit. Später lernte sie auch noch den Beruf der Köchin. In Sachen Gastronomie ist sie also nahezu rundum ausgebildet. Die Praxis absolvierte sie zunächst in der alten Kindertagesstätte in Wanzleben. „Das war eine schöne Zeit, die ich nicht missen will“, betont sie.

Danach übernahm sie die Küche eines Restaurants in der Sarrestadt. Heute blickt sie auf eine lange Praxiserfahrung zurück, die ihr für das Unternehmen „Connys Sportlerheim“ zugute kam. Wobei sie seinerzeit der Ex-Vorsitzende des Wanzleber Sportvereins, Rüdiger Petrasch, davon überzeugte, in das Bördestadion zu kommen. „Ich bin hier sehr fair behandelt worden“, schätzt sie rückblickend ein. Die Verbindung zum Sport lag ihr dabei im Blut.

Die 63-Jährige stammt eigentlich aus Havelberg und gehört zu einer großen Bauernfamilie. Sesshaft ist sie in Wanzleben geworden und traf hier ihre große Liebe – den bekannten Wanzleber Fußballtrainer Peter Feldheim. Mit ihm ist sie seit 43 Jahren verheiratet und die beiden Söhne sind natürlich auch vortreffliche Fußballer geworden. Inzwischen sind noch drei Enkel dazugekommen. Was vielleicht kaum jemand weiß, Cornelia Feldheim hat auch selber Fußball gespielt und stand einst im Team des SV Seehausen als Torhüterin. Da war es nur logisch, dass sich über die Jahre viele Verbindungen zu den heranwachsenden jungen Kickern und deren Familien in Wanzleben aufgebaut haben.

„Die Kinder hier zu Fußballern heranwachsen zu sehen, dann mitzuerleben wie sie Erfolge feiern und später gar selber eine Familie gründen, das hat mich immer beeindruckt“, äußert sie sich. Etliche Nachwuchs-Teams sind sogar mit von ihr gesponserten Trikots unterwegs gewesen. „Da habe ich einen Deal mit der Brauerei gemacht, allein hätte ich das Geld nicht aufbringen können“, erzählt sie. Die enge Bindung zu den Sportlern aus Wanzleben ist eindeutig zu merken. Wenn Conny einmal Hilfe braucht, dann finden sich viele bereitwillige Hände, um sie zu unterstützen. Das hat der Gastronomin auch über die Corona-Pandemie geholfen. Die Wanzleber haben in der Zeit lieber einmal mehr bei ihrer Conny Essen bestellt. Das hat dafür gesorgt, dass sie es mit vollem Krafteinsatz über die schwere Zeit schaffen konnte.

Sehr viel besser ist es aber nicht geworden, denn die aktuellen Probleme der Gastronomen gelten auch für Cornelia Feldheim. „Man muss flexibel sein und immer neue Wege erkunden“, sagt sie. Schließlich sei ein Selbständiger von seinen guten Ideen abhängig. Das Catering hat sie genau so für sich entdeckt wie beispielsweise das „Casino“ in Klein Wanzleben, welches von Christian Trieger geführt wird. Die stark gestiegenen Beschaffungspreise und die weiteren Kosten drücken allen Gastronomen in Deutschland. „Reich wird man mit einer Gaststätte gewiss nicht“, sagt die Wanzleberin.

Sie gibt einen kleinen Einblick in den Aufwand, den sie betreibt. „Ich war einmal krank und hatte eine Operation, da habe ich mich selber aus dem Krankenhaus entlassen“, berichtet sie. „Den Ärzten habe ich gesagt: Ich kann doch laufen, das geht schon.“ Die hätten mit dem Kopf geschüttelt, aber Cornelia Feldheim sagt: „Wenn ich nicht arbeite, dann verdiene ich kein Geld.“

Inzwischen hat sie keine laufenden Kredite mehr, alles ist bezahlt. Dennoch steckt das meiste Geld im Wareneinsatz und in der Einrichtung. Renovierungsarbeiten wurden mit der Familie und Freunden durchgezogen. Aktuell muss sie allein gut 2000 Euro im Monat erwirtschaften, um die laufenden Kosten zu begleichen. „Und da reden wir nicht von Gewinn“, betont sie. Belastungen in den Größenordnungen bestätigen auch andere Gastronomen aus der Region Wanzleben. Die Inflation besorge ein übriges.

Das knappe Jahr bis zum Ruhestand ist für Cornelia Feldheim angefüllt mit Aufträgen für ihre Kunden, von denen viele gern immer wieder zu ihr kommen. In Erinnerung werden ihr die Herzlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Wanzleber bleiben. „Gerade in den schweren Zeiten hat mich das immer wieder berührt“, gibt sie zu. Ob es nun die Sportler aus den Abteilungen des SV Blau-Weiß Wanzleben, die Mitglieder des GTB oder die Judokas der Bördetiger vom BSV Wanzleben sowie die anderen Vereine der Stadt sind, alle bedauern den Schritt ihrer Conny. Diese wird nach einem langen Arbeitsleben von einer kargen Rente leben müssen. „Vielleicht verdiene ich mir noch was dazu“, sagt sie und bleibt gewohnt optimistisch.