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Dreileben Friedhof aus Mittelalter bei Bauarbeiten entdeckt

Ein bislang unberührter Friedhof aus dem Mittelalter ist bei Arbeiten des Trink- und Abwasserverbandes Börde (TAV) in Dreileben zum Vorschein gekommen. Die notwendige Rettungsgrabung ist am gestrigen Dienstag abgeschlossen worden. Dabei wurden auf einer Länge von etwa 35 Metern Skelettteile entnommen und gesichert.

Von Christian Besecke 10.08.2021, 15:58
Die Rettungsgrabung in Dreileben erstreckte sich über etwa 40 Meter und verlaufen genau im Bereich der zu verlegenden Rohre.
Die Rettungsgrabung in Dreileben erstreckte sich über etwa 40 Meter und verlaufen genau im Bereich der zu verlegenden Rohre. Fotos (2): Hanfried Duchstein

Dreileben - Bei den Bauarbeiten des Trink- und Abwasserverbandes Börde sind eine Reihe von Bestattungen im Birkenwinkel in Dreileben freigelegt worden. Daher wurde das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie informiert. Seit der zurückliegenden Woche ist deshalb die Archäologin Anke Herrmann vor Ort und mit einer Rettungsgrabung beschäftigt gewesen.

„Bei den entdeckten Funden handelt es sich um einen mittelalterlichen Friedhof, der bislang unberührt war“, sagt die Archäologin gegenüber der Volksstimme. „Es handelt sich in der Hauptsache um männliche Skelette, dazu kommen zwei Frauen und auch zwei Kinder.“ Es sind auf jeden Fall normale Bestattungen in insgesamt vier Lagen aufgefunden worden. „Dabei sehen wir, dass neuere Bestattungen versetzt zu den darunter liegenenden erfolgt sind“, erklärt Anke Herrmann. „Die ersten Funde haben wir schon 38 Zentimeter unter der Straßendecke gemacht. Die Lagen reichen bis in eine Tiefe von 1,15 Metern.“

Zu beobachten sei außerdem, dass neuere Gräber bei den Neubestattungen beschädigt oder aufgehoben worden sind. „Die gefunden Knochen wurden dann in das neue Grab eingegeben“, sagt die Archäologin. „Außerdem wurden die Toten nicht in Särgen, sondern in Tüchern beerdigt.“ Dabei sei auch zu beobachten gewesen, dass die Bestattungen sehr dicht nebeneinander erfolgt sind. Der größte Teil des Gräberfeldes wurde bei der Rettungsgrabung nicht angetastet. „Wir sind die 40 Meter mit der vorgesehenen Leitung mitgegangen und in einer Breite von 60 Zentimetern geblieben“, beschreibt Anke Herrmann. Das ist der Bereich, in den die neuen Rohre des TAV verlegt worden sind. Dabei handelt es sich um Wasser und Abwasser sowie Hausanschlüsse.

„Der Bereich, der durch den Bau zerstört wurde, ist von uns auch vorher entnommen worden“, fügt die Fachfrau hinzu. Dazu hat sie eine Skizze erstellt, die in einen Lageplan eingearbeitet wird. Der ist für eventuelle spätere Ausgrabungen wichtig.

„Die Rettungsgrabung ist auch deshalb gut vorangegangen, weil ich von den Arbeitern der Baufirma gut unterstützt worden bin“, sagt die Archäologin. Besonders hebt sie den Polier Ulrich Zander hervor. „Wir haben praktisch Hand in Hand gearbeitet und so hat sich der Baufortschritt nur etwas verlangsamt“, betont sie. So sei es zwar zu einer Verzögerung gekommen, aber die Arbeiten konnten trotzdem vorwärtsgehen.

Das schätzt auch die Verbandsgeschäftsführerin das TAV, Vinny Zielske, so ein. „Es handelt sich um einen Verzug von etwa zehn Tagen im Birkenwinkel“, sagt sie. Größere Eingriffe in das Baugeschehen seien nicht erfolgt, da schrittweise auch die vorgesehenen Rohre verlegt werden konnten.

„Wir haben relativ selten mit Archäologen bei unseren Baumaßnahmen zu tun, daher war es interessant, das einmal zu beobachten“, sagt Vinny Zielske. „Zudem wurden eine Tonscherbe und zwei Ohrringe gefunden.“ Daraus könne sich eine Datierung der Besiedlung Dreilebens ergeben. Der komplette Ort wird voraussichtlich bis zum Jahr 2025 in Abschnitten wassertechnisch ausgebaut. Dabei werden Wasser, Abwasser und Hausanschlüsse gelegt. Außerdem wird die Landesstraße 24 innerorts saniert. Derzeit gibt es Arbeiten an der Brücke in Richtung Seehausen. Deshalb ist auch die Ortsdurchfahrt zum Nachbarort gesperrt. Die weiteren Bauabschnitte werden ebenfalls in den kommenden Jahren für Sperrungen und Verkehrsbehinderungen sorgen, ehe bis 2025 die Landesstraße nach Seehausen komplett saniert wird. Dafür entstehen hier und auch in Dreileben Radwege.

Archäologin Anke Herrmann legt fachkundig ein Skelett in Dreileben frei.
Archäologin Anke Herrmann legt fachkundig ein Skelett in Dreileben frei.
hanfried duchstein
So sieht eine freigelegte Bestattung aus.
So sieht eine freigelegte Bestattung aus.
Foto: Anke Herrmann