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Ganztagsschule Wanzleber bangen um ihre Sozialarbeiter

An der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben regt sich Widerstand gegen das mögliche Aus für die Schulsozialarbeit ab Sommer 2020.

Von Mathias Müller 23.03.2019, 00:01

Wanzleben l „Es wäre für uns als Schule eine Katastrophe, wenn ab Juli 2020 die Stellen unserer beiden Schulsozialarbeiterinnen nicht mehr besetzt würden“, sagt Steffen Armgart. Der Leiter der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben ist nahezu empört darüber, dass die Finanzierung dieser Stellen in Sachsen-Anhalt in Gefahr ist. Bis zum 31. Juli 2020 sichert das Programm „Schulerfolg sichern“ des Europäischen Sozialfonds die Finanzierung von 400 Stellen von Schulsozialarbeitern in Sachsen-Anhalt. Zwei davon an der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben. Wie die Finanzierung ab 2020 weiter geht, ist noch ungewiss.

Um die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen, haben sich Nicole Güldenpfenning und Annika Reinert, die als Schulsozialarbeiterinnen an der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Wanzleben tätig sind, dem Aktionsbündnis zur Verstetigung der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt angeschlossen. Unter der Überschrift „Schulsozialarbeit und Netzwerkstellen dauerhaft verankern!“ sammeln sie Unterschriften von Schülern, Eltern, Lehrern und Kooperationspartnern in der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde.

Die nächste Gelegenheit zum Unterschreiben auf den Listen besteht an der Wanzleber Sekundarschule am Montag, 15. April, wenn dort von 17 bis 20 Uhr ein Lehrer-Eltern-Sprechtag stattfindet. Aber auch an anderen Tagen kann in der Schule die Aktion unterstützt werden. Ziel des Aktionsbündnisses ist es, bis zum 17. April 100.000 Unterschriften zu sammeln, die dann dem Landtag zur Bekräftigung der Forderung zum Erhalt der Schulsozialarbeit übergeben werden.

Nicole Güldenpfennig und Annika Reinert sind studierte Sozialwissenschaftlerinnen und arbeiten schon seit etlichen Jahren an der Wanzleber Sekundarschule als Sozialarbeiterinnen. Seit dieser Zeit kümmern sie sich um alles, was außerhalb des eigentlichen Unterrichts passiert. Die beiden Frauen sorgen für das soziale Training der Schüler, unternehmen mit ihnen Ferienausflüge, veranstalten thematische Elternabende, betreuen viele der 20 Arbeitsgemeinschaften und die Mittagspause an der Schule. „Die Lehrer können diese Angebote nicht gewährleisten. Dafür sind ihre Stunden zu gering und dem Unterricht vorbehalten“, sagt Schulleiter Steffen Armgart, der die Arbeit von Nicole Güldenpfennig und Annika Reinert zum Wohl seiner mehr als 400 Schüler außerordentlich schätzt und auch in Zukunft als unerlässlich ansieht.

„Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule“, verdeutlichen Nicole Güldenpfennig und Annika Reinert. In einer Zeit der gesellschaftlichen Veränderungen würden auch die Probleme der Kinder und Jugendlichen immer mehr zunehmen und größer werden. Die Schüler würden immer problembehafteter und zum Teil sogar verwahrlosen. Deshalb seien die Sozialarbeiterinnen erste Ansprechpartner für alle familiären und schulischen Sorgen, die die Kinder und Jugendlichen drücken würden. Schule habe sich in den Augen der Sozialarbeiterinnen in den Jahren auch verändert und stelle mehr und mehr für die Schüler einen „geschützten Raum“ dar. Diesem erhöhten sozialen Betreuungsbedarf trage die Schulsozialarbeit Rechnung. „Wir haben immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Schüler und bieten bei Bedarf auch Einzelfallhilfe an“, sagen Nicole Güldenpfennig und Annika Reinert. Deshalb sei es ihnen auch wichtig, in der Schule ein eigenes Büro zu haben, in dem sie ungestört mit den Kindern über Probleme reden können.

Die beiden Sozialarbeiterinnen haben nach Ansicht von Direktor Steffen Armgart auch einen großen Anteil daran, dass die Schule ihren Schülern die Ganztagsangebote unterbreiten könne. Weitere Aktionsfelder der Frauen sind Suchtprävention, Antimobbingkurse und Medienprojekte. Auch betreuen sie Übergangsprogramme, wenn Kinder von der Grundschule an die Sekundarschule wechseln oder Jugendliche von der Sekundarschule an die Berufsschule.

Obendrein sind Nicole Güldenpfennig und Annika Reinert in der regionalen Gruppe Börde-Süd der Schulsozialarbeiter zusammengeschlossen. Mit ihren Kollegen von anderen Schulen werden in der Gruppe gemeinsame Projekte organisiert wie unlängst die erste Schülerdisko im DRK-Kinder- und Jugendzentrum „Tenne“. „Es war ein mühsamer Prozess, das alles in den Jahren aufzubauen“, schätzen die Sozialarbeiterinnen ein. Die unklare Finanzierung der Stellen gefährde ab 2020 ihre Arbeit zum Wohle der Schüler.