1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Gedenken an die Opfer von Euthanasie

Mahnmal auf dem Gelände des Ameos-Klinikums enthüllt Gedenken an die Opfer von Euthanasie

Von Marita Bullmann 27.08.2011, 06:38

Haldensleben. Ein Jahr nach dem 80. Geburtstag des Klinikums für Psychiatrie und Neurologie wurde jetzt ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Euthanasie auf dem Gelände des Ameos-Klinikums enthüllt. Das Mahnmal wurde an einer besonderen Stelle auf dem Krankenhausgelände errichtet, um immer an die Opfer von Euthanasie und Zwangssterilisation zu erinnern, bekräftigte die Ärztliche Direktorin Dr. Gisela Kondratjuk.

Sie sprach von der Aufarbeitung der Geschichte des Fachkrankenhauses in den vergangenen Jahren. Das Haus habe in der NS-Zeit keine gute Rolle gespielt, stellte sie fest. Bereits 1933 sei das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses verabschiedet worden, und ein Jahr später in Kraft getreten. Bis 1945 seien im damaligen Deutschland 350000 bis 400000 Menschen zwangssterilisiert worden. Über 6000 Menschen seien daran gestorben, berichtete die Ärztin. In den Klinikunterlagen in Haldensleben seien 594 Fälle von Zwangssterilisation nachweisbar.

1939 trat der Euthansie-Erlass in Kraft. In der sogenannten T4-Aktion, der ersten Phase der nationalsozialistischen Euthanasie, seien aus Haldensleben 13 größere Transporte in sogenannte Zwischenanstalten gebracht worden. 835 Patienten wurden so abtransportiert. Der größte Teil der Patienten habe zwei bis vier Wochen später in Tötungsanstalten den Tod gefunden. Da es Widerstand, vor allem aus kirchlichen Kreisen, gegeben habe, sei 1941 die "aktive Euthanasie" eingestellt worden, erläuterte Dr. Gisela Kondratjuk. Aber die "passive Euthanasie" sei fortgesetzt worden. Das bedeutete, Kranke wurden unzureichend ernährt, zur Heilung wurde nichts unternommen.

Mit dem Mahnmal solle ständig an jene Opfer erinnert werden, resümierte die Ärztliche Direktorin, bevor das Mahnmal enthüllt wurde. Die Klezmergruppe der Kreismusikschule umrahmte den festlichen Akt mit einzigartiger melancholischer und doch wieder fröhlicher Musik.

Die Niederndodeleber Künstlerin Martina Seffers hat das Mahnmal geplant. Sie hat auch bei der Umsetzung selbst Hand angelegt. Mit der Kettensäge schnitt sie Figurenschemen in zusammengesetzte Eichenbalken. Sie sieht darin Menschen, die in einem Tor oder im Nichts verschwinden. Die überlebensgroße einzelne Figur ist für sie eine Empfindung, vielleicht eine Überlebende.