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Wanzleben Gelder für neue Sirenen in der Einheitsgemeinde notwendig

Nach den Überflutungen im Westen Deutschlands ist die Debatte um bessere Warnmöglichkeiten für die Bevölkerung im vollen Gange. Dabei geht es auch um moderne Sirenen, die ganz neue Voraussetzungen bieten. Die Verantwortlichen in der Verwaltung der Einheitsgemeinde erhoffen sich dadurch neue Impulse für die Nachrüstung und vor allen Dingen die notwendigen Gelder von Bund und Land.

Von Christian Besecke 24.07.2021, 11:25
Schon im Juni haben der Sachbearbeiter für Brandschutz der Stadt Wanzleben, Steven Kraft (links) und Axel Oelze von der beauftragten Firma eine neue Sirene aufgebaut.
Schon im Juni haben der Sachbearbeiter für Brandschutz der Stadt Wanzleben, Steven Kraft (links) und Axel Oelze von der beauftragten Firma eine neue Sirene aufgebaut. Foto: Hagen Uhlenhaut

Wanzleben - Seit der zweiten Juliwoche ist eine völlig neuartige Sirene auf der Sekundarschule in Wanzleben in Betrieb. Sie ist die erste ihrer Art in der Einheitsgemeinde Wanzleben. Es handelt sich um ein modernes elektronische Gerät. „Diese Sirene erreicht nicht nur einen größeren Empfängerkreis, sondern kann auch per Durchsage auf mögliche Gefahren hinweisen“, sagt Ordnungsamtsleiter Kai Pluntke. „Es ist bereits seit längerem unser Ansinnen, die 16 vorhandenen Sirenen zu modernisieren und zu erweitern, um nicht nur die Feuerwehren alarmieren, sondern auch in Krisen- und Katastrophenlagen warnen zu können“.

Allerdings seien die dafür benötigten finanziellen Mittel nur schwer als Stadt aufzubringen, pro Sirene sind etwa 10000 Euro notwendig. „Und wir benötigen nicht nur Sirenen in den Dörfern mit Feuerwehren, sondern in allen Ortsteilen, um im Notfall die Bevölkerung warnen zu können“, betont der Ordnungsamtsleiter. „In sechs Ortsteilen gibt es aufgrund von nicht vorhandenen Feuerwehren keine Sirenen, in den Dörfern mit Feuerwehren sind die Sirenen nicht ausreichend, so dass etwa 150000 Euro an Finanzmitteln benötigt werden, um eine flächendeckende Warnung zu ermöglichen.“

Finanzielle Mittel für weitere Standorte nötig

Nicht nur die finanzielle Mittel seien problematisch, sondern auch die Standorte. Gerade durch den Verkauf von Gebäuden mit Sirenen, sind in den letzten Jahren vermehrt die Warnanlagen abgebaut und mangels eines neuen Standorts nicht wieder aktiviert wurden. Zudem haben sich der Bund, das Land Sachsen-Anhalt und der Landkreis in den Jahren nach der Wende bis heute bei der Unterhaltung der Sirenen in keinerlei Weise finanziell beteiligt, obwohl der Bund für den Zivilschutz und das Land und der Landkreis für den Katastrophenschutz zuständig sind.

„Einzig und allein die Gemeinden haben Sirenen weiter betrieben, um ihre Feuerwehren alarmieren zu können“, hebt Kai Pluntke hervor. „Auf diesen unbefriedigenden Zustand wurde mehrfach und über Jahrzehnte hingewiesen, leider fand man in der Regel immer nur nach entsprechenden Katastrophen und dann auch nur kurz Gehör bei den entsprechenden politischen Entscheidungsträgern im Bund sowie im Land.“

Mit jeder aktuellen Unwetterlage hat aber auch auf dem Gebiet der Warnung der Bevölkerung ein Umdenken eingesetzt, welches aber im Vergleich zum immer häufiger Auftreten von Unwettern zu langsam zu neuen Konzepten führte. So wie das aktuelle Beispiel aus dem Westen Deutschlands. „Natürlich sind die heute eingeführten und vorhandenen Warn-Apps gute und sinnvolle Alarmierungsmöglichkeiten, allerdings muss es dazu weitere Alarmierungssysteme geben, die nicht nur die Menschen erreichen, sondern auch kurz und schnell auf örtliche Gefahren hinweisen“, sagt der Leiter. „Aus meiner Sicht können nur die altbewährten Sirenen, bei ausreichender Anzahl, die Menschen schnell und umfänglich warnen.“

Warnmeldungen und ihre Interpretation

Problematisch sei aber nicht nur die Warnung der Bevölkerung, sondern auch die Interpretation der Warnmeldungen. Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes gebe es am laufenden Band und führen sicher auch dazu, dass diese nicht immer ernst genommen werden.

„Hier ist es aus meiner Sicht nicht nur notwendig, dass jeder Einzelne die Warnhinweise beachtet, sondern auch die entsprechenden Gefahrenabwehrstellen in den Gemeinden, Landkreisen und im Land vorsorglich die entsprechenden Maßnahmen ergreifen und Einsatzleitungen bilden“, so Pluntke weiter.

Zumindest im Landkreis Börde haben die meisten Gemeinden gemeinsam mit dem Landkreis entsprechende Verfahrensweisen und Kommunikationswege entwickelt, um bei den entsprechenden Alarmschwellen vorsorglich das Personal in der Leitstelle zu erhöhen, vor Ort in den Gemeinden Einsatzleitungen der Feuerwehren zu bilden und bei extremen Lagen auch Feuerwehren in Sitzbereitschaft zu setzen.

„Diese Verfahrensweise hat sich bewährt und ermöglicht der Leitung mit dem jeweiligen Einsatz aufzuwachsen und den Überblick zu behalten“, führt der Ordnungsamtsleiter an. Natürlich gebe es auch Mobilmachungen bei Unwetterwarnungen, ohne das dann Einsätze stattfinden. „Aber lieber einmal umsonst in Bereitschaft gewesen sein, als zahlreichen Einsatzorten hinterher zu laufen“, sagt Kai Pluntke. Ein weiterer Vorteil der vorsorglichen Bildung von Einsatzleitungen vor Ort sei die Möglichkeit für die Bürger, nach einer entsprechenden Sirenenwarnung, an Informationen zu kommen, falls die Medien und Apps nicht funktioniert haben.

„Wir haben auf dem Gebiet der Stadt ein Sirenenkonzept entwickelt, welches wir nur mit der finanziellen Unterstützung durch Bund, Land und Landkreis kurzfristig umsetzen können und hoffen auf die Unterstützung, um im Bedarfsfall schnell und professionell unsere Bevölkerung warnen zu können“, so der Leiter.