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Tierquälerei Giftköder-Attacke auf Schäferhund

Hundebesitzer in Blumenberg sind verunsichert. Allem Anschein nach wurde eine Schäferhündin mit einem präparierten Köder vergiftet.

Von Josephine Schlüer 12.01.2021, 23:01

Blumenberg l Ein aufgeschnittenes Würstchen erbrach Schäferhündin Kira aus Blumenberg in der Nacht vom Sonntag zum Montag. Seither ist sie krank. „Eindeutig ein Giftköder“, ist sich der Besitzer der Hündin Mario Hirschfeld sicher. Auch ein Band habe sich in dem Würstchen befunden. Zudem war eindeutig erkennbar, dass die Wurst eingeschnitten war, „wahrscheinlich wurde etwas hineingelegt“, so Hirschfeld. Er vermutet, jemand habe das präparierte Fleisch über den Zaun auf das Grundstück des Ehepaares Hirschfeld geworfen, um der Hündin Kira vorsätzlich zu schaden. „Vielleicht waren irgendwelche Medikamente darin, wie es aussieht zum Glück aber keine Klingen oder andere scharfe Gegenstände“, so der Blumenberger.

Zitternd habe er seine Schäferhünding am frühen Montagmorgen vorgefunden und daraufhin die erbrochene Wurst auf dem Hof entdeckt. Unbestreitbar stark dehydriert habe Kira anschließend etwa fünf Liter Wasser getrunken. Mario Hirschfeld setzte das stark geschwächte Tier zur Erholung in ihr Hundebett unter eine Rotlicht-Lampe. Auch an blutgefärbtem Durchfall hätte sie gelitten. „Wir hatten Angst, dass Kira stirbt“, sagt Mario Hirschfeld. Seit gestern Morgen gehe es ihr wieder besser. „Der Tierarzt hatte uns am Montag zunächst geraten, den Fall zu beobachten, wäre aber bei einer akuten Verschlechterung sofort zu uns nach Hause gekommen“, sagt der Blumenberger. Letzendlich sei dies glücklicherweise nicht nötig gewesen.

Mario Hirschfeld ist nicht der einzige Blumenberger, dessen Hund Vergiftungssymp­tome zeigte. Schon einige Zeit zurück liegt der Fall von Tom Lüers, doch der Vorfall beschäftigt ihn immer noch. Lüers musste seinen Malteser Heiligabend 2019 zum Tierarzt bringen. Sein Hund habe sich damals ebenso erbrochen und Durchfall gehabt „Ihm geht es zwar auch wieder gut, aber man bleibt verunsichert“, sagt der zweifache Hundebesitzer. Anzeige erstattete er damals nicht. Diese Taten seien ja schwer nachweisbar.

Kurz nachdem sein Malteser die Vergiftungssymptome zeigte, fand Tom Lüers auf dem Feldweg außerhalb von Blumenberg in Richtung Schwaneberg am Boden Körner, die wie Vogelfutter aussahen. Darunter hätten sich weiße Perlen befunden. „Ich könnte mir vorstellen, dass das Giftköder waren“, sagt Tom Lüers. Er habe auch von Katzen gehört, die in der Vergangenheit aus ungeklärter Ursache in Blumenberg verstarben. Genaueres weiß er darüber aber nicht. Es herrsche laut Lüers eine latente Angst unter den Haustierbesitzern. „Wenn man einmal so etwas erlebt hat, guckt man fünfmal genauer hin, woran der Hund gerade schnuppert oder knabbert“, so Lüers.

Auch Mario Hirschfeld ist jetzt vorsichtig. Auf den vorderen Teil seines Grundstücks lasse er Kira nicht mehr, obwohl sich dort ihr Lieblingsschlafplatz befindet. Er geht davon aus, dass der Köder dort über den Zaun geworfen wurde. Mit seinen Nachbarn habe der Blumenberger keine Probleme. „Im Gegenteil, wir wohnen seit Jahren nebeneinander und verstehen uns gut. Da ist niemand verdächtig.“

Kira sei der einzige Hund in der Nachbarschaft. Ringsherum sei man dankbar, dass sie aufpasst, sollten sich Unbefugte den Grundstücken nähern, so Hirschfeld. Darum vermutet er, dass die Schäferhündin vielleicht in Vorbereitung eines Einbruchs ausgeschaltet werden sollte.

„Werden Giftköder eingesetzt, handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, das kommt aber eigentlich selten vor“, berichtet Polizeisprecher Matthias Lütkemüller vom Polizeirevier Börde. Dass Einbrecher den Hund vergiften wollten, hält er zumindest für eine Möglichkeit. Diese Taten seien nur schwer zu beweisen. „Fast unmöglich, wenn niemand etwas gesehen hat“, betont der Polizeisprecher. Mögliche Täter seien auch oft sogenannte „Tierhasser“, in Kiras Fall sähe es aber nach einer gezielten Tat aus“, so Lütkemüller. Zunächst bräuchte man jedoch einen toxikologischen Bericht eines Tierarztes, um die Vergiftung zu beweisen.

„Wenn man nicht in etwa eingrenzen kann, um welches Gift es sich handelt, wird ein toxikologischer Bericht extrem teuer“, weiß Dietrich Horrmann, Tierarzt mit Niederlassung in Calbe (Saale). Er hat Mario Hirschfeld von einer solchen Untersuchung abgeraten. „Der Bericht kostet mehrere hundert Euro“, sagt Hirschfeld. Da sich Kira sichtlich erholt, wird er es vorerst dabei belassen. „Ich möchte aber, dass alle Hundebesitzer in Blumenberg wachsam bleiben“, sagt er.

In Kiras Fall vermutet Horrmann eine vorsätzliche Vergiftung mit einem Präparat aus der Humanmedizin. Bestimmte Tabletten würden sich erst im Darm auflösen. Hätte Kira solche Medikamente gefressen, „dann ist es außerordentliches Glück, dass sie diese scheinbar rechtzeitig erbrochen hat“, so der Tierarzt.

Vorsätzliche Vergiftungen von Haustieren erlebt der Mediziner sehr selten. „Meistens vergiften sich Katzen und Hunde versehentlich mit Rattengift, das zur Schädlingsbekämpfung ausgelegt wurde.“ Dabei würden die Tiere nicht sofort sterben, sondern langsam verbluten. „Das kann bis zu zwei Wochen dauern.“ Bei einer Vergiftung mit Rattengift empfiehlt er, sofort einen Tierarzt aufzusuchen.