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Glasfaserausbau Breites Band ist noch sehr schmal

Das Interesse am kommunalen Glasfasernetz ist in der Region Wanzleben noch sehr gering. Jetzt rühren Politiker die Werbetrommel.

Von Mathias Müller 11.08.2018, 01:01

Wanzleben l Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos) und seine Kollegen Ortsbürgermeister sind so ziemlich ratlos. Was  müssen wir noch tun, um die Bürger davon zu überzeugen, sich an das geplante kommunale Glasfasernetz, das die Einheitsgemeinde bauen will, anzuschließen? Mindestens 60 Prozent der Hauseigentümer müssen im Vorfeld des Ausbaus ihre Bereitschaft erklären, sich anschließen zu lassen. In der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde liegt der Anschlussgrad aktuell bei gerade vier Prozent.

Die Zeit ist kurz. Die Anmeldefrist endet am 31. August. Gelingt die Quote nicht, scheitert der Ausbau und sind die Fördermillionen aus Berlin futsch und Wanzleben bekommt kein schnelles Internet. Die Ausschreibung des Auftrags zum Breitbandausbau hat ein Volumen von 22,1 Millionen Euro ergeben. Der Bund fördert den Breitbandausbau in Wanzleben mit mehr als zehn Millionen Euro. Die Differenz muss die Stadt mit Krediten abdecken.

Ein Problem für die Unentschlossenheit der Bürger sei wohl, so kam bei der Beratung der Ortsbürgermeister heraus, ihre Bindung an bisherige Anbieter wie Telekom oder Vodafone, die noch über Jahre hinweg läuft. Unternehmen, mit denen sie eigentlich zufrieden waren. Wer aber ist der Betreiber DNS.NET, der im Auftrag der Stadt das noch in der Vision befindliche Glasfasernetz mit digitalem Leben erfüllen soll? Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist zurzeit auf den Dörfern unterwegs, um als sogenannte Breitbandengel die Bürger davon zu überzeugen, sich doch an das Glasfasernetz anschließen zu lassen. Reine Werbeveranstaltungen, die in ihrem Ton nicht jedem Einwohner gefallen, wie Teilnehmer der Volksstimme berichteten. Fakt ist, dass sich die Stadt Wanzleben der Arbeitsgemeinschaft des Landkreises „Börde-Ohre-Breitband – Das Giga-Netz“ angeschlossen hat. Partner bei der technischen Umsetzung des Ausbaus ist die DNS.NET Internet Service GmbH mit Sitz in Berlin. Ebenso wie in der Westlichen Börde und in Oschersleben. Aber nicht jede Kommune geht diesen Weg. Wie das Sülzetal und die Obere Aller, die sich dem Magdeburger Unternehmen MDDSL anvertraut haben.

Hinzu komme, sagte Wanzlebens Ortsbürgermeister Tino Bauer (Linke) bei der Klausur mit seinem Kollegen, dass das Kommunikationsunternehmen aus der Hauptstadt bei den Veranstaltungen in der Börde falsch kommuniziere. Dabei stünden mehr die zweijährige Vertragsbindung an die „Breitbandengel“ und die variierenden Kosten je nach Leistung der Bandbreite im Vordergrund als der durch das Fördergeld aus Berlin mögliche kostenlose Anschluss der Bürger an das Glasfasernetz. Und das sei für die Bürger der entscheidende Punkt und nicht der, wer das kommunale Netz betreibe. „Auch deshalb sind die Leute verunsichert und sie meinen, der große Haken kommt erst dann“, verdeutlichte Bauer.

Martin Heine (CDU), stellvertretender Ortsbürgermeister in Seehausen, sagte, dass der Arbeitsmarkt im Umbruch sei und das Home- office immer mehr an Bedeutung gewinne. Um aber von Zuhause aus arbeiten zu können, bedürfe es einer ausreichenden Infrastruktur. Ebenso bei der Bildung. „Um Schulen an digitales und mediales Lernen anzubinden, dafür brauchen wir Breitband“, sagte Heine. Deshalb sei aus Sicht des Christdemokraten das neue Netz für die Zukunftsfähigkeit der Ortschaften wichtig. Um die für die Wirtschaftlichkeit nötige Anschlussquote zu erreichen sei es aus seiner Sicht wichtig, den Bürgern zu vermitteln, dass jedes Haus angeschlossen werde, egal wie weit weg es von der Straße liege. Auch würde es keine Doppelbelastungen für die Kunden geben, die die Laufzeit ihrer bestehenden Verträge erst abwarten müssten.

„Das ist die Zukunft unserer Gemeinde, verbauen wir sie uns nicht“, mahnte Heine an. Die jüngere Wanzleber Generation werde es den heutigen Vätern dieser Stadt danken, das Giga-Netz gebaut zu haben, da sie es noch mehr nutzen werde. Aber auch Heine sei Realist. Werde es nicht die erforderliche Anschlussquote geben, könne DNS.NET nicht genügend Einnahmen erzielen, um die Pacht für das kommunale Netz an die Stadt zahlen zu können. Dann breche die gesamte Finanzierung aus Fördergeldern des Bundes, Kreditaufnahme durch die Stadt und die Refinanzierung zusammen.

„Die beiden großen Wanzleber Vermieter, die Wobau und die Genossenschaft, haben erklärt, ihre Häuser an das kommunale Netz anzuschließen“, sagte Bürgermeister Thomas Kluge. Sie würden bloß wissen wollen, was an baulichen Veränderungen in ihren Häusern nötig sei, um das schnelle Internet in die Wohnungen zu bekommen. Die beiden Vermieter würden in der Gemeinde zusammen über etwa 900 Wohnungen verfügen.

Im Ergebnis der Ortsbürgermeisterrunde entschieden sich die Kommunalpolitiker, noch mehr offensiv bei den Bürgern zu werben, sich an das Giga-Netz der Stadt anschließen zu lassen. Auch erklärten sich die Ortsbürgermeister bereit, direkt die Anträge der Einwohner für den Anschluss an das Breitbandnetz entgegenzunehmen. Eine weitere Informationsveranstaltung für Bürger findet am Montag, 20. August, um 19 Uhr im Rathauskeller Wanzleben statt.

Weitere Informationen und Anträge gibt es unter www.breitbandengel.de.