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Internet Breitband braucht viele Mitstreiter

Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge nimmt zu aktuellen Problemen beim Breitband-Ausbau Stellung:

Von Constanze Arendt-Nowak 05.09.2020, 01:01

Wanzleben l Seit Mai baut die Stadt Wanzleben-Börde ihr Breitbandnetz für die künftige Versorgung mit schnellerem Internet aus. Nicht alles lief bisher reibungslos, etwa in Klein Wanzleben. Volksstimme-Reporterin Constanze Arendt-Nowak sprach deshalb mit Bürgermeister Thomas Kluge.

Volksstimme: Die Stadt baut ein Netz in eigener Verantwortung und hat dafür mit dem Vertragspartner DNS:NET geworben. Jeder, der es wünscht, sollte das schnelle Breitbandnetz erhalten. Können Sie das Problem einiger Bürger in Klein Wanzleben beschreiben.
Thomas Kluge: Da muss ich auf zwei Probleme hinweisen. Zum einen haben wir die für den wirtschaftlichen Ausbau erforderliche Quote an Vorverträgen in Höhe von mindestens 45 Prozent, besser 60 Prozent, nicht erreicht. Es waren nur 36 Prozent im gesamten Gemeindegebiet. In sechs Ortsteilen liegt das Ergebnis zwischen 17 bis 30 Prozent, in acht Ortsteilen zwischen 31 und 49 Prozent und nur in fünf Ortsteilen liegt das Ergebnis zwischen 59 und 79 Prozent. Das heißt, eine große Anzahl der Haushalte hält den zukunftsfähigen und leistungsstarken Breitbandanschluss nicht für nötig. Der Stadtrat und die Stadtverwaltung haben sich dennoch entschlossen, das Netz zu bauen, weil es um die Zukunft geht. Die Entscheidung war richtig. Erfahrungen aus anderen Gemeinden zeigen auch, dass die Anschlussquote während des Ausbaus noch steigt. Auch in Klein Wanzleben war das so.

Zum anderen haben wir die Problematik der schwarzen Bereiche, in denen die Haushalte als ausreichend versorgt gelten, zwar gekannt, aber die große Zahl Anträge in diesen Gebieten unterschätzt. Schließlich gelten diese Bereiche als ausreichend versorgt. Basis für die Bewertung ist die Versorgung im Jahr 2016, als das Markterkundungsverfahren durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurden jegliche Versorgungsgrade von vorherrschenden Telekommunikationsunternehmen abgefragt. Wer also einen Vertrag mit bis zu 30 Mbit hat oder die Möglichkeit dafür, der gilt als versorgt.

Diejenigen, bei denen diese Bandbreite nicht den Tatsachen entsprechen sollte, bitte ich, einen Speedtest über die Bundesnetzagentur durchzuführen und der Stadt zukommen zu lassen. Eine Anleitung dazu gibt es auch auf der Internetseite der Stadt. Nur auf diesem Wege besteht die Möglichkeit einer Richtigstellung des Markterkundungsergebnisses und damit einer Förderung.

Das passt aber nicht zu den Aussagen bei der Werbung ...
Genau das ist das Problem. Die Menschen haben unseren Aussagen vertraut und wir wollen das Vertrauen der Bürger nicht enttäuschen. In nicht immer einfachen Verhandlungen haben wir andererseits erreicht, dass auch bei der niedrigen Quote ein Ausbau erfolgen kann. Der Kompromiss beinhaltet, dass die Stadt alle Gebiete ausbaut, die mit Mitteln des Bundes gefördert werden. Unser Partner DNS:NET übernimmt den Ausbau der verbliebenen Gebiete im Anschluss – also mit Pachtbeginn. Unsere Planungen wurden und werden so vorbereitet, dass wir die Versorgung aller Haushalte anstreben. Nur eben leider nicht im Zuge der ersten Ausbaustufe.

Der Netzbetreiber hat zugesichert, dass der Hausanschluss bis zu 20 Meter kostenfrei bleibt. Es sollten aber zumindest 40 Prozent der Haushalte in einer Straße den Anschluss wünschen. Es ist also ganz wichtig, sich zum Breitbandnetz zu bekennen und einen Antrag bei der DNS:NET zu stellen. Der Kundenvertrieb ist noch vor Ort und ansprechbar:

Wann würde dann DNS:NET tatsächlich mit dem Ausbau beginnen?
Die DNS:NET kann erst selbst ausbauen, wenn das Netz übernommen wurde, wenn also das Licht in dem Ortsteil tatsächlich ankommt. Im Zuckerdorf Klein Wanzleben sowie in Remkersleben und Meyendorf soll das nach Aussagen des Netzbetreibers noch in diesem Jahr erfolgen. Die Tiefbauarbeiten sind in diesem Bereich bereits abgeschlossen oder in den letzten Zügen.

Im Umkehrschluss heißt das also, dass die betroffenen Haushalte in Klein Wanzleben doch noch eine Perspektive haben, den Anschluss zu bekommen?
Ja, die Stadt arbeitet auf Hochtouren und führt stetig Verhandlungen, um dieses Ziel zu erreichen. Einige Grundstücke können schon jetzt mit angeschlossen werden, obwohl sie sich in „noch“ schwarzen Bereich befinden. Dafür gibt es verschiedene Voraussetzungen und jeweils andere Möglichkeiten der Refinanzierung. Aber das im Einzelnen zu erläutern, würde den Rahmen sprengen. Es soll auf jeden Fall weitergehen, nur eben nicht überall sofort.

Warum macht die Stadt nicht gleich alles selbst? Hätte das nicht einige Probleme aus dem Weg geräumt?
Nun, bei allem Interesse für den Ausbau muss die Finanzierung gesichert bleiben. Wenn keine Fördermittel zur Verfügung stehen und die Anschlussrate gerade mal bei 36 Prozent liegt, muss die Bedienung der Kredite trotzdem gesichert sein. Deshalb müssen wir als Stadt kleinere Schritte machen und versorgen zuerst die Haushalte die als unterversorgt gelten. Unseren Vertragspartner übernimmt den Ausbau in den verbliebenen Gebieten. Das geht nur im Miteinander.

Sind denn alle Ortsteile von dem Weiße-schwarze-Flecken-Problem betroffen?
Kurz und knapp: Nein, Die Ortsteile Wanzleben, Buch, Eggenstedt, Klein Germersleben, Blumenberg, Remkersleben, Meyendorf, Dreileben, Hemsdorf und Stadt Frankfurt sind nicht betroffen und der Ortsteil Seehausen nur sehr geringfügig. In den Ortsteilen Klein Wanzleben, Domersleben, Groß Rodensleben, Klein Rodensleben, Bergen, Hohendodeleben, Schleibnitz und Bottmersdorf betrifft es dagegegen schon einige Straßen beziehungsweise Straßenzüge.

Wir stehen mit den Ortsbürgermeistern in Kontakt und werden über die weitere Entwicklung unter Beachtung der konkreten Situation vor Ort informieren und Lösungen erarbeiten.

Und zum Schluss ist noch Zeit für Wünsche ...
Der Ausbau des modernen Breitbandnetzes ist kein Selbstläufer, wir brauchen auch die Leute, die mitmachen und einen Antrag stellen. Ich bin optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen.