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Hötensleber Anwohner in der Wallstraße sind seit Tagen "abgeschirmt" Kein Signal auf der Mattscheibe -Baumkrone stört den TV-Empfang

Von Ronny Schoof 16.05.2013, 03:15

Bis ins Weltall und wieder zurück schwirren Fernsehsignale rund um den Globus, um punktgenau von den Antennen der Empfänger aufgefangen zu werden. Nicht so bei Wolfgang Klose. Ein Baum erweist sich stärker als der Satellit. Seit Tagen guckt der Hötensleber buchstäblich in die Röhre.

Hötensleben l Schlechtes Sig- nal. Viel mehr Information kommt nicht auf die Mattscheibe, wenn Wolfgang Klose den Fernseher einschaltet. "Ein paar Werbesender kommen noch durch, ansonsten bleiben die Kanäle schwarz", sagt der 52-Jährige, während er mit der Fernbedienung durchs nicht sichtbare Programm zappt. Betroffen ist er nicht allein, in den Wohnungen des Hauses leben noch sechs weitere Personen.

Begonnen haben die Empfangsprobleme schon vor ziemlich genau einem Jahr, als die Satellitenübertragung komplett von analog auf digital umgestellt wurde, berichtet Klose. "So richtig schlimm wurde es aber erst jetzt mit dem Einsetzen des Frühlings." Die Zweige der Buchen und Kastanien nahe Kloses Haus tragen nun wieder fülliges Blattwerk - so dicht, dass die Sat-Schüssel auf dem Dach keine rechte Verbindung mehr zum TV-Netz hat.

Klose wohnt in der Wallstraße, am äußeren Ortsrand, direkt am alten Park. Keine zehn Meter liegen zwischen Wand und Baum, das Blätterdach der störenden Buche überragt bereits das des Hauses und reicht beinahe an die Fassade heran. Ein Elektrofachmann aus Hötensleben bestätigt: "Das Signal kommt im Winkel von 30 Grad vom Satelliten herunter, wenn etwas Größeres wie ein dicht bewachsener Baum dazwischen steht, kommt das Signal nicht mehr durch." Es herrsche in Hötensleben generell ein vergleichsweise schlechter TV-Empfang, speziell an dieser Ecke am Park sei das nochmal etwas schwieriger.

Abhilfe könnte eine Positionsveränderung oder Erhöhung der Parabolantenne schaffen. Wolfgang Klose erkennt darin aber keine brauchbare Lösung: "Das wäre doch nur ein Provisorium auf Zeit. Die Bäume wachsen weiter, und im nächsten oder übernächsten Jahr ist es wieder dasselbe." Zudem sieht er die Gemeinde als Eigentümerin des Parks in der Pflicht, hier einzugreifen.

Gemeinde macht Rückzieher, externe Vergabe zu teuer

Dabei gehe es Klose "gar nicht mal primär um den Fernsehempfang, sondern auch um die Situation im Park allgemein". Die schätzt der Anwohner als gefährlich ein: "Jedes Jahr knicken hier schwere Äste ab, stürzen Bäume um - und die Gemeinde tut nichts." Dabei habe er schon im vergangenen Jahr von Bürgermeister Dieter Buchwald die Zusage erhalten, dass zumindest die Buche an Kloses Haus ausgeästet werde: "Das hat Herr Buchwald im Dezember auch noch einmal öffentlich im Gemeinderat bestätigt sowie mir gegenüber am 9. April im Rahmen der Bürgermeistersprechstunde."

Dann aber kam der Rückzieher. Klose wurde schriftlich von der Gemeinde darüber informiert, dass der Baumschnitt mit der vorhandenen Technik in Eigenregie nicht möglich und ein Fremdauftrag finanziell nicht vertretbar sei. Dieter Buchwald dazu auf Volksstimme-Nachfrage: "Wir haben uns das vor Ort angeschaut. Mit dem Hubsteiger lässt sich da nicht heranfahren, es müsste also ein Fachmann in den Baum klettern, aber das ist schlichtweg zu teuer für die Gemeinde. Wir sind auch nicht verpflichtet, in solchen Einzelfällen, den TV-Empfang zu gewährleisten."

"Eine Frechheit", reagiert Wolfgang Klose, "das Schreiben ist datiert vom 4. April. Der Bürgermeister hat mich demzufolge angelogen, als er mir am 9. April nochmals Hilfe zugesichert hat." Wie es in Sachen Fernsehempfang weitergehen soll, weiß Klose nicht: "Über DVB-T klappt es ja wenigstens mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, wenn auch nicht optimal. Internet-TV ist hier laut Telekom nicht machbar." Blieben Aktionen auf eigene Kosten. "Nur", so Klose, "das wäre für uns eine enorme finanzielle Belastung, und es ist ja nicht unsere Schuld, dass die Gemeinde auf ihrem Gelände nichts unternehmen will."