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Coronavirus Gegessen wird nur zuhause

Um den Betrieb während der Corona-Krise nicht ganz einstellen zu müssen, können Gäste in Wanzleben sich ihr Essen liefern lassen.

Von Jasmin Teut 30.03.2020, 01:01

Wanzleben l Vor allem kleinere Betriebe haben in Zeiten von Corona und den damit einhergehenden Maßnahmen der Schließungen große Probleme. Wenn die Gäste in den Restaurants ausbleiben, wird kein Geld verdient. Doch die Inhaber müssen ihre Mitarbeiter bezahlen, ihre Rechnungen begleichen. Für einige Restaurants in Wanzleben ist das kein Dauerzustand und kann auf lange Sicht nicht funktionieren. Sie legen daher ihr Augenmerk vor allem auf den schon bestehenden Abhol- und Lieferservice – und manch einer entdeckt ihn sogar völlig neu.

So zum Beispiel im Restaurant „Casino“ in Klein Wanzleben. Das Kochen à la Carte wurde vorerst in dem Familienbetrieb eingestellt, erklärt Seniorchef Hanno Trieger. Allerdings sollen die Gäste des „Casinos“ nicht leer ausgehen. Daher wurde entschieden, dass es einen Abhol- und Lieferservice geben soll. Je nach Lage soll es donnerstags und sonnabends ein Gericht geben, das die Kunden vorbestellen können, erläutert Hanno Trieger.

Die Gerichte wechseln jedes Mal. Was gekocht wird, das entscheidet der Küchenchef. Die Gäste können aber kleine Änderungen vornehmen, diese Wünsche werden erfüllt. Gemüse statt Kartoffeln ist für die Köche daher kein Problem. Vorbestellt werden kann bis zum Tag vor dem Angebot, also bis Mittwoch beziehungsweise Freitag. „Wer mag, kann einfach bei uns anrufen und Bescheid geben“, sagt Hanno Trieger. Ab 17.30 Uhr können die hungrigen Gäste dann ihr Gericht im Restaurant abholen.

Doch auch dabei wird viel Wert auf die Hygiene gelegt. Zwei Meter Abstand ist ein Muss, und die Mahlzeiten werden über den Tresen gereicht, aber ohne jeglichen Körperkontakt, versichert Hanno Trieger. Dieser Service bringt zwar etwas Geld ein, aber dennoch bleiben die täglichen Gäste, die im Restaurant essen, aus. Der Hotelbetrieb leide ebenfalls unter der aktuellen Situation. „Wir haben schon viele Absagen bekommen. Darunter sind auch Hochzeiten“, stellt Trieger mit Bedauern fest.

Gerade solch große Veranstaltungen sind für viele Gaststätten eine gute Einnahmequelle. So auch für Heidrun Richter, die Inhaberin des „Blumenberger Krugs“. Auch sie hat mit solchen Ausfällen zu kämpfen. „Es wurden so viele Feiern abgesagt. Jugendweihe, Geburtstage. Das sind enorme Einbußen“, erklärt sie. Obwohl Heidrun Richter schon immer den täglichen Mittagstisch mit Abhol- und Lieferservice angeboten hat, ist für sie die Situation dennoch eine Umstellung und wohl auch eine Geduldsprobe.

Doch während der erzwungenen Schließzeit möchte sie sich auch anderen Aufgaben widmen, sagt die Inhaberin. So könne die Zeit momentan für eine komplette Grundreinigung genutzt werden oder auch für Malerarbeiten. „Ich mache auch Inventur und Abrechnungen, da bleibt ja meist immer noch was liegen“, sagt Heidrun Richter.

Allerdings bieten nicht alle Restaurants einen Lieferservice. Das Hotel und Restaurant „Burg Wanzleben“ bietet zum Beispiel keinen Lieferservice. Das Restaurant sei bis auf Weiteres geschlossen, heißt es auf Anfrage der Volksstimme.

Mustafa Kocaogla, Chef des Musti-Bistros in Wanzleben, verzeichnet bisher noch keine Veränderung im Kaufverhalten. Die Zahl an Bestellungen sei so wie vor der Corona-Krise, sagt Mustafa Kocaogla. Er vermutet, dass dies vielleicht auch daran liegt, dass viele Menschen ihre Hamstereinkäufe getätigt haben und sie dementsprechend genug im Haus haben und den Bestellservice deshalb nicht nutzen. Auch wenn im Musti-Bistro nicht mehr Bestellungen als normal eingehen, wird bei den Auslieferungen vor allem auf die geltenden Regeln geachtet. „Das Essen wird vor die Tür gestellt und es wird auch der Abstand zueinander eingehalten“, versichert er.

Auch wenn der Lieferservice eine Stütze ist, bleiben die Gäste im Lokal dennoch aus. Doch der Chef des Bistros bleibt zuversichtlich: „Wir können das überstehen“, sagt er positiv gestimmt. Im Moment arbeiten nur er und seine Brüder in dem Lokal. „Die anderen Mitarbeiter sind Zuhause, aber werden trotzdem weiter bezahlt“, informiert Mustafa Kocaogla.

Auch die Öffnungszeiten wurden der Situation angepasst, denn vor der Corona-Krise hatte das Bistro von 10 Uhr bis 21.30 Uhr geöffnet. „Wir haben jetzt mittags zwei Stunden und dann wieder abends ab 17 Uhr geöffnet“, erklärt er. Ebenfalls wurde auch der Mindestbestellwert für Lieferungen von 25 auf nur 15 Euro gesenkt. Darauf reagiere allerdings keiner, meint Mustafa Kocaogla. Eine Zunahme an Bestellungen wird es vielleicht geben, wenn die Vorräte Zuhause zur Neige gehen und dann auf einen Lieferservice ausgewichen wird, mutmaßt der Chef des Bistros.