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Gesellenprüfung an den Berufsbildenden Schulen Oschersleben Mit Erfolg: Junge Tischler feilen an ihrer Zukunft

Von Mandy Ganske 02.08.2010, 06:11

Elf junge Menschen sind am Sonnabend als Lehrlinge in den Räumen der Berufsbildenden Schulen Oschersleben (BbS) eingetroffen und als Tischlergesellen wieder hinaus gegangen. Sie haben die letzte Prüfung ihrer dreijährigen Ausbildung gemeistert. Ob es im neuen Berufsschuljahr wieder eine Klasse gibt, ist indes noch offen.

Oschersleben. Es hämmert und klopft, die Säge ratscht in Holz hinein. An Werkbänken stehen die 19- und 20-jährigen Lehrlinge und arbeiten an einem Schuhputzkasten. Fünf Stunden haben sie Zeit, dann muss er fertig sein. Pascal Kirsch meint gegen zehn Uhr, er liege gut in der Zeit. Er wird, wie elf von insgesamt zwölf Prüflingen auch, an diesem Tag als frisch gebackener Geselle nach Hause gehen. Der größte Teil von ihnen wird im Ausbildungsbetrieb übernommen. Dazu gehört auch Philipp Berking. Der 19-jährige aus Ausleben lernte in der Tischlerei Bassüner. Für ihn war seit dem 13. Lebensjahr klar, dass er Tischler wird. Und er erklärt, warum. "Das war das, was ich wollte, weil man mit Holz mehr machen kann als zum Beispiel mit Metall. Es ist ein Rohstoff, der lebt." So sicher, wie sich Philipp bei der Berufswahl war, sind aber nicht viele Jugendliche, die die Schule verlassen.

Das bekommt die Tischlerinnung zu spüren. Christoph Timme, Vorsitzender der Innungs-Prüfungskommission im alten Bördekreis, befürchtet jedenfalls, dass es zum neuen Ausbildungsjahr keine neue Tischlerklasse an den BbS in Oschersleben geben wird.

Es sind fehlende fachliche Kenntnisse bei den Bewerbern, die er beklagt, gepaart mit mangelndem Wissen bei Berufsabgängern, was handwerkliche Berufe überhaupt bedeuteten. "Möbel kauft man im Möbelhaus. Was dahinter steht, also dass Tischler Schränke, Tische und Betten bauen, ist vielen gar nicht klar", meint Timme, der vor kurzem das Geschäft seines Vaters in Eilsleben übernommen hat. Wachsende Ansprüche an die Betriebe selbst bewirkten, dass es auch nicht immer möglich sei, eine Lehrstelle anzubieten, erklärt Timme. Zudem stünden die BbS neben dem Angebot zur Berufsschulausbildung in Halberstadt. "Und der Unterricht dort erfolgt in Blockseminaren, so dass die Lehrlinge bis zu vier Wochen nicht im Betrieb sind." Viele Betriebe würden indes bevorzugen, wenn ihr Auszubildender – wie an der BbS – nur ein bis zwei Tage für die Berufsschule pro Woche aus dem Produktionsprozess herausgenommen würde. "Der Lehrling bekommt den Herstellungsprozess bis zum Endprodukt sonst gar nicht mehr mit, sondern nur die Vorbereitungsarbeiten", macht Timme klar. Diese Bedingungen würden Betriebe auch grundsätzlich davon abhalten, Auszubildende einzustellen. Denn, wo ihr Lehrling schließlich beschult wird, können sie nicht zwingend beeinflussen.

Timmes eigene Tischlerei hat in den vergangenen Jahren oft bis zu drei Lehrlinge unter seinem Dach gehabt. Vater Rüdiger Timme war zudem 31 Jahre Vorsitzender der Prüfungskommission. Und am Sonnabend mit dabei, die Ergebnisse der jungen Leute zu bewerten – sowohl am Gesellenstück als auch am Schuhputzkasten als Arbeitsprobe: Auswahl der Materialien, Verarbeitung und problemloses Öffnen oder Schließen sind nur einige Kriterien, denen die Stücke der zehn Jungs und zwei Mädchen aus dem gesamten Landkreis Börde gerecht werden mussten. Elf von ihnen konnten überzeugen. Bei einem von ihnen hatte es zuvor in der theoretischen Prüfung nicht gereicht. Er kann sich nach einem halben Jahr erneut beweisen. Für Gesellenstück und Arbeitsprobe gab es unterdessen positive Rückmeldungen der Kommissionsmitglieder: Alle jungen Frauen und Männer haben bestanden. Tischler Friedrich Mußmann: "Mit den Gesellenstücken kann man zufrieden sein – kleinere Mängel weisen aber alle auf."