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Am 16. Juni erklingt in Osterweddinger Kirche die Königin der Instrumente Orgel ist nach Reparatur ein Klanggenuss

Von Yvonne Heyer 07.06.2013, 03:18

Nur noch wenige Tage müssen sich die Osterweddinger gedulden: Am 16. Juni wird erstmals wieder die Kirchenorgel erklingen. Nach einer umfangreichen Sanierung wird die Königin der Instrumente wieder in den Dienst gestellt, wie es im Fachjargon heißt.

Osterweddingen l Pfeife für Pfeife haben in diesen Tagen die Orgelbauer Gerd und Thomas Bochmann wieder in die Osterweddinger Kirchenorgel gesetzt. Hier an Ort und Stelle vollenden sie ihr Werk - das Gros der Arbeiten erledigten die erfahrenen Orgelbauer aus dem Altenburger Land in der heimischen Werkstatt.

Gut ein Jahr nach dem Ausbau zieht die Königin der Instrumente wieder in ihre Osterweddinger Behausung ein, am 16. Juni wird sie erstmals wieder für die Öffentlichkeit erklingen.

Umfassend, aber nicht gänzlich ist die Osterweddinger Kirchenorgel saniert, von einem ersten Bauabschnitt ist die Rede. Und mit diesem Abschnitt ist mit der Überholung der technischen Anlage begonnen worden. Dazu gehört die Aufarbeitung der Windladen, der Ton- und Registertrakturen sowie der Klaviatur. Das Pfeifenwerk ist aufgearbeitet und instand gesetzt, der Blasebalg neu bezogen. Das Orgelbauunternehmen ist der Kirchengemeinde entgegengekommen und hat, sozusagen in Vorleistung, neben den vier geplanten Registern ein fünftes ebenso spielbar gemacht. "In diesem Punkt haben die Orgelbauer für die Zukunft mitgedacht. Sie haben mit den fünf Registern das Optimum der Bespielbarkeit nach den derzeitigen finanziellen Möglichkeiten herausgeholt", so der Orgelsachverständige des Kirchenkreises Egeln, Werner Jankowski.

Die Osterweddinger Kirchenorgel hat eine bewegte Geschichte und diese zeigt zugleich, dass die Christen hier nicht besonders viel Glück mit ihrer Orgel hatten. Fest steht, dass die Orgel 1859 erneuert worden ist. Doch schon 1880 ist in den Kirchenbüchern eine Notiz zu finden, dass das Instrument repariert werden müsse. 1886 werden schließlich die angemahnten Arbeiten ausgeführt. Im Mai 1907 wird berichtet: "Die Orgel ist alt und besonders in den hohen Registern ziemlich schlecht." Aber der Gemeindekirchenrat lehnt ab: "Die Orgel ist noch nicht einmal 50 Jahre alt und genügt durchaus den Ansprüchen". 1914 wird vom Konsistorium vorgeschlagen, die Orgel untersuchen zu lassen. Das wird mit den Worten: "...die Orgel würde noch lange den Ansprüchen genügen..." ebenso abgelehnt. Im August 1937 untersucht ein Orgelrevisor das Orgelwerk. Er bescheinigt den ungepflegten Zustand des Instrumentes, an dem seit der Erbauung nichts getan wurde.

1945 schlägt eine Luftmine in die Nähe der Kirche ein und beschädigt das Dach. "Man muss davon ausgehen, dass die Orgel von 1945 bis 1953 regelrecht im Freien gestanden hat, denn die Kirche hatte nur ein Notdach. Bis 1982 war die Orgel nicht bespielbar", hat Werner Jankowski beim Stöbern in den Archiven zur Orgelgeschichte herausgefunden. 1982 wird die Orgel von Orgelbauer Erwin Lägel aus Eilsleben wieder spielbar gemacht, dabei kommen das Hauptwerk mit sieben Registern und das Pedalwerk mit zwei Registern zum Klingen.

"Das ist ein Wunder solider Orgelbaukunst von 1859."

Werner Jankowski

Mehr ist wohl damals nicht möglich, denn immerhin hatte die Osterweddinger Orgel einst 27 Register. Dennoch versieht die Orgel beinahe 30 Jahre relativ zuverlässig ihren Dienst. "Das ist ein Wunder solider Orgelbaukunst von 1859", ist sich Werner Jankowski sicher. Er bezeichnet die Orgel als ein Unikat, als ein Instrument, das solide und stabil gebaut wurde.

Und weil die Orgel zwischen 1945 und 1953 Wind und Wetter ausgesetzt ist und zur Reparatur 1982 die Windladen nur notdürftig geflickt wird, ist jetzt im ersten Bauabschnitt die Windladensanierung das Herzstück der Orgelreparatur. Die Windladen wiesen tatsächlich immense Wasserschäden auf und waren gerissen. "Es war schon eine anspruchsvolle Aufgabe, die große Windlade, sie wiegt zwischen zehn und zwölf Zentner, in die Kirche und dann in die Orgel zu heben", berichtet Thomas Bochmann.

Die Reparatur der Osterweddinger Kirchenorgel konnte nur in Angriff genommen werden, weil im Vorfeld dieses ersten Bauabschnittes viele Menschen gespendet haben. Von den 55 000 Euro, die für den ersten Bauabschnitt veranschlagt sind, kommen rund 40000 Euro an Spenden zusammen. Bei der Finanzierung helfen zudem 10000 Euro aus dem Orgelfonds der Landeskirche, 1000 Euro schießt der Kirchenkreis Egeln zu.

Wie wird sie klingen? Diese Frage bekommen die Osterweddinger am 16. Juni beantwortet, wenn die Orgel in St. Lambertus ertönt. "Wir wollen die Orgel regelmäßig für Programme nutzen", versichern Organistin Friedburg Unger und Werner Jankowski.